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Tradition statt Kommerz auf dem Oktoberfest – das ist die "Oide Wiesn"


Ruhiger und gemütlicher als das Oktoberfest
Tradition statt Kommerz – das ist die Oide Wiesn

Von Patrick Mayer

16.09.2022Lesedauer: 3 Min.
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Bayerisches Brauchtum gibt es auf dem Oktoberfest auch (Archivbild): Für mehr Tradition als Kommerz sollte man die Oide Wiesn besuchen.Vergrößern des Bildes
Bayerisches Brauchtum gibt es auf dem Oktoberfest auch (Archivbild): Für mehr Tradition als Kommerz sollte man die Oide Wiesn besuchen. (Quelle: Lindenthaler/imago-bilder)

Parallel zum Oktoberfest findet in München die Oide Wiesn statt. Sie hebt sich deutlich vom Trubel daneben ab – und begeistert gerade deshalb.

Ja, es soll sie wirklich geben: Münchner, die der Wiesn abschwören. Das Oktoberfest, das nach zwei Jahren Corona-Zwangspause wieder vom 17. September bis 3. Oktober stattfindet, steht für Skeptiker für Massenbesäufnisse und bayerische Stereotype, mit denen sie selbst wenig anfangen können.

Dabei kann man wenige Hunderte Meter neben den riesigen Bierhallen wie dem Hofbräuzelt (10.000 Plätze) erleben, wie die Wiesn früher wirklich war, als sie noch ein Fest für die Isarmetropole selbst war. Im Herbst 2020 streamten die ARD und Netflix die Serie "Oktoberfest 1900", die an das geschäftige Treiben von damals erinnern soll.

Oide Wiesn: weniger Trubel als auf dem Oktoberfest

Ganz so spektakulär wie in der teils martialischen Serie mit Mercedes Müller und Mišel Matičević geht es jedoch nicht zu. Die Oide Wiesn ist vielmehr gemütlich und familiär, nicht hektisch, passend zum viel zitierten Münchner Lebensgefühl "leben und leben lassen". Während in den großen Bierhallen zwischen Armbrustschützen-Festhalle, Pschorr-Bräurosl und Löwenbräu-Festhalle auch mal Fäuste oder Maßkrüge zwischen übermotivierten Feiernden fliegen, muss man dort nicht befürchten, in eine der Keilereien zu geraten.

Man braucht keine Bedenken zu haben, dass Junggesellenabschiede von genervten Securitys von Tischen zitiert werden. Stattdessen wird im Festzelt Tradition (5.000 Sitzplätze), im Herzkasperl-Festzelt (1.748) und im Volkssängerzelt Schützenlisl (1.396) harmonisch miteinander geschunkelt.

Das Herzkasperl-Festzelt auf der Oidn Wiesn (Archivbild): Hier bekommt man noch gut einen Platz.
Das Herzkasperl-Festzelt auf der Oidn Wiesn (Archivbild): Hier bekommt man noch gut einen Platz. (Quelle: Michael Westermann/imago-bilder)

Tipp: Wer keinen Tisch für das Oktoberfest hat oder noch eine Reservierung für einen bestimmten Wiesn-Tag braucht, hat im Herzkasperl-Zelt auf der Oidn Wiesn die größten Chancen. Hier kann man tagsüber einfach vorbeikommen und fragen, ob und an welchem Abend noch Tische frei sind. Die Reservierung wird dann unkompliziert vor Ort abgewickelt.

Oide Wiesn: Bier aus dem Holzfass und bayerisches Brauchtum

Die Maß, Mass ausgesprochen, gibt es aus dem Holzfass – und nicht aus der Zapfanlage. Und während in den großen Festzelten des Oktoberfestes darum gerungen wird, wie die Kapellen mit dem umstrittenen Song "Layla" umgehen, wird auf den Bühnen der Oidn Wiesn bayerisches Brauchtum aufgeführt: Schuhplattler geben sich ebenso die Ehre wie Gstanzlsänger oder Goaßlschnalzer. Erstere führen spezielle bayerische Lieder auf, bei letztgenannter Aufführung werden wuchtige Fuhrmannspeitschen in der Luft geschnalzt, also geknallt.

