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Ehrenamtstag Köln: Diese Organisationen sind unter den Preisträgern


Ehrenamtstag in Köln
Ein Tag der Menschlichkeit


Aktualisiert am 04.09.2023Lesedauer: 5 Min.
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Historisches Rathaus Köln: Oberbürgermeisterin Henriette Reker mit den Preisträgerinnen und Preisträgern.Vergrößern des Bildes
Im Historischen Rathaus Köln: Oberbürgermeisterin Henriette Reker mit den Preisträgerinnen und Preisträgern. (Quelle: Tim Hildebrandt)

Der Sonntag stand in Köln im Zeichen des Ehrenamts. Die Stadt ehrte Ehrenamtliche, zudem waren viele Organisationen vertreten.

159 Bewerbungsvorschläge gingen bei der Stadt ein, auf einen Bruchteil dessen musste sich die Jury um Oberbürgermeisterin Henriette Reker festlegen: Die Preisträgerinnen und Preisträger der diesjährigen Ehrenamtspreise stehen fest, am Sonntag hat die Stadt Köln sie im historischen Rathaus ausgezeichnet.

Gleich nebenan fand passenderweise der Ehrenamtstag auf dem Heumarkt statt, bei dem sich über 60 ehrenamtliche Organisationen und Initiativen vorstellten und in Kontakt mit Bürgerinnen und Bürgern kamen. Ein Tag der Menschlichkeit, mitten in der Kölner Altstadt.

Dieser Tag habe vor allem einen Zweck, eröffnete die Oberbürgermeisterin die Preisverleihung am Sonntagvormittag: "Es ist wichtig, dass wir uns immer wieder bewusst machen, dass viele Aspekte des öffentlichen Lebens ohne das Ehrenamt nicht möglich wären", begann sie. "Dieser Tag ist auch für die da, die tagtäglich ihrer ehrenamtlichen Arbeit nachgehen, ohne dass davon Notiz genommen wird, weil sie für sie selbstverständlich ist." Es sei eine Arbeit, die an vielen Menschen unbemerkt vorbeigehe, aber dennoch essenziell für viele gesellschaftliche Bereiche sei.

An die Community etwas zurückgeben

Dem schloss sich Ekrem Bora, vielen bekannt als Eko Fresh, diesjähriger Ehrenamtspate und Rapper von Beruf, an. Insbesondere Letzteres stände mit dem Ehrenamt mehr in Verbindung als manche denken, "als Rapper gibt man auch immer an die Community zurück." Ähnliches gelte auch für das Ehrenamt, sagte der 40-Jährige, der überdies am gleichen Tag Geburtstag feierte und sich schon seit Jahren für gesellschaftliches Engagement starkmacht. Er sei stolz darauf, mit seiner Reputation dabei helfen zu können, das Ehrenamt noch bekannter zu machen und er hoffe, neue Anreize für neue Engagements vermitteln zu können.

Der Rapper als Ehrenamtspate und der Preis selbst sollen Öffentlichkeit für bürgerliches Engagement schaffen. Und so wurden in diesem Jahr abermals neun Einzelpersonen, Organisationen und Unternehmen ausgezeichnet, die schon jahrelang – wenn nicht jahrzehntelang – das städtische Treiben maßgeblich mitgestaltet haben.

Das sind die Preisträger

Hendrik Rawe beispielsweise gründete 2017 erstmals in der Geschichte der Feuerwehr Kölns eine freiwillige Löschgruppe, die sich vor allem um das Stadtgebiet Kalk und Umgebung kümmert. Mittlerweile gehören der Löschtruppe mehr als 50 Mitglieder an, mehr als 300 Mal wird sie pro Jahr zu Einsätzen gerufen, also fast jeden Tag.

Eine andere Preisträgerin ist Erika Wittmann. Sie unterstützt schon seit 1999 Menschen, die von Armut betroffen sind und verteilt über den Verein "Sack e.V." Lebensmittelpakete und alles, was das Leben so erfordert. "Meine Motivation sind einfach die Menschen", sagte sie während ihrer Dankesrede. "Ich liebe sie und ich kann nicht zugucken, wenn es ihnen schlecht geht und sie Hunger leiden." Rawe und Wittkamp wurden jeweils mit dem Ehrenamtspreis für Einzelpersonen ausgezeichnet.

Die Gruppenpreise gingen dieses Jahr an den Verein "Kulturliste Köln e.V." sowie an die Mitglieder des Arbeitskreises Politik der Kölner Willkommensinitiativen. Während sich die Kulturliste dafür einsetzt, dass Menschen ohne die entsprechenden finanziellen Mittel dennoch in den Genuss der vielfältigen Kulturszene Kölns kommen, agiert der Arbeitskreis als Schnitt- und Vermittlungsstelle zwischen der Politik und den zahlreichen Willkommensinitiativen innerhalb Kölns. Die sehen sich vor allem seit 2015 mit einem erhöhten Mehraufwand konfrontiert.

