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Landtagswahl in Niedersachsen: Wahlkampf beim Bierpong in Hannover


Landtagswahl in Niedersachsen
Fällt die Wahlentscheidung beim Bierpong?

  • Patrick Schiller ist t-online Regio Redakteur in Hannover.
Von Patrick Schiller

09.10.2022Lesedauer: 3 Min.
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Mitglieder der Jungen Grünen werben in Hannover-Linden noch in der Nacht um die letzten unentschlossenen Wähler.Vergrößern des Bildes
Mitglieder der Jungen Grünen werben in Hannover-Linden noch in der Nacht um die letzten unentschlossenen Wähler. (Quelle: Patrick Schiller)

Beim Kampf um die letzten Stimmen von unentschlossenen Wählern haben die Parteien in Hannover noch einmal alles gegeben – manche sogar bis tief in die Nacht.

Es ist 23 Uhr, als der t-online Reporter auf eine Gruppe der Jungen Grünen in einer Einkaufsstraße in Hannover trifft. Es handelt sich um die Limmerstraße im einstigen Arbeiterviertel Linden. Um diese Zeit wird hier üblicherweise "gelimmert": Zahlreiche Menschen beleben die für ihre schrille, alternative und multikulturelle Gastroszene bekannte Straße bis zum frühen Morgengrauen. Das ist hier so üblich. Es wird getrunken, geraucht und gefeiert. Der Stadtteil ist traditionell vom linken Parteienspektrum hart umkämpft.

Die Jungen Grünen, die hier ihren improvisieren Wahlkampfendspurt feiern, geben sich am späten Abend erwartungsfroh hinsichtlich des anstehenden Wahltages. Mit dabei ist auch Leon Flores Monteiro, Sprecher der Grünen Jugend Hannover. Der 22-Jährige steht in einem Pulk von etwa zwei Dutzend Menschen entlang der Bahngleise der historischen Straße.

Wer verliert, muss trinken

Wie die anderen Leute hier freut sich Monteiro über die Idee mit dem Wäscheständer und den Plastikbechern. Das Bier- und Geschicklichkeitsspiel ist beliebt, vor allem an einem so typischen Abend in dem Stadtteil. Wer mit einem Tischtennisball die mit Bier gefüllten Becher seines Gegners trifft, zwingt ihn, diese auszutrinken. Es entstehen Gespräche, selbst mit Leuten, die eigentlich nicht zum Wählerpotenzial der Partei zählen.

Newsblog zu Niedersachsen-Wahl: Wahllokale in Niedersachsen sind geöffnet

"Wir haben damit noch mal wirklich viele Menschen ansprechen können", erzählt Monteiro. In der Gruppe junger Menschen steht auch ein angetrunkener junger Mann. Seinen Namen möchte er nicht nennen, auch nicht, ob die Aktion der Jugendorganisation seine Wahlentscheidung noch einmal beeinflusst hat. Doch er sagt, dass er sich über die Idee freue und anders wahrscheinlich nicht mit Mitgliedern der Partei ins Gespräch gekommen wäre.

Die Gruppe der Junger Grünen freut sich darüber, vor allem aber auch auf den Wahltag. Aktuelle Umfragen sehen die Grünen bei mindestens 16 Prozent, eine Regierungsbeteiligung gilt damit als nahezu beschlossen, da CDU und SPD nicht mehr in einer Großen Koalition miteinander regieren wollen. Doch in den Koalitionsverhandlungen kommt es auf jede Stimme an, meint auch Monteiro: "Da wollen wir noch mal alles geben. Und beim Bierpong kommen auch noch mal Leute auf uns zu, die am Sonntag sonst vielleicht nicht wählen gegangen wären –, damit wir möglichst viele grüne Themen durchsetzen können", sagt er.

Kneipenwahlkampf

Während die grüne Jugend auf ihrem Eroberungsfeldzug im linken Stadtviertel wildert, ist auch die SPD zu später Stunde unterwegs. t-online trifft eine größere Gruppe der Jusos in der Nordstadt. Mit dabei ist auch der Landtagsabgeordnete der SPD, Alptekin Kirci. Kirci tritt am Sonntag im Bezirk Hannover-Mitte an. Zusammen mit den Mitgliedern der Jugendorganisation der Sozialdemokraten zieht er durch das hannoversche Kneipenviertel der Nordstadt. "Die Wahl ist noch nicht entschieden, gerade in so einem umkämpften Viertel wie der Nordstadt", sagt Kirci t-online.

Er und seine Genossen gehen auf die Kneipengäste zu, verteilen Werbegeschenke, versuchen sie in ein Gespräch zu verwickeln. Manche lehnen ab, manche freuen sich, zeigen sich offen. "Einige wussten nicht einmal, dass am Sonntag gewählt wird", sagt Kirci. "Da zeigt sich dann, dass sich auch so ein später Einsatz noch einmal lohnt", sagt er.

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Mit dem bisherigen Wahlkampf seiner Partei zeigt sich der Jurist, der seit 2017 im niedersächsischen Landtag als Abgeordneter seinen Wahlkreis vertritt, zufrieden. Vor allem der Wahlkampfabschluss an der Marktkirche mit Bundeskanzler Olaf Scholz sei gelungen gewesen, sagt der 51-Jährige, der sich vor allem von dem Auftritt der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer beeindruckt zeigte.

Fortsetzung der Großen Koalition unwahrscheinlich

Am Sonntag sind knapp 6,1 Millionen Menschen in Niedersachsen berechtigt, ihren neuen Landtag zu wählen. In den jüngsten Umfragen lag die SPD mit Ministerpräsident Stephan Weil, der eine dritte Amtszeit anstrebt, knapp vor der CDU mit Herausforderer Bernd Althusmann. Bisher regieren die beiden Parteien zusammen, eine Fortsetzung der Großen Koalition gilt allerdings als unwahrscheinlich.

Regierungschef Weil hofft auf eine Neuauflage von Rot-Grün. Ein solches Bündnis führte er schon von 2013 bis 2017 an. Dominierendes Wahlkampfthema war die Energiekrise – das Ergebnis der Landtagswahl wird daher auch auf Bundesebene mit Spannung erwartet.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
  • Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa
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