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Mordversuch-Prozess: Frau berichtet von eifersüchtigem Mann


Hamburg
Mordversuch-Prozess: Frau berichtet von eifersüchtigem Mann

Von dpa
28.01.2022Lesedauer: 3 Min.
Prozess wegen versuchten MordesVergrößern des BildesDie Vertreterin der Nebenklage (l) hält die Ehefrau des Angeklagten vor Beginn des Prozesses im Arm. (Quelle: Marcus Brandt/dpa/dpa-bilder)
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Im Prozess um den Mordversuch an einer Frau in Hamburg-Rahlstedt hat die 38-Jährige am Freitag von ihrer konfliktreichen Ehe mit dem Angeklagten berichtet. Schon zwei Jahre vor der Tat am 30. Mai vergangenen Jahres habe der 41-Jährige ihr einmal die Hände um den Hals gelegt und gedrückt, berichtete die Altenpflegerin als Zeugin und Nebenklägerin. Er habe gesagt, es sei nur Spaß gewesen. Sie sei jedoch zu einem Scheidungsanwalt gegangen und habe sich beraten lassen. Im März 2021 sei ihr Mann auf ihren Druck hin ausgezogen.

Am Tattag sei er nachmittags gekommen, um noch Kleidung und Schuhe abzuholen. In der Küche habe sie ihm gesagt, dass ihre Beziehung vorbei sei. "Es ist endgültig Schluss", habe sie bekräftigt. Er sei ruhig geblieben. Die Kinder seien an dem Wochenende nicht zu Hause gewesen. Während ihr Mann zu den im Schlafzimmer bereitgestellten Sachen ging, habe sie sich nach der Arbeit mit einem Kaffee auf die Terrasse legen wollen. Es habe jedoch eine Auflage für die Liege gefehlt.

Als sie das Polster aus dem Schlafzimmer holen wollte, habe sie plötzlich einen Schlag bekommen. Sie sei aufs Bett gefallen, und ihr Mann habe sie von hinten gewürgt, berichtete sie unter Tränen. Einmal habe er kurz von ihr abgelassen, weil sie ihm in einen Finger beißen konnte. Durch das geöffnete Fenster schrie sie um Hilfe. Dann habe er sie erneut gewürgt. Erst im Krankenhaus sei sie wieder zu sich gekommen.

Die Frau befand sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft in akuter Lebensgefahr und erlitt zahlreiche Verletzungen. Der Angeklagte soll mit mehreren zu einem Strang gebundenen Kabelbindern dermaßen auf ihren Hals eingewirkt haben, dass sie bewusstlos wurde.

Der Angeklagte verfolgte die Aussage seiner Frau unter großer Anspannung und bat mehrfach um eine Verhandlungspause. Der große, stämmige und kahlköpfige Mann atmete hörbar schwer, wischte sich Tränen aus dem Gesicht und trank immer wieder Wasser. Seine Frau, zierliche Figur, die langen braunen Haare zu einem Zopf geflochten, würdigte ihn keines Blickes.

Sie habe ihren Mann in Polen kennengelernt, berichtete die Zeugin weiter. Zwei Jahre lang hätten sie eine Fernbeziehung geführt. Dann sei sie schwanger geworden und nach Deutschland gezogen. Ende 2002 heirateten sie. "Wir haben uns Treue bis ans Lebensende geschworen", sagte die 38-Jährige. Anfangs sei die Ehe harmonisch verlaufen. "Als ich (nach Deutschland) kam, war ich so unselbstständig. Mit der Zeit bin ich selbstständiger geworden." Sie habe Deutschkurse besucht, sich im Elternrat der Schule engagiert, einen Minijob angefangen und schließlich eine Fortbildung zur Pflegedienstleiterin gemacht. "Du bist jetzt was besseres", habe ihr Mann ihr immer wieder vorgehalten. Er habe sich als Lagerist aber nicht weiter qualifizieren wollen. Der 41-Jährige ist Deutscher, aber wurde in Polen geboren.

Nach einigen Jahren habe er angefangen, sie zu kontrollieren, sagte die Frau. Unzählige Male habe er auf ihrer Arbeitsstelle angerufen. "Er musste immer wissen, wo ich bin", sagte sie. Den Sohn habe er versucht zu überreden, auf ihrem Handy heimlich eine Ortungsapp zu installieren. Sie habe sich nicht schminken dürfen. Als sie einmal Schuhe mit hohen Absätzen anziehen wollte, habe er gesagt: "Du hast einen Liebhaber!". Wenn sie im Badezimmer war, habe er sie heimlich beobachtet. Dass er sie dabei - wie von der Staatsanwaltschaft ermittelt - durchs Schlüsselloch filmte, habe sie nicht mitbekommen.

Sie habe keinen anderen Mann gehabt. "Wenn du einen hast, dann werde ich ihn umbringen", habe er gedroht. Sie habe Angst gehabt, dass er ihr Auto beschädige. Einmal sei der Reifen kaputt gewesen, weil jemand eine Schraube hineingedreht hatte. Ihr Mann sei häufig betrunken gewesen. Zwei Tage vor der Tat sei er zu dem Haus der Familie gekommen und habe vor der Tür randaliert.

Der Prozess hatte Ende November am Landgericht begonnen. Die Strafkammer hat sechs weitere Verhandlungstermine bis zum 24. Februar angesetzt.

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