Auch schulisches Engagement ausgezeichnet

Beim schulischen Engagement stachen das Berufskolleg Ulrepforte (BKU) sowie das Gymnasium Kreuzgasse hervor. Das Berufskolleg Ulrepforte engagiert sich bereits seit Mitte der Sechzigerjahre für bedürftige Mitbürgerinnen und Mitbürger. Es organisiert alljährlich zur Vorweihnachtszeit Geschenke- und Lebensmittelaktionen für bedürftige Familien. Das Gymnasium Kreuzgasse hingegen hat sich zum Ziel gesetzt, mithilfe seines Erinnerungskonzepts im Nationalsozialismus getötete jüdische Mitschülerinnen und Mitschüler zurück ins Gedächtnis der Schulgemeinde zu rufen. So will es aktiv gegen die Vergessenskultur ankämpfen.

Mit der Zurich Gruppe Deutschland (ZGD) wurde darüber hinaus unternehmerisches Engagement gewürdigt. Seit 2012 bietet sie ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Chance, sich gesellschaftlich einzubringen. Dafür hat das Versicherungsunternehmen einen sogenannten "Community Tag" eingeführt. An dem können Mitarbeiter einmal im Jahr den Gang zu einer gemeinwohlorientierten Organisation antreten, anstatt ins Büro.

Über den Miteinander-Preis für Demokratie und Vielfalt in der Kategorie der Einzelpersonen kann sich in diesem Jahr Joanna Peprah freuen. Sie setzt sich innerhalb der Initiative "Schwarze Menschen in Deutschland e.V." für mehr Sichtbarkeit und Rücksichtnahme ein. Darüber hinaus leistet sie wichtige Arbeit im Bereich Antirassismus und Black Empowerment.

Als Gruppe wiederum wurde die Regionalgruppe Köln des Vereins "InterGREATer e.V." ausgezeichnet. Der hat sich auf die Fahne geschrieben, Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund für den Bildungsweg zu sensibilisieren und ihnen am eigenen Beispiel zu zeigen, dass es trotz schwieriger familiärer Verhältnisse und/oder Diskriminierungserfahrungen möglich ist, erfolgreich zu sein – ungeachtet individueller Erfolgsdefinitionen.

Initiativen und Organisationen nutzen Gelegenheit zur Kontaktaufnahme

Während im Rathaus also die Preisträgerinnen und Preisträger ausgezeichnet wurden und ihre wohlverdiente Aufmerksamkeit erhielten, bauten über 60 Organisationen und Initiativen nur einen Steinwurf entfernt Stände und Schilder auf, um die Aufmerksamkeit ihrer Mitbürger zu erhaschen. Obwohl auf der Bühne vor dem Reiterdenkmal bis etwa 17.00 Uhr Programm anstand, waren sie laut unserem Reporter das Herzstück des Ehrenamtstages.

Die Deutsche Rheuma-Liga beispielsweise, mit ihrem Stand zwischen Alter Markt und Heumarkt, zählt rund 1.500 Mitglieder nur in Köln. Sie setzt sich permanent für die Interessen von Menschen mit Rheuma ein. 18 Personen arbeiten in Köln im Ehrenamt für den Verein, der den Ehrenamtstag gewissermaßen als Notwendigkeit ansieht. "Es braucht Menschen, die sich einsetzen und Menschen, die auf das Ehrenamt aufmerksam machen", sagt Georg Kötter. Dafür sei der Ehrenamtstag die perfekte Anlaufstelle.

Vielfältige Initiativen – vielfältige Probleme

Ähnliches hatte auch der Verein "Kölner Suchthilfe e.V." zu berichten, nur zwei Stände die Straße runter. Über 150 Personen nähmen jede Woche das Angebot des Vereins in Anspruch, das sich vor allem über Selbsthilfegruppen für Suchtkranke definiere. Auch die "Kölner Suchthilfe" begrüßt die Idee des Ehrenamtstages und weiß, woran es in Köln mangelt: "Die Raumsituation ist angespannt", waren sich die anwesenden Ehrenamtlichen einig. "Hier könnte noch gerne ein wenig nachgeholfen werden."

Der ambulante "Kinder- und Jugendhospizdienst Köln-Nord" hingegen sieht ein anderes aktuelles Problem. "Seit Corona ist ganz klar erkennbar, dass sich weniger Leute engagieren", sagt Claudia von Ley, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit der Organisation. Der Hospizdienst vermittelt Ehrenamtliche an Familien, in denen sich Kinder und Jugendliche mit lebensverkürzenden Maßnahmen konfrontiert sehen. Der Verein sorgt so für Entlastung der Familien und gleichzeitig für ein neues Lebensgefühl der Betroffene.

Über 120 Ehrenamtliche sind für den Verein in ganz Köln unterwegs, alleine in Köln-Mitte und im Kölner Norden betreut der Verein 40 Familien mit 80 Ehrenamtlichen. "Und selbst das reicht nicht", sagt von Ley, "wir müssen Familien auf die Warteliste nehmen, so knapp ist es derzeit." Es ist ganz einfach: bürgerliches Engagement ist ein notwendiges Gut in unserer Gesellschaft. Am Sonntag ist es an der Zeit gewesen, danke zu sagen.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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