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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Polizei zieht positive Bilanz Erneut prorussische Demonstration in Hannover

1.500 Teilnehmer erhofften sich die Anmelder der prorussischen Demonstration am Sonntag in Hannover. Doch sie wurden enttäuscht.
"Kriegsverbrecher! Kriegsverbrecher!". Ein Mann fährt auf dem Fahrrad an einer demonstrierenden Menschenmenge vorbei, es kommt zu Pöbeleien. Es wird nicht die einzige Diskussion am Rande der prorussischen Demonstration am Sonntag in Hannover bleiben. Wie schon Anfang April wurde in russischsprachigen Telegram-Gruppen zum Protest in der niedersächsischen Landeshauptstadt aufgerufen.
Für den Krieg in der Ukraine sei hier niemand, den Demonstrierenden gehe es laut Anmeldung um "Volksverhetzung, Mobbing und Diskriminierung der russischen Bevölkerung". Dem Aufruf folgten rund 100 Menschen, darunter auch einige bekannte "Querdenkende" und Verschwörungsideologen. Bei der prorussischen Demonstration Anfang April waren es noch über 600 Teilnehmende.
Eine Rednerin spricht von Übergriffen auf russische Geschäfte: "Wir haben Angst, dass sich die Geschichte wiederholt. Und sie ist definitiv dabei, sich zu wiederholen." Auf Nachfrage von t-online, was genau damit gemeint sei, äußert sie sich nicht. Die Rednerin Tatjana B. ist regelmäßig an Corona-Demonstrationen in Hannover beteiligt.
Ein weiterer Demonstrant geht in seiner Rede noch weiter. Er spricht von der "Neuen Weltordnung", einer antisemitischen Verschwörungstheorie. Hinter Corona stecke "Eugenik", mit dem Ziel, die Bevölkerung zu reduzieren. Von einer "Querdenken"-Demonstration sind die Redebeiträge kaum zu unterscheiden.
"Wir fühlen uns sehr schlecht, wenn wir diese Demonstration hier sehen"
Nur wenige Meter weiter sammeln sich derweil immer mehr proukrainische Gegendemonstranten. Es fallen Rufe gegen Putin und gegen Faschismus. Ein ukrainischer Teilnehmer erklärt: "Unter dieser Flagge werden Frauen vergewaltigt, Kinder getötet, Städte vernichtet. Wir fühlen uns sehr schlecht, wenn wir diese Demonstration hier sehen."
Ein anderer Mann berichtet, dass seine Heimatstadt erst gestern von russischen Raketen getroffen wurde. Immer wieder kommt es zu verbalen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Gruppen. Eine prorussische Demonstrantin wird abgeführt, nachdem sie eine polizeilich verbotene Flagge mit der Aufschrift "Vorwärts Russland" zeigt. Insgesamt zieht die Polizei eine positive Bilanz.
Schon Anfang April zogen zahlreiche Menschen in einem prorussischen Autokorso durch Hannover. Hunderte Ukrainer blockierten damals die Demoroute und bewarfen ein Auto mit Pferdemist. Der Korso musste umkehren. Nach dem gescheiterten Aufzug wurde in den russischsprachigen Chatgruppen nach Ukrainerinnen und Ukrainern gefahndet, die an den Blockaden beteiligt waren.
- "Augsburger Allgemeine": Eklat um Daniel Langhans: "Nazis geben in der Ukraine den Ton an"
- Eigene Recherche
- Reporter vor Ort