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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Sofa-Aufstieg am Wochenende? Wieso der FC-Sportdirektor noch nicht feiern will

Der 1. FC Köln steht kurz vor der Bundesliga-Rückkehr. Schon am Samstag könnten die Geißböcke auf dem heimischen Sofa den Aufstieg feiern. Sportdirektor Thomas Kessler hat jedoch einen anderen Plan.
Es schien, als hätte sich der 1. FC Köln beinahe schon mit dem 1:1-Unentschieden gegen den 1. FC Nürnberg abgefunden. Auch mit einem Punkt hätten die Kölner im Aufstiegsrennen noch alles in der eigenen Hand gehabt, hätten im Zweifel am letzten Spieltag gegen den 1. FC Kaiserslautern aber womöglich einen Sieg gebraucht.
In der letzten Minute der regulären Spielzeit hatte Tim Lemperle aber das richtige Näschen. Der Angreifer attackierte Nürnbergs dritten Torhüter Michal Kukucka und luchste dem Schlussmann den Ball ab. Dann behielt der Stürmer die Übersicht und bediente Florian Kainz, der mit seinem zweiten Treffer den FC sowie die 6000 mitgereisten Fans im Gästeblock zum Explodieren brachte.
Sofa-Aufstieg am Samstag möglich
Durch den späten 2:1-Sieg hat der 1. FC Köln das Tor zur Bundesliga nun ganz weit aufgestoßen. Schon am Samstag könnten die Geißböcke den Aufstieg feiern, wenn Elversberg (gegen Braunschweig) und Paderborn (gegen Magdeburg) nicht gewinnen. Einen konkreten Party-Plan hatten die Profis nach dem Schlusspfiff in Nürnberg aber noch nicht.
"Wir haben morgen Training, das ist zumindest geplant", sagte Kainz. Doch da hatte der Doppel-Torschütze weit gefehlt. Trainer Friedhelm Funkel hat der Mannschaft nach dem Sieg zwei freie Tage spendiert, erst am Montag geht es am Geißbockheim weiter. Sicher dürfte jedoch sein, dass sich die Spieler die Samstags-Partien in jedem Fall angucken werden. "Dann hoffen wir, dass die Spiele gut für uns ausgehen", meinte Kainz.
- Stille im Stadion: Offenbar Herzinfarkt im FC-Fanblock
Kapitän Timo Hübers wollte die Dinge derweil so nehmen, "wie sie kommen. Morgen können wir nicht beeinflussen. Wenn wir Sonntag noch einen Punkt brauchen, holen wir den auch." Sportdirektor Thomas Kessler wollte derweil gar keinen Gedanken an die Konkurrenten verschwenden. "Mein Plan ist es, nächste Woche Sonntag gegen Kaiserslautern aufzusteigen. Mit allem anderen beschäftige ich mich nicht und es ist auch nichts geplant." Gegen einen sicheren Aufstieg auf dem Sofa hätte der Ex-Torhüter aber sicherlich nichts einzuwenden.
Die weiteren Stimmen zum Spiel
Florian Kainz: "Es fühlt sich sehr gut an, ich bin sehr glücklich. Das war ein Riesenschritt, um unser Ziel zu erreichen. Ich freue mich natürlich, dass ich meinen Teil dazu beigetragen habe. Letzte Woche konnten wir die Fans verstehen, genauso kann man verstehen, dass wir jetzt gemeinsam feiern. Nach so einem Spiel, das wir hinten raus noch gedreht haben, sind alle sehr euphorisch. Die Körpersprache war gut, die Positionierung war gut, die Spielfreude war da. Im Endeffekt fahren wir als verdienter Sieger nach Hause."
Timo Hübers: "Es ist super emotional jetzt nach Abpfiff. Wir waren ziemlich nah dran an den Fans, die Freude stand jedem ins Gesicht geschrieben. Es war ein sehr emotionales Finish mit richtig wichtigen drei Punkten. Nach dem letzten Spiel war der Grundtenor vor der Kurve: Zwei Spiele zusammenreißen. Das haben wir versucht, unter der Woche reinzubekommen – mit einem gewissen Schuss Lockerheit und Spaß am Spiel. Wir haben verdient gewonnen. Dass es am Ende so spannend wurde, hätte gar nicht sein müssen."
Marvin Schwäbe: "Es ist unfassbar, das sind Emotionen pur. Wie viele Steine da abgefallen sind, als wir vor der Kurve standen – das war schon enorm, ein geiles Gefühl. Wir hatten eine kurze Woche und haben geguckt, dass wir alle Themen mal ansprechen und unser Spiel relativ einfach durchspielen. Wir haben eine geile Saison gespielt, vielleicht nicht immer guten Fußball, aber wir haben unsere Punkte eingefahren und deswegen stehen wir da, wo wir jetzt stehen – das hat uns Friedhelm vor Augen geführt. Ich habe den absoluten Glauben an diese geile Mannschaft, ob es einen Rückschlag gibt oder nicht."
Thomas Kessler: "Wenn man in der 90. Minute so ein Spiel gewinnt, ist die Freude groß. Ich finde, wir sind sehr gut ins Spiel gekommen, die Mannschaft hat guten Fußball gespielt. Am Ende haben wir uns belohnt. Wir haben Fehler ausgenutzt, hatten aber auch genügend Möglichkeiten, das Spiel vorher zu entscheiden. In der Dramaturgie, hier in der 90. Minute zu gewinnen, ist es für die Mannschaft sehr schön, in der Kabine sehe ich viele glückliche Gesichter. Die Jungs sind nach dieser speziellen Woche natürlich erleichtert."
Friedhelm Funkel: "Ich muss meiner Mannschaft ein Riesen-Kompliment machen, genauso wie meinem Trainerteam. Ich bin seit drei Tagen da, und was wir gemeinschaftlich auf den Platz gebracht haben, war richtig gut. Wir haben eine richtig gute erste Halbzeit gespielt, hatten aber viel Pech. In der zweiten Halbzeit sind wir schnell in Rückstand geraten. Aber ich habe der Mannschaft schon vorher gesagt, dass wir in dem Fall ruhig bleiben und auf unsere Chance warten müssen. Wir haben immer wieder versucht, den Gegner zu attackieren. Ich glaube, dass der Sieg nicht unverdient ist, weil die Mannschaft immer ruhig geblieben ist und das umgesetzt hat, was wir besprochen haben."
Miroslav Klose: "Glückwunsch an den FC, ihr habt es verdient. In der ersten Halbzeit mussten wir ein paar Sachen weg verteidigen und hatten Spielglück. Dann haben wir ordentliche Phasen gehabt, wo wir Köln haben laufen lassen. In der zweiten Halbzeit sind wir sehr gut reingekommen und haben das Tor geschossen. Dann ärgert mich, wie wir gewisse Zweikämpfe geführt haben und wie leichtfertig wir mit Ballverlusten umgegangen sind. Köln ist dann zurück ins Spiel gekommen. Bei aller Qualität, die sie haben, muss man sagen, dass wir beide Tore selbst verschuldet haben."
- Eigene Eindrücke vor Ort