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Hannover: MHH-Streik – So belastend ist der Alltag des Pflegepersonals


Streik an der MHH
"Wir werden den Patienten überhaupt nicht mehr gerecht"


Aktualisiert am 16.08.2024Lesedauer: 2 Min.
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Streik an der MHH: Das Pflegepersonal übergab seine Forderungen nach einem Entlastungstarifvertrag laut Verdi am 8. Mai an das MHH-Präsidium. Ein Ultimatum sei verstrichen.Vergrößern des Bildes
Warnstreik an der MHH: Das Pflegepersonal übergab seine Forderungen nach einem Entlastungstarifvertrag laut Verdi am 8. Mai an das MHH-Präsidium. Ein Ultimatum sei verstrichen. (Quelle: Verdi-Landesbezirk Niedersachsen-Bremen)

Beschäftigte der MHH fordern einen Entlastungstarifvertrag. Zwei von ihnen berichten, wie hoch die Belastung in ihrem Alltag ist.

Ein Nachtdienst ist Kinderkrankenschwester Rut Wilde stark in Erinnerung geblieben, auch wenn er schon Jahre her ist. Er ließ sie den Personalmangel besonders stark spüren. In einem Zimmer auf der Kinderintensivstation der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) war ein frisch am Herzen operiertes Kind untergebracht sowie eines, das an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen war. In einem weiteren vier Kinder, die ebenfalls intensiv gepflegt werden mussten. Und im Zimmer daneben lag ein Kind im Sterben. Neben Wilde waren nur zwei weitere Krankenschwestern da, eine war erkrankt. Drei Schwestern mussten sich also um sieben Kinder kümmern, gleichzeitig deren Angehörige begleiten. "Das sind Situationen, die dürfen nicht passieren", sagt Wilde rückblickend.

Deshalb haben sie und einige ihrer Kollegen der MHH am Freitag vorübergehend ihre Arbeit niedergelegt. Mit dem Warnstreik fordern sie einen Entlastungstarifvertrag. Denn der Personalschlüssel in der Pflege ist weiterhin niedrig, auch auf Wildes Station. "Auf der Station gibt es 18 Betten. Aktuell können wir aber nur acht bis maximal zehn Betten belegen", sagt die 52-Jährige. "Das Equipment ist zwar da, aber das Personal nicht."

"Es wird immer schlimmer"

So müssten die Oberärzte zusammen mit der Stationsleitung jeden Tag aufs Neue entscheiden, welcher Patient einen Platz bekommt und welcher nicht. "Ich fühle mich in solchen Momenten ganz, ganz schlecht", sagt Wilde. Es sei jeden Tag, in jeder Schicht aufs Neue schlimm und tue weh. "Da steht man so oft zwischen Stühlen und geht über das normale Maß hinaus, um allem gerecht zu werden."

Der Entlastungstarifvertrag soll laut Angaben der Gewerkschaft Verdi bedarfsgerechte Personalschlüssel bringen. Außerdem soll er einen Ausgleich durch freie Tage bieten, wenn der vereinbarte Personalschlüssel unterschritten wird. Nach früheren Angaben der MHH könne diese als Landesbetrieb keine eigenen Tarifregelungen treffen. Das MHH-Präsidium habe eine Vereinbarung zu Entlastungsmaßnahmen angeboten.

Wilde kann nicht verstehen, warum sich die Situation nicht verbessert. Es mache sie traurig und wütend. "Wir sagen seit mehreren Jahren, dass Pflegenotstand herrscht. Aber anstatt, dass sich etwas ändert, wird es immer schlimmer."

"Wenn jemand in den Urlaub geht, bricht alles zusammen"

So erlebt es auch Merle Nikutta. Die 54-Jährige arbeitet als medizinische Fachangestellte in der Nuklearmedizin. "Wir werden den Patienten überhaupt nicht mehr gerecht", sagt sie. Es sei zu wenig Zeit vorhanden, um für sie da zu sein. "Wenn dann eine in den Urlaub geht oder einer mal krank wird, bricht alles zusammen."

Das belaste auch das Team. "Das stresst uns ungemein, sodass wir dann nicht mehr ganz so freundlich miteinander umgehen", sagt sie. "Jeder fragt sich: 'Wie schaffen wir das alles?'" Nikutta leide mittlerweile unter Schlafstörungen, viele ihrer Kolleginnen ebenfalls.

"Das macht mich sehr traurig. Ich habe den Beruf gelernt, weil ich für Menschen da sein will", sagt sie. "Das kann ich aber gerade nicht."

Verwendete Quellen
  • Gespräche mit Beschäftigten der Medzinischen Hochschule Hannover (MHH)
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