Großefehn Boßelkugeln aus Pockholz: Ostfriesische Handwerkskunst endet
Ein Stück ostfriesische Boßeltradition neigt sich dem Ende zu: Berufsdrechsler Heinrich-Jürgen Eden aus Großefehn (Landkreis Aurich) will mit der Fertigung von Boßelkugeln aus hartem Pockholz aufhören. Der 72-Jährige ist der letzte Handwerker im Norden, der in seiner Werkstatt noch die Sportgeräte nach alter Tradition aus dem Tropenholz dreht. Nun denkt er an den Ruhestand, wie Eden der Deutschen Presse-Agentur sagte. Seine letzten Rohlinge wolle er in diesem Jahr zu Kugeln verarbeiten. Künftig dürften neue Pockholzkugeln damit kaum noch zu bekommen sein.
Zwar haben beim Boßeln, dem besonders in Ostfriesland beliebten Straßensport, seit den 1980er Jahren Kunststoff- und Gummikugeln die Holzexemplare abgelöst. Bei ambitionierten und traditionsbewussten Hobbywerfern sind Edens Sportgeräte aber noch gefragt - und werden auf Bestellung sogar in die ganze Welt verschickt.
Der Friesische Klootschießerverband (FKV) bedauert, dass mit dem Ruhestand von Heinrich-Jürgen Eden nicht nur Handwerkswissen verloren gehe, sondern auch ein Stück Boßeltradition. "Damit verschwindet natürlich auch so ein bisschen ein Teil der Geschichte und des Geschichtsbewusstseins. Das ist ganz klar ein Verlust", sagte Verbandsvorsitzender Helfried Goetz der Deutschen Presse-Agentur.
Allein in Ostfriesland und um Oldenburg sind mehr als 30.000 Boßlerinnen und Boßler in Vereinen organisiert. Zusammen mit den Hobbyboßlern dürften es in ganz Norddeutschland noch einige Zehntausend mehr sein.