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Karlsruhe: "Übermoralisierung" im Streit um Straßennamen


Streit um Straßennamen
Historiker warnt vor "Übermoralisierung" der Geschichte

Von dpa, t-online
Aktualisiert am 09.06.2020Lesedauer: 2 Min.
Ein Straßenschild mit dem Namen "Richard-Wagner Str.": Der deutsche Musiker ist beliebt und umstritten.Vergrößern des BildesEin Straßenschild mit dem Namen "Richard-Wagner Str.": Der deutsche Musiker ist beliebt und umstritten. (Quelle: Foto: Uli Deck/dpa-bilder)
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Im Streit um Straßennamen in Karlsruhe hat ein Historiker davor gewarnt, die Menschen aus der Vergangenheit in gut und böse einzuteilen. Oftmals waren sie das Ergebnis ihrer Zeit.

Derzeit wird in Karlsruhe wie in anderen Städten darüber diskutiert, inwiefern es richtig ist, Straßen umzubenennen oder zu kommentieren, wenn von den Namenspaten auch undemokratisches, nationalistisches oder antisemitisches Gedankengut überliefert ist.

Der Heidelberger Historiker Sven Externbrink hat in dieser Debatte vor einer "Übermoralisierung" gemahnt. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte sei nötig. Der Uni-Professor warnt aber: "Wir sollten unsere überhöhten moralischen Ansprüche nicht an Menschen der Vergangenheit richten."

In Karlsruhe sind in der Diskussion unter anderem Straßennamen, die nach dem Philosophen Johann Gottlieb Fichte (1762-1814) und dem Komponisten Richard Wagner (1813-1883) benannt sind.

Richard Wagner hat schon zu Lebzeiten polarisiert: Er war ein gefeierter Komponist, soll aber auch ein Antisemit gewesen sein. Zu einem seiner späteren Fans gehörte auch Adolf Hitler.

"Historische Persönlichkeiten vom Podest holen"

Auch der deutsche Philosoph Fichte ist heutzutage umstritten. Als die Widerstandsgruppe "Weiße Rose" gegen Hitler kämpfte, spielte Johann Gottlieb Fichte eine wichtige Rolle für sie. Ihr Förderer, Kurt Huber, berief sich 1943 in seinem Schlusswort vor dem Volksgerichtshof auf den großen Philosophen der Freiheit und moralischen Verantwortung. "Mein System ist das erste System der Freiheit", hatte Fichte 1795 verkündet, für den erst die französische Revolution "die politischen Fesseln des Menschen zerbrochen hat".

Man kann Fichte aber auch als Nationalisten bezeichnen. Er hatte nicht nur eine deutsche Außen- und Handelspolitik sowie eine allgemeine Wehrpflicht gefordert. Überdies rief er auch zu einer "Nationalerziehung" und zur Emanzipation von der französischen Fremdherrschaft auf.

Laut Externbrink könne man die eine oder andere historische Persönlichkeit ruhig etwas von ihrem hohen Podest holen, ohne dass deren große Leistungen berührt würden. Wichtig sei aber, Menschen in ihrer Zeit zu sehen, betonte der Historiker.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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