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Polizei Köln: Neue Ermittlungsgruppe soll "Cold Cases" lösen


Neue Ermittlungsgruppe
Ungeklärte Mordfälle: "Wir lassen nichts unversucht"


09.02.2022Lesedauer: 3 Min.
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Mordopfer Seckin Caglar (l.) und Hans Gerd Tuchel: Mit der Ermittlungsgruppe "Cold Cases" will die Polizei Köln fast 200 Morddelikte aufklären.Vergrößern des Bildes
Mordopfer Seckin Caglar (l.) und Hans Gerd Tuchel: Mit der Ermittlungsgruppe "Cold Cases" will die Polizei Köln fast 200 Morddelikte aufklären. (Quelle: Polizei Köln)

Fünf Mordermittler arbeiten in Köln an "Cold Cases". Im Zusammenschluss mit LKA und Staatsanwaltschaft wollen sie Morddelikten auf die Spur kommen,

Seckin Caglar, Hans Gerd Tuchel, Jana Kyselova – sie alle haben etwas gemeinsam: Sie sind Cold Cases. Opfer von Tötungsdelikten, die niemals aufgeklärt wurden. Mit einer neuen Ermittlungsgruppe (EG) will die Kriminalpolizei Köln nun den etwa 200 Cold Cases der letzten fünf Jahrzehnte auf die Spur kommen.

"Es geht darum, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen und die Gesellschaft vor ihnen zu schützen", sagt Klaus-Stephan Becker, Leitender Kriminaldirektor der Kölner Polizei.

Um das zu erreichen, sind seit Anfang Februar fünf Ermittler ausschließlich mit der Aufklärung sogenannter Altakten betraut. Im Zusammenschluss mit der Staatsanwaltschaft suchen sie nach neuen Ermittlungsansätzen.

Polizei Köln: DNA-Analyse soll neue Hinweise liefern

"Technische Entwicklungen wie die DNA-Analyse können uns heute den Tätern näher bringen", erklärt Becker. Ein Beispiel dafür bietet der Fall von Seckin Caglar: 1991 wurde die damals 16-Jährige tot im Gebüsch nahe der KVB-Haltestelle Poll-Autobahn aufgefunden. Es gab Anhaltspunkte für ein Sexualdelikt, Ermittlungen im Umfeld der Jugendlichen brachten jedoch kein Ergebnis.

"Damals haben wir mit Blutfaserspuren gearbeitet", sagt Markus Weber, heute Erster Kriminalhauptkommissar und Leiter der EG Cold Cases. "Zuletzt hat uns dann eine DNA-Analyse neue Hinweise auf den Tatverdächtigen geliefert."

Ähnlich beim Fall der ermordeten Jana Kyselova von 1992. Nachdem die damals 21-Jährige erstochen aufgefunden worden war, stellte die Polizei in ihrem Apartment Stofffasern sicher, die mutmaßlich zur Täterkleidung gehörten. Die EG Cold Cases hofft nun, dreißig Jahre später, mit einer DNA-Analyse auf neue Spuren zu stoßen.

Manche Zeugen wollen erst nach Jahrzehnten aussagen

"Wir wollen nichts unversucht lassen, um den Hinterbliebenen der Opfer das Trauma der Ungewissheit zu nehmen", erklärt Weber. "Das ist für die Verarbeitung einer solchen Tat sehr wichtig." Trotzdem müsse man einige Fälle ruhen lassen, bis sich neue Möglichkeiten ergäben. So seien manche Zeugen etwa erst Jahre später zu einer Aussage bereit.

Auch wenn die Fälle teils Jahrzehnte zurückliegen, ist bei einigen Cold Cases Eile geboten. "Morddelikte verjähren laut Gesetz nicht, Totschlag dagegen schon", sagt Oberstaatsanwalt Bastian Blaut, der mit einem Team von sechs Kölner Staatsanwälten die Aufklärung von Tötungsdelikten betreut. In der Regel können sich Täter hier bereits nach zwanzig Jahren in Sicherheit wiegen.

Wo Verjährung droht, wird priorisiert

Deshalb ist eine Priorisierung vonnöten. "Es gibt kein Schema F, nach dem wir vorgehen", sagt Kriminalhauptkommissar Weber. "Bei Fällen, wo eine Verjährung droht, müssen wir überlegen, ob sie vorrangig überprüft werden. Bei manchen Fällen reicht wiederum eine einzelne DNA-Analyse, um zum Täter zu kommen."

Um die Einordnung zu erleichtern, hat das Landeskriminalamt im November aufgerüstet und 28 ehemalige Polizeibeamte für ein Jahr aus dem Ruhestand geholt. Sechs von ihnen seien allein mit der Prüfung von Fällen aus dem Raum Köln betraut, so Weber. "Die erarbeiten dann Vorschläge für Ermittlungsansätze und besprechen sich mit den Kollegen der Ermittlungsgruppe."

Mordermittler sollen Fälle mit neuem Blickwinkel prüfen

Ebenso wie die Rentner-Cops stammen auch die Cold Case-Ermittler aus verschiedenen Bereichen. "Wir sind eine gemischte Truppe", sagt Kripo-Chef Becker. So kämen manche Ermittler etwa aus dem Bereich Fahndung, andere aus dem Bereich der Organisierten Kriminalität.

Becker sieht darin ein Erfolgsrezept: "Auch Mordermittler werden irgendwann betriebsblind", sagt er. "Da kann es helfen, wenn Leute aus unterschiedlichen Bereichen mit neuem Blickwinkel über die Fälle gucken."

Wie lange die Ermittlungsgruppe mit der Aufarbeitung beschäftigt sein wird, sei zeitlich nicht kalkulierbar. "Hier ist langer Atem gefragt", meint Staatsanwalt Blaut. "Und den haben die Ermittler bei der Polizei und Staatsanwaltschaft ganz sicher."

Verwendete Quellen
  • Mitteilung der Polizei Köln
  • Mitteilung des Landeskriminalamts Nordrhein-Westfalen
  • Gemeinsame Pressekonferenz der Polizei Köln und der Kölner Staatsanwaltschaft
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