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Karnevalsauftakt in Köln: Die Eskalation war absehbar


Karnevalsauftakt in Köln
Diese Eskalation war absehbar

MeinungEin Kommentar von Carlotta Cornelius

Aktualisiert am 12.11.2021Lesedauer: 3 Min.
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Zülpicher Viertel in Köln: Auf der beliebten Partymeile feierten Tausende junge Leute den Karnevalsauftakt.Vergrößern des Bildes
Zülpicher Viertel in Köln: Auf der beliebten Partymeile feierten Tausende junge Leute den Karnevalsauftakt. (Quelle: Sommerfeld)

Tausende feierten den Karnevalsauftakt in Köln: Die Bilder der Massen in Zeiten von explodierenden Infektionszahlen lösten Kritik aus. Doch das ist nicht die Schuld

"Et hätt noch immer jot jejange." Die kölsche Redensart passt zum diesjährigen 11.11. wie keine andere. Zehntausende Menschen feierten den Karnevalsauftakt in Köln, insbesondere im Zülpicher Viertel wurde die Lage zeitweise unübersichtlich. Nach zwei Jahren Pandemie entlud sich auf der beliebten Kölner Partymeile die aufgestaute Feierlaune einer ganzen Generation – und das inmitten einer sich aufbauenden vierten Welle mit in Deutschland nie dagewesenen Infektionszahlen.

Die Stadt hatte diese Entwicklung kommen sehen und in letzter Minute versucht, gegenzuhalten. Am Montag wurde sowohl für Altstadt als auch Zülpicher Viertel die 2G-Regel in Kraft gesetzt. Am Heumarkt und in den Kneipen hatte man sich längst darauf eingestellt. Anders im Zülpicher Viertel: Absperrungen wurden eilends errichtet, Polizei und Ordnungsamt kontrollierten an jeder Straße. Teilweise wurden Zugänge angesichts der Menge an Feierwütigen versperrt.

Polizei und Stadt Köln zogen am Freitag eine überwiegend positive Bilanz, demnach seien die Konzepte "weitgehend aufgegangen". Das dichte Gedränge im Zülpicher Viertel aber fand keine Erwähnung in den Äußerungen. Inwieweit dort aufgrund von nicht immer funktionierenden Kontrollen der 2G-Nachweise auch Ungeimpfte auf die Partymeile gelangt sind, ist unklar.

Zülpicher Viertel in Köln: Eskalation mit Ansage

"Was wäre denn, wenn wir gesagt hätten: Wir machen das wie im vorigen Jahr, es wird kein Karneval gefeiert?", hatte Oberbürgermeisterin Henriette Reker noch am Donnerstag in einer Pressekonferenz gefragt. "Ich bin der festen Überzeugung, das wäre uns in diesem Jahr nicht gelungen."

Unrecht hat sie damit nicht. Als gebürtige Kölnerin musste auch ich im vergangenen Jahr sehr staunen, wie gut sich alle an die Maßnahmen hielten. Karneval ist für uns schließlich die Zeit, in der man die Vernunft fahren lässt und dem privaten Ärger hinter einer lustigen Maskerade den Finger zeigt.

Während die Erwachsenen auf dem Heumarkt zu den Höhnern schunkeln, tummeln sich die Jungen für gewöhnlich im Zülpicher Viertel und am Fischmarkt. Und wie das so ist, wenn man jung und in Feierlaune ist, ist dort auch Alkohol im Spiel.

Dass die Jugend zurücksteckt, ist traurige Selbstverständlichkeit geworden

Die "verpasste Jugend" der jungen Generation war zu Anfangszeiten der Pandemie häufig ein Thema. Heute will davon keiner mehr etwas wissen. Dass die Jugend zum Wohle der Alten zurücksteckt, ist traurige Selbstverständlichkeit geworden. Heute sind die meisten Erwachsenen durchgeimpft, bei den unter 17-Jährigen sind es nicht einmal 50 Prozent. In stickigen Klassenräumen, ohne Masken und Luftfilter, sind sie politisch gesehen die letzten in der Nahrungskette. Und ja, sie haben es satt.

Der große Knall am Karnevalsauftakt war absehbar. Hätte man ihn verhindern können? Vielleicht, wenn man früher gehandelt, noch bessere Kontrollen und noch höhere Zäune errichtet hätte. Doch auf Dauer hätten sie die Feiernden nicht abgehalten. Wahrscheinlich wäre man einfach auf andere Flächen ausgewichen, wo es gar keine Kontrollen gegeben hätte.

Die Politik muss die Bedürfnisse der Jungen endlich ernst nehmen

Wer daraus folgert, die Schutzmaßnahmen am gestrigen Karnevalsauftakt waren sinnlos, irrt. In der Altstadt, wo der Altersdurchschnitt höher liegt und man sich lange und gut vorbereitet hatte, zeigten Teilnehmerbegrenzungen durch Kartenvorverkauf und strenge Kontrollen durchaus Wirkung.

Aber es braucht mehr, als eilig hingezimmerte Absperrungen an der Partymeile, um dem angestauten Frust von fast zwei Jahren Vernachlässigung zu begegnen.

Was also ein guter Anfang wäre? Zuhören! Nicht nur aufseiten der Stadt, hier ist die Landespolitik gefragt. Die Feiern am Zülpicher Viertel waren ein Aufschrei. Also geht in die Schulen und kümmert euch! Die Alten hatten ihre fünf Minuten, jetzt sind die Jungen an der Reihe.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Pressemitteilung der Stadt Köln
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