Nicht nur für Liebhaber von Tradition und Brauchtum ist die Oide Wiesn allein wegen des Namens sicherlich besser geeignet als das Oktoberfest, sondern auch für Familien mit Kleinkindern – insbesondere an den besucherstarken Tagen zwischen Mittwoch und Samstag. Die Argumente für Eltern sind vielfältig: So betreibt der Tierpark Hellabrunn auf der Oidn Wiesn einen Streichelzoo, es gibt ein kleines Kettenkarussell und Zuckerwattestände, an denen man nicht ewig anstehen muss. Auch die Attraktionen sind hier deutlich entschleunigter, im Vergleich zum "SkyFall", dem höchsten Freifallturm der Welt, oder dem fünffachen "Olympia Looping" wenige Hunderte Meter weiter.

Oide Wiesn (Oktoberfest): Ideal für Familien mit Kleinkindern

Im und am Museumszelt wird stattdessen ein eigenes Kinderprogramm mit Basteln, Jonglieren und Einradfahren angeboten. Damit nicht genug: Im Herzkasperlzelt führt das "Kindertheater im Fraunhofer" ein Puppenspiel auf, am Festzelt Tradition stehen ein überdachter Kinderwagenparkplatz und separate Kindertoiletten bereit. Während die Klohäuser auf dem Oktoberfest mangels Anstand einiger Besucher gewöhnungsbedürftig sind.

Alle Infos zur Oidn Wiesn auf dem Oktoberfest

  • Lage: 3,5 Hektar extra eingezäuntes Areal auf dem südlichen Volksfestgelände der Theresienwiese.
  • Eintritt: 4 Euro (ab 14 Jahren)
  • Anreise: Mit den U-Bahnen U3/U6 zur Haltestelle Poccistraße oder mit der Buslinie 62 vom Ostbahnhof über den Marienplatz
  • Besonderheit: Nostalgisches Feiern wie auf der Wiesn rund um das 19. Jahrhundert; historische Fahrgeschäfte und Buden; familienfreundlich
  • Austragung: Drei Jahre in Folge, jedes vierte Jahr ist stattdessen das Bayerische Zentral-Landwirtschaftsfest
  • Bierzelte: Drei größere Festzelte mit Herzkasperlzelt (1748 Plätze), Festzelt Tradition (5000) und Volkssängerzelt Schützenlisl (1396)

Ein weiterer Vorteil: Weil die Oide Wiesn am äußersten Rand der Theresienwiese liegt, kommen die Gäste hier schneller aus dem Volksfestbereich in Richtung U-Bahn-Haltestelle Poccistraße, während sich auf der gegenüberliegenden Seite Menschenmassen wie ein Wurm die langen Rolltreppen zur U-Bahn-Station Theresienwiese hinunterpressen. Zudem haben die drei Bierzelte auf der Oidn Wiesn eine halbe Stunde länger geöffnet.

Oide Wiesn in München: Eigentlich einmalig geplant

Nur 3,5 Hektar groß ist der extra eingezäunte Abschnitt am südlichen Rand des Volksfestgeländes, während die gesamte Theresienwiese 42 Hektar misst. Der Eintritt von vier Euro (ab 14 Jahren) fällt getrost unter die Kategorie Obolus, kleine Geldspende, im Bairischen "Zwickel" genannt. Weil Bayern, Münchner und vereinzelte Gäste aus aller Welt die Oide Wiesn bei ihrer Premiere 2010 so gut annahmen, blieb sie Bestandteil der Gaudi. Denn: Eigentlich war sie zum 200-jährigen Jubiläum des Oktoberfestes als einmalige Attraktion geplant, um einen historischen Einblick zu gewähren. Beim Trubel der Gegenwart sehnt sich wohl mancher nach der Gemütlichkeit von damals zurück.

Verwendete Quellen
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