"Tag X" in Leipzig: Polizei durchsucht Wohnung von Journalisten in Halle

Die Polizei hat die Wohnung eines Journalisten durchsucht, der am "Tag X" aus Leipzig berichtet hat. Die Maßnahme stößt auf scharfe Kritik.

In Halle an der Saale hat die Polizei die Wohnung eines freiberuflichen Journalisten durchsucht und Datenträger beschlagnahmt. Die Maßnahme steht in Zusammenhang mit dem sogenannten "Tag X" im Juni in Leipzig. Der Journalist war an diesem Tag als Fotograf in Leipzig unterwegs.

Bei dem Betroffenen handele es sich nicht um einen Beschuldigten, sondern um einen Zeugen in dem Fall, teilte die Staatsanwaltschaft Leipzig am Mittwoch mit. Weitere Einzelheiten zu der Maßnahme nannte die Behörde nicht. Bei der Durchsuchung am Dienstag wurden laut Medienberichten Handy, Laptop und Speichermedien sichergestellt. Die Behörden fahnden nach einem Mann, der während einer Kundgebung in Leipzig einen Brandsatz in Richtung von Polizeikräften geworfen haben soll.

Gewerkschaft kritisiert Polizeieinsatz scharf

Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (DJU), die Teil der Gewerkschaft Verdi ist, kritisierte die Durchsuchung scharf. Die Polizei Sachsen falle "mal wieder mit der Tür ins Haus, schrieb die DJU auf der Plattform X (vormals Twitter). Das sei "unverhältnismäßig, weil es nur um Zeugenaussagen gehen soll." Pressefreiheit und Quellenschutz würden bei der Razzia in den Räumen des Journalisten missachtet.

Laut einem Bericht des MDR ist der betroffene Journalist erst 19 Jahre alt. Die durchsuchte Wohnung sei die seiner Eltern. Er habe angegeben, bisher weder als Zeuge geladen noch in die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft mit einbezogen worden zu sein.

Im Juni hatten linke Gruppen in Leipzig den sogenannten "Tag X" ausgerufen, um gegen das Gerichtsurteil gegen die Linksextremistin Lina E. zu protestieren. Bei den Demonstrationen kam es zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Protestierern. Mehrere Männer waren in Untersuchungshaft gekommen. Ihnen wurde schwerer Landfriedensbruch, tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte sowie teilweise versuchte gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.