Veranstaltungen in Frankfurt: Vielseitigkeit und Kreativität – aber bitte überall

Seit dem Wochenende präsentiert Frankfurt am Main seine in Eigenregie organisierte Fashion Week. Die Veranstaltung kann sich sehen lassen – doch ein Beigeschmack bleibt.

Am kommenden Wochenende stehen die Frankfurter und Frankfurterinnen vor einer schweren Entscheidung: Auftakt zum Grüne-Soßen-Festival oder die letzten Veranstaltungen der Frankfurt Fashion Week? Oder einfach beides und direkt vom Catwalk in der MyZeil auf die Bierbank am Rossmarkt.

Was sich für viele außerhalb der Mainmetropole nach einem eher gegensätzlichen Event-Angebot anhört, ist für viele genau der Grund, warum man in dieser Stadt lebt: Sie kann eben beides. Oder hat zumindest den Anspruch, beides zu können. Denn zugegebenermaßen ist Frankfurt international nicht als das Mode-Mekka bekannt, das Oberbürgermeister Peter Feldmann gerne heraufbeschwört, wenn er über die Frankfurt Fashion Week spricht. Das soll sich mit der aktuellen, in Eigenregie organisierten Fashion Week ändern. Ein wahrer Kraftakt für das Team der Wirtschaftsförderung Frankfurt, die das Event zum ersten Mal veranstaltet: Nachdem die Premium-Group im Februar 2022 verkündet hatte, die Fashion Week wieder zurück nach Berlin zu holen, musste das Konzept für die Stadt neu entwickelt werden.

Daneben hagelte es Kritik: Die Linke in Frankfurt sprach von einem "millionenschweren Desaster" für die Stadt. Zuschüsse seien nicht an klare Bedingungen gekoppelt gewesen, Frankfurt als Messestandort sei von der Premium Group vorgeführt worden. Doch innerhalb weniger Monate stellte man ein neues Programm auf die Beine, welches sich durch die Auftaktshows von Designern wie René Storcks oder Samuel Gärtner auf dem Eisernen Steg durchaus sehen lassen konnte. Nur wurde es eben eher vor Ort gesehen, überregional findet die Veranstaltung noch wenig Beachtung. Neben ein paar ehemaligen Kandidatinnen von "Germany's next Topmodel" und Social-Media-Größen vermisste man prominente Influencer und Influencerinnen der Modeindustrie.

Stadt Frankfurt sagt Bahnhofsviertelnacht 2022 ab

Dabei präsentiert sich die kreative Seite Frankfurts als durchaus interessant und vielfältig – doch auch einige Bürger und Bürgerinnen werden nicht so richtig warm mit der Idee, dass Frankfurt seinen Schwerpunkt nun anscheinend auf Mode legt. Erst Anfang Juni kritisierte der Verein Doña Carmen die Stadt öffentlich, weil sie die 13. Bahnhofsviertelnacht unter "fadenscheinigen Vorwänden" abgesagt habe. Der Grund: Zu wenig Zeit für ein Programmkonzept, das der Vielfalt des Bahnhofsviertels gerecht werde, und Pandemie-bedingter Arbeitskräftemangel im Veranstaltungssektor. Dass die Stadt allerdings trotzdem die Fashion Week veranstaltet und laut Medienberichten mit 750.000 Euro unterstützen kann, trifft auf gerechtfertigte Kritik.

Unterm Strich gilt also: Eine Plattform für Vielseitigkeit, kreative Köpfe und Modeschaffende in Frankfurt – ja, gerne. Aber bitte in allen Bereichen der Stadt, auch im Frankfurter Bahnhofsviertel. Wer sich Kreativität und Vielfältigkeit auf die Veranstaltungsfahne schreibt, sollte sie auch überall hissen.