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Ärzte laufen Sturm gegen geplante Biontech-Deckelung


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Ärzte laufen Sturm gegen geplante Biontech-Deckelung

Von dpa
21.11.2021Lesedauer: 3 Min.
Corona-ImpfstoffVergrößern des BildesEine Arzthelferin hält eine Ampulle mit dem Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer in der Hand. (Quelle: Lennart Preiss/dpa/Symbolbild/dpa-bilder)
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Ärztinnen und Ärzte in Niedersachsen protestieren erbittert gegen die angekündigte Begrenzung der Biontech-Impfstofflieferungen. Die Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, Martina Wenker, wies die Pläne als eine "weitere Fehlorganisation" des geschäftsführenden Bundesgesundheitsministers Jens Spahn (CDU) zurück. Die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen verlangte am Sonntag, die "gravierende Fehlentscheidung" zu revidieren - und sprach gar von "Sabotage der Impfkampagne". Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens mahnte ausreichende Lieferungen des Impfstoffs von Biontech/Pfizer an.

Die Praxen hätten für die nächsten Wochen viele Impftermine vereinbart, dabei habe man den Patientinnen und Patienten den Impfstoff von Biontech angekündigt, mahnte die SPD-Politikerin. "Die Umstellung auf Moderna kompliziert die Impfkampagne und löst viele Beratungsgespräche aus." Aus ihrer Sicht wäre es wichtig gewesen, vor allem den niedergelassenen Ärzten mehr Zeit zu geben, um sich auf den anderen Impfstoff vorzubereiten. Auf der Gesundheitsministerkonferenz am Montag werde mit dem Bund beraten, "wie das von Bundesminister Spahn ausgelöste Chaos beseitigt werden kann".

Wenker sagte am Samstag der Deutschen Presse-Agentur: "Das Hauptproblem ist, dass wir den Moderna-Impfstoff nach der neuesten Stiko-Empfehlung bei bestimmten Personengruppen nicht einsetzen dürfen. Alle unter 30 Jahre - Kinder, Jugendliche und Erwachsene und zudem alle Schwangeren - müssen mit Biontech geimpft werden." Stiko ist die Abkürzung für Ständige Impfkommission.

Aktuelle Analysen zeigten, dass Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen bei Jungen und jungen Männern sowie bei Mädchen und jungen Frauen nach der Impfung mit Moderna (Spikevax) häufiger beobachtet würden als nach der Biontech-Impfung. Der Moderna-Impfstoff sei gut, effektiv und hervorragend geeignet für über 30-Jährige, betonte Wenker, die als Oberärztin und Lungenfachärztin in einer Klinik arbeitet. Seit der Einführung beider Präparate ist laut Stiko bekannt, dass sie "in seltenen Fällen" Herzmuskel- und/oder Herzbeutelentzündungen bei jüngeren Menschen zur Folge haben können.

Das Bundesgesundheitsministerium hatte in einem Schreiben an die Länder betont, dass bis Jahresende genug Impfstoff auch für Auffrischungsimpfungen zur Verfügung stehe. Neben dem Präparat von Biontech/Pfizer solle dafür aber vermehrt das von Moderna eingesetzt werden. Andernfalls drohten eingelagerte Moderna-Dosen ab Mitte des ersten Quartals 2022 zu verfallen. Für Biontech sollten daher Höchstbestellmengen definiert werden. Praxen sollen demnach vorerst maximal 30 Dosen pro Woche bestellen können, Impfzentren und mobile Impfteams 1020 Dosen. Betont wird: "Bestellungen für Moderna-Impfstoff werden keiner Höchstgrenze unterliegen und vollumfänglich beliefert."

Die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen warnte, in den vergangenen Tagen seien Tausende von Impfterminen in den Praxen vor allem für Booster-Impfungen mit dem Biontech-Vakzin vereinbart worden. In der ersten Impfwelle im Frühjahr und Frühsommer sei überwiegend dieser Impfstoff verwendet worden, ein ausreichendes Kontingent für die Booster-Impfkampagne sei zugesagt worden. Die Budgetierung sei ein "weiterer Planungsfehler". "So erbost habe ich Ärztinnen und Ärzte noch nie gesehen", sagte ein Sprecher.

Auch Wenker warnte: "Die Arztpraxen haben ihre Patienten teils auf Wochen vorbestellt und entsprechend Impfstoff von Biontech bestellt, der eine erfreuliche Akzeptanz hat. Jetzt soll die gesamte Impflogistik schlagartig umgestellt werden. Das geht nicht", betonte sie mit Blick auf unterschiedliche Größen- und Dosierungsbedingungen der Impfstoffe von Biontech und Moderna. Der Moderna-Impfstoff werde idealerweise an die mobilen Impfteams gegeben oder an Impfzentren, die wieder aktiviert werden müssten. "Dort kann eine höhere Anzahl von Menschen geimpft werden. Dann wäre es anders als in Arztpraxen nicht so wichtig, ob der Impfstoff wie bei Biontech in 6er-Packs oder wie bei Moderna in 10er- oder 20er-Packs verimpft werden muss."

Auch Kinder- und Jugendärzte in Niedersachsen schlossen sich der Kritik an. Die "fehlende Verlässlichkeit" in der Impfstoffbelieferung werde zu immensen Problemen in den Impfsprechstunden der niedergelassenen Ärzte führen, warnte Tilman Kaethner, Landesverbandsvorsitzender des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte. Viele Praxisinhaber hätten für Wochenenden Impfkampagnen geplant. Diese Planungen würden durch die Beschränkungen über den Haufen geworfen.

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