Hannover Erster Verkaufstag ohne Maskenpflicht für viele Geschäfte

Auch am ersten Verkaufstag ohne verpflichtendes Masketragen haben die Kunden in vielen Geschäften wegen der hohen Infektionszahlen lieber Vorsicht walten lassen. "In schätzungsweise 90 Prozent der Fälle wird weiter die Maske aufgezogen", hieß es am Montag aus dem Handelsverband Niedersachsen-Bremen. Dies sei in etwa der erste Eindruck, den man aus Rückmeldungen der Mitgliedsbetriebe erhalten habe, sagte Hauptgeschäftsführer Mark Alexander Krack. "Nur ein relativ geringer Anteil entscheidet sich schon gegen die Maske."
Die Dachorganisation der Einzelhändler im Nordwesten gehe davon aus, dass die freiwillige Nutzung des Mund-Nasen-Schutzes noch eine Weile anhält - "auch angesichts der hohen Inzidenzen und persönlichen Betroffenheit, wenn man Quarantäne vermeiden und das eigene Risiko minimieren will". Gleichzeitig verzichte der Großteil der Einzelhändler darauf, über das Hausrecht die Maskenpflicht zu erhalten. Aber auch Beschäftigte behielten aus eigenem Antrieb den Schutz bei. "Wenn es wärmer wird, könnte es eine Veränderung geben", vermutete Krack. "Wer mag es dann schon, etwa im Textilgeschäft neue Kleidung mit Maske anzuprobieren?"
Der mögliche Verzicht auf die Mund-Nasen-Abdeckung im Laden ergibt sich aus der überarbeiteten niedersächsischen Corona-Verordnung, die seit Sonntag gilt. Laut dem Bundesinfektionsschutzgesetz können die Länder nur noch niedrigschwellige Corona-Schutzmaßnahmen anordnen, zum Beispiel eine Maskenpflicht im Nahverkehr oder in Kliniken. In Geschäften ist in der Regel ab sofort dagegen keine Maskenpflicht mehr vorgeschrieben. Eine Rückkehr dazu kann es in Ausnahmefällen und in lokalen Corona-Hotspots geben. Zum Schutz des Personals können außerdem nach wie vor spezielle Hygienekonzepte umgesetzt werden.
Im vorigen Jahr galt für wenige Tage in niedersächsischen Geschäften abseits des täglichen Bedarfs auch die 2G-Regel. Dadurch waren Menschen, die weder gegen das Coronavirus geimpft noch genesen waren, vom Einkauf ausgeschlossen. Das Oberverwaltungsgericht hatte dies kurz vor Weihnachten gekippt - weitere Bundesländer folgten. Seitdem mussten Kunden in Niedersachsen zwar eine FFP2-Maske im Laden tragen, ein Impf- oder Testnachweis musste aber nicht mehr vorgezeigt werden.
Einige Handelsketten hatten schon angekündigt, von der Maskenpflicht per Hausrecht keinen Gebrauch zu machen. Manche riefen aber auch zu freiwilligen Schutzmaßnahmen auf. Bei Ikea etwa hieß es: "Angesichts des dynamischen Infektionsgeschehens weisen wir gern darauf hin, dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes auch weiterhin sich selbst und andere schützt." MediaMarktSaturn äußerte sich ähnlich: "Wir bitten unsere Kunden und werben dafür, weiter eine Schutzmaske zu tragen."
Der in Niedersachsen beheimatete Drogerie-Riese Rossmann bewertete es als positiv, dass die Beschränkungen für den Einzelhandel nun im Wesentlichen aufgehoben sind. Diese hätten den Innenstädten massiv geschadet, sagte Geschäftsführer Raoul Roßmann der Deutschen Presse-Agentur. "Das Masketragen kann man aber gern noch ein bisschen verlängern." Auch einige der Regeln für den gesamten Handel seien überzogen gewesen - vor allem 2G, was den Staat viel Geld gekostet und die Betriebe zu Vehikeln des Drucks auf Impfgegner gemacht habe. "Es ist vollkommen überfällig, das aufzuheben", meinte Roßmann.