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Ukrainischer Protest gegen KZ-Gedenkfeier


Hamburg
Ukrainischer Protest gegen KZ-Gedenkfeier

Von dpa
23.04.2022Lesedauer: 2 Min.
KZ-Gedenkstätte NeuengammeVergrößern des BildesBlumen liegen auf auf einem Gedenkstein mit den kyrillischen Schriftzeichen CCCP in der Hamburger KZ-Gedenkstätte Neuengamme. (Quelle: Ulrich Perrey/dpa/dpa-bilder)
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Nach scharfem Protest des ukrainischen Generalkonsulats in Hamburg hat die KZ-Gedenkstätte Neuengamme das Programm einer Veranstaltung zum 77. Jahrestag des Kriegsendes geändert. Generalkonsulin Iryna Tybinka hatte der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen vorgeworfen, weder Taktgefühl noch Einfühlungsvermögen im Zusammenhang mit dem von Russland geführten Krieg zu haben. Sie kritisierte insbesondere, dass das Programm für den 3. Mai auch einen Beitrag mit "Stimmen aus der ukrainischen/russischen Zivilgesellschaft" vorgesehen hatte.

Die Generalkonsulin hinterfragte den Begriff Zivilgesellschaft mit Blick auf Russland: "Handelt es sich hier um die Gesellschaft, welche in der letzten unabhängigen Befragung zu 81 Prozent Freude, Stolz und Zufriedenheit über Putins Politik gegenüber der Ukraine empfand? Und deren Vertreter ukrainische Kinder und Frauen mit besonderem Vergnügen vergewaltigen, foltern und töten?" Die Gedenkstätten-Stiftung präzisierte nun, dass Stimmen aus der Ukraine, aber auch den Krieg ablehnende Voten aus Russland und Belarus verlesen werden sollen.

Die Generalkonsulin begrüßte in ihrem Brief, dass die Veranstalter keine offiziellen Vertreter Russlands und Belarus' eingeladen haben. Am 12. April hatte die Stiftung erklärt: "Wir können es unseren aus vielen Staaten anreisenden Gästen nicht zumuten, dass sie und wir in diesem Jahr gemeinsam mit offiziellen Repräsentant:innen der Russischen Föderation und aus Belarus zu einem Gedenken zusammenkommen, während zeitgleich Russland mit Unterstützung von Belarus einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt."

Nach Angaben des Generalkonsulats sicherte die Gedenkstätten-Stiftung zu, dass die russischen und belarussischen Nationalfarben nicht auf Kränzen oder woanders zu finden sein werden. Es sei ferner erklärt worden, dass es sich bei dem Austausch zwischen Vertretern der ukrainischen und russischen Zivilgesellschaft nicht um einen Versöhnungsversuch handele.

Tybinka erinnerte daran, dass 77 Jahre nach der Auflösung des Konzentrationslagers keine Gedenktafel an die ukrainischen Häftlinge als größte Opfergruppe erinnere. "Trotz zahlreicher Appelle von ukrainischer Seite werden die Ukrainer bisher gezwungen, Blumen zur Gedenktafel mit der Aufschrift "UdSSR" (CCCP) niederzulegen, das heißt für ein weiteres Regime, das das ukrainische Volk gefoltert und getötet hat", schrieb die Generalkonsulin. Tybinka hatte diese Kritik bereits bei einem Besuch der Gedenkstätte im Dezember geäußert.

Die Sprecherin der Stiftung, Iris Groschek, bestätigte, dass auf einer Gedenktafel in Neuengamme das Kürzel "CCCP" (UdSSR) zu sehen sei. Das Mahnmal sei 1965 eingeweiht worden und stehe unter Denkmalschutz. Auf 22 Steinen seien die Herkunftsnationen der Häftlinge verzeichnet, so wie sie vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs auf der politischen Landkarte existierten. Die Stiftung stehe mit der Kulturbehörde im Gespräch, wie ein Gedenkort für die große Zahl ukrainischer Opfer geschaffen werden könne, sagte Groschek. "Wir hoffen natürlich, dass hierfür eine schnelle und angemessene Lösung gefunden wird", erklärte dazu das Generalkonsulat.

Tybinka will weiterhin nicht am 3. Mai nach Neuengamme fahren. Ein Sprecher des Generalkonsulats teilte aber mit: "Da uns das Gedenken an die ukrainischen Getöteten und aller Opfer anderer Nationen äußerst wichtig ist, prüfen wir inwieweit dennoch ein Vertreter des Generalkonsulats der Ukraine einen Kranz niederlegen wird. Dieser wird dann auch den jetzigen Opfern des totalitären russischen Regimes gewidmet sein."

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