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Kölns Impfarzt Zastrow: "Man kann jeden Impfstoff ausgleichen durch richtiges Verhalten"


Kölns Impfarzt Zastrow
"Man kann jeden Impfstoff ausgleichen durch richtiges Verhalten"

Lena Kappei

Aktualisiert am 16.03.2021Lesedauer: 3 Min.
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Dr. Jürgen Zastrow spricht bei einer Veranstaltung (Archivbild): Kölns leitender Impf-Arzt spricht sich für die Weiterverwendung des Astrazeneca-Impfstoffes aus.Vergrößern des Bildes
Dr. Jürgen Zastrow spricht bei einer Veranstaltung (Archivbild): Kölns leitender Impf-Arzt spricht sich für die Weiterverwendung des Astrazeneca-Impfstoffes aus. (Quelle: Horst Galuschka/imago-images-bilder)

Nach der landesweiten Aussetzung des Impfstoffes von Astrazeneca hat sich der leitende Kölner Impfarzt Jürgen Zastrow zu Wort gemeldet. Er hofft, dass das Vakzin bald wieder zum Einsatz kommt und betont, wie wichtig die AHA-Regeln jetzt sind.

Der leitende Kölner Impfarzt Jürgen Zastrow hofft auf die rasche Wiederaufnahme der Corona-Impfungen mit dem Präparat von Astrazeneca. "Das ist ein superguter Impfstoff", sagte der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Köln dem Rundfunksender WDR 5. Dass die Impfungen mit Astrazeneca durch die Bundesregierung vorsorglich ausgesetzt worden seien, halte er "für ein temporäres Problem". Zastrow ging nicht davon aus, dass das Astrazeneca-Vakzin insgesamt gesperrt werde.

"Es ist noch nie so viel Geld, internationale Kompetenz und Kooperation in die Entwicklung von Impfstoffen geflossen wie jetzt. Astrazeneca ist ein hochwirksamer Impfstoff, auch schon nach der ersten Impfung, im Gegensatz zu Biontech. Es gibt außerdem Anhaltspunkte dafür, dass Astra länger schützt", sagt Zastrow im Gespräch mit t-online. "Die Impfreaktionen bei Biontech werden gar nicht diskutiert, obwohl es sie auch gibt. Das verstehe ich nicht."

Das Bundesgesundheitsministerium hatte am Montag mitgeteilt, man setze deutschlandweit die Impfungen mit Astrazeneca vorerst aus, und berief sich dabei auf eine Empfehlung des in Deutschland für Impfstoffe zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts. Dieses hatte wegen Meldungen über Thrombosen in Hirnvenen dazu geraten, die Impfungen mit Astrazeneca zunächst zu stoppen.

"Die Politik hat mehr Angst vor konkreten Toten als vor hundert abstrakten Toten"

"Auf so extrem seltene Nebenwirkungen kommt man nur bei Millionen von Anwendungen. Wir haben Astrazeneca 17 Millionen mal eingesetzt, um jetzt diese sieben Fälle zu haben. Das ist für die Betroffenen natürlich tragisch, keine Frage. Aber dafür haben wir trotzdem einen hochwirksamen Impfstoff."

Die Politik habe mehr Angst vor konkreten Toten als vor hundert abstrakten Toten, so Zastrow. Die Menschen sind namentlich bekannt. "Keiner hat soviel Angst vor der Statistik wie vor weinenden Angehörigen."

Der Individualschutz des Einzelnen stehe in Konkurrenz zum Schutz der Gruppe. "Wir haben uns dafür entschieden, dass die Gruppe Rücksicht auf den Einzelnen nehmen muss und die Impfungen ausgesetzt werden. Das ist auch mit dem Grundgesetz vereinbar. Die Gesundheit ist das höchste Gut und muss geschützt werden." Dies sei eine ethische Bewertung.

"Die EU-Vereinigung kostet an der Stelle Menschenleben"

Zastrow äußert sich zudem kritisch bezüglich der Impfstoff-Organisation seitens der Europäischen Union. "Man muss sagen: Die EU-Vereinigung und Demokratiebewegung kostet an der Stelle Menschenleben. Wir sind eben nicht wie die Amerikaner, die vorbeikommen und sagen: Wir brauchen Impfstoff, hier ist der Scheck. Da hat der Rambo den Vorteil gegenüber der demokratischen Armee."

Der Impfarzt erwartet, dass der Impfstoff wieder freigegeben wird. Aber dann mit den erforderlichen Einschränkungen. "Die werden wir brauchen, natürlich soll niemand sterben. Wir müssen einen Kompromiss finden, dass die Menschen, die es betrifft, vor Nebenwirkungen gut geschützt sind und alle anderen den Impfschutz wieder erhalten dürfen. Das Medikament ist ja nicht ersetzbar. Wir haben einfach zu wenig."

Ganz optimistisch rechne er mit ein bis zwei Wochen, bis wieder mit Astrazeneca geimpft werden dürfe. Das Vertrauen der Menschen in den Impfstoff wird zurückkehren. Zatsrow: "In meinem Impf-Klientel habe ich für jeden, der jetzt keine Impfung will, hundert andere, die gerne geimpft werden wollen. Da wird die Kraft des Faktischen eine Rolle spielen."

"Man kann jeden Impfstoff ausgleichen durch richtiges Verhalten"

Was die ausbleibenden Impftermine nun angeht, ist Zastrow optimistisch: "Wir haben nur einen Zeitversatz, keinen Ausfall. Wir können das aufholen. Jetzt ist es umso wichtiger, die AHA-Regeln einzuhalten. Wenn wir das alles von Anfang an gemacht hätten, wäre gar keiner krank. Aber weil wir natürlich alle Freiheiten im Leben haben wollen, ist uns das wichtiger als Gesundheitsvorsorge. Deswegen stehen wir da, wo wir stehen. Man kann jeden Impfstoff ausgleichen durch richtiges Verhalten", so Zastrow.

Aufgabe der Politik sei nun, für Ersatz bei den Impfstoffen zu sorgen, sagte Zastrow. Entscheidend sei, das Risiko einer Covid-19-Erkrankung abzuwägen gegen ein mögliches Risiko eines Impfstoffes – "was minimal ist", betonte Zastrow. Er hoffe, dass sich die Aufregung wieder lege "und wir möglichst bald auch wieder mit Astrazeneca impfen können".

Verwendete Quellen
  • Eigenes Interview
  • dpa
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