Krise im Erzbistum Köln Reker über Gutachten – "Unverzeihliche Fehler"
In Köln wurde ein mit Spannung erwartetes Gutachten zum Umgang des Erzbistums Köln mit sexuellem Missbrauch enthüllt. Das Ergebnis hat einige Konsequenzen – und harte Reaktionen hervorgerufen.
Im Auftrag des Erzbistums Köln hat der Strafrechtler Björn Gercke ein mehr als 800 Seiten langes Gutachten zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im größten deutschen Erzbistum erarbeitet. Die Untersuchung wurde am Donnerstag in Köln präsentiert und hat umgehend personelle Konsequenzen im Erzbistum bewirkt. Der zuvor heftig kritisierte Kardinal Woelki hingegen wurde vom Gutachten entlastet. Einige finden, er sollte dennoch zurücktreten.
Auch Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker kommentierte das Untersuchungsergebnis – und zog Parallelen zur Politik. "Egal ob in Politik, Wirtschaft oder Kirche: Transparenz, Aufrichtigkeit und Übernahme von Verantwortung sind unabdingbar, um bei den Menschen Vertrauen zu genießen", twitterte die Stadtchefin. "Wird dieser Anspruch nicht erfüllt, geht Vertrauen und damit auch Unterstützung zu Recht verloren."
Meisner schwer belastet
Die Auswertung der Akten von 1975 bis 2018 durch Strafrechtler Björn Gercke hat zahlreiche Pflichtverletzungen ans Licht gebracht. Die meisten Pflichtverletzungen gehen auf das Konto des 2017 verstorbenen Kardinals Joachim Meisner. Auf Meisners Konto gehe ein Drittel aller festgestellten Pflichtverletzungen, nämlich 23.
Gercke kritisierte: "Im Erzbistum Köln gab es immer wieder Bestrebungen von einzelnen Verantwortungsträgern, Fälle sexuellen Missbrauchs nicht öffentlich werden zu lassen."
Ob Reker schrieb zum Gutachten: "Wenn unentschuldbare Taten, Verfehlungen und Vergehen – insbesondere an Kindern – nicht konsequent adressiert, aufgedeckt und angegangen werden, nehmen die Verantwortlichen und die Institution für die sie handeln, schweren Schaden und verlieren Glaubwürdigkeit."
Woelki hatte ein erstes Gutachten einer Münchner Anwaltskanzlei zurückgehalten und rechtliche Bedenken dafür angeführt. Das hatte Vertuschungsvorwürfe befeuert – und eine tiefe Vertrauenskrise im Kölner Bistum ausgelöst. Laut Reker müssen aus "unverzeihlichen Fehlern Konsequenzen gezogen werden".
- Mit Material der Nachrichtenagenturen AFP, dpa
- Twitter/Henriette Reker