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Corona in Köln: Flut an Impfterminen – Hausärzte impfen am Limit


Hohe Nachfrage
Hausärzte impfen am Limit – "Absagen tut weh"

Von Florian Eßer

Aktualisiert am 20.05.2021Lesedauer: 3 Min.
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Eine Ärztin impft eine Patientin gegen Corona (Symbolbild): Bei den Hausärzten ist die Nachfrage nach Impfterminen sehr hoch.Vergrößern des Bildes
Eine Ärztin impft eine Patientin gegen Corona (Symbolbild): Bei den Hausärzten ist die Nachfrage nach Impfterminen sehr hoch. (Quelle: Wilhelm Mierendorf/imago-images-bilder)

Impftermine sind in Köln sehr begehrt, Arztpraxen stoßen an ihre Grenzen. Sie müssen eine Flut an Impfterminen bewältigen – die Aufhebung der Impfpriorisierung könnte die Lage verschlimmern.

Seit April dürfen in Deutschland auch Hausärzte Menschen gegen das Coronavirus impfen. Die immense Menge an Anfragen bringt dabei viele Praxen in Köln an ihre Grenzen: Die Telefone stehen nicht mehr still, das E-Mail-Postfach füllt sich im Minutentakt. So lassen bereits viele Hausarztpraxen auf ihren Websites verlauten, dass von weiteren Anfragen abzusehen sei und keine praxisfremden Patienten geimpft werden könnten.

"Es ist wirklich der schiere Wahnsinn", erzählt auch Vera Soditt, die zusammen mit drei weiteren Ärztinnen eine Gemeinschaftspraxis in Lindenthal betreibt. Sie und ihre Kolleginnen verimpfen jeden Mittwoch über 200 Dosen Astrazeneca und Biontech – und das nicht nur an Patienten, die schon länger in ihre Praxis kommen.

Die Vergabe einer solchen Menge an Impfdosen ist dabei nicht ohne die Unterstützung durch Angestellte und ehrenamtliche Helfer zu bewerkstelligen: Während die Ärztinnen impfen, kümmern diese sich um den anfallenden Papierkram. Für eine Impfung, so berichtet Soditt weiter, würden fünf Personen arbeiten. Anders wäre der Aufwand nicht zu stemmen.

"Es ist ein gutes Gefühl, etwas gegen die Pandemie zu tun"

"Der Andrang ist wirklich groß, die Patienten denken mitunter schon, die Telefonanlage wäre kaputt, weil es ständig klingelt", sagt Soditt. Zudem würden bis zu 200 E-Mails pro Nachmittag in der Praxis eingehen, von denen 90 Prozent Anfragen für einen Impftermin seien. Für die Ärztinnen und Helfer bedeutet das Überstunden – aber das nehmen Sie gerne in Kauf, um bei der Bekämpfung der Pandemie zu helfen. "Bei aller Arbeit macht es auch wirklich Freude, so viele Menschen zu impfen", erklärt Vera Soditt, die seit 1994 als Hausärztin tätig ist: "Wir tun aktiv etwas gegen die Pandemie und die Menschen sind sehr glücklich und dankbar für unseren Einsatz."

Dennoch gebe es auch bedrückende Moment: "Die traurige Seite dabei ist, dass wir vielen Menschen absagen müssen. Wir impfen bereits so viel, wie wir können, aber jemandem absagen zu müssen, tut im Herzen weh."
So würden etwa auch Personen bei der Praxis klingeln kommen, die keinen Impftermin haben und dennoch um eine Impfung bitten: "Es bricht einem dann das Herz, dass wir nicht mehr impfen können, als wir es ohnehin schon tun."

Noch größerer Andrang im Juni erwartet

Schließlich halten sich die Hausärzte noch an die Priorisierungen, die die Impfung bestimmter Personen- und Berufsgruppen vorsehen. Ab dem 7. Juni aber sollen die Priorisierungen aufgehoben werden. Das hatte Gesundheitsminister Jens Spahn am vergangen Montag verkündet. Dann sollen nicht nur Menschen geimpft werden können, die einer entsprechenden Priorisierungsgruppe angehören, sondern jeder, der will. Damit aber die Nachfrage nicht das Angebot übersteigt, muss dafür zunächst die nötige Menge an Impfstoff vorliegen.

"Im Grunde haben alle dasselbe Problem", erklärt der leitende Kölner Impfarzt Eckhard Dierlich: "Die Zuteilung von Impfstoffen ist nicht konstant und daher haben die Hausärzte alle lange Wartelisten für den Fall, dass plötzlich die Impfstoffmenge vorhanden sein wird, die der Nachfrage entspricht."

Auch im Impfzentrum ist die Nachfrage hoch

Wie Dierlich weiter erläutert, bestehe grundsätzlich der Optimismus, dass im Juni eine "Flut an Impfstoffen" komme. "Die Erfahrungen der letzten Monate haben aber gezeigt: Solange man den Impfstoff nicht im Kühlschrank liegen hat, glaubt man gar nichts." Während Hausärzte und Hausärztinnen wie Vera Soditt und ihre Kolleginnen an der Belastungsgrenze impfen, geht es aber auch im Kölner Impfzentrum weiterhin geschäftig zu. So würden auch auf dem Gelände der Messe in Deutz pro Tag rund 6.000 Menschen geimpft werden – es geht also voran in Köln.

Für die Haus- und Impfärzte aber wird die Aufhebung der Priorisierungsgruppen im Juni einen noch größeren Andrang bedeuten: "Manche Kollegen sagen, dass das das Ende sein wird, weil die Menschen uns dann wirklich die Praxen einrennen werden", erzählt Soditt. Sie und die anderen Ärztinnen der Gemeinschaftspraxis bleiben aber zuversichtlich und wollen so weitermachen, wie sie es seit Beginn der Impfkampagne tun: So viele Menschen impfen wie möglich.

Denn jeder Geimpfte mehr sei schließlich auch ein Gewinn für die Gesellschaft: "Es geht uns auch darum, die Intensivstationen durch unsere Arbeit zu entlasten", erklärt Soditt. "Wir wollen den Ärzten, Schwestern und Pflegern zeigen: Ihr seid nicht alleine, wir kämpfen für euch in unserer Praxis." Und dafür nehmen die Lindenthaler Ärztinnen Überstunden und durchgehend klingelnde Telefone gerne auf sich.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Interview mit Vera Soditt
  • Anfrage bei Eckhard Dierlich
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