Oktoberfest 2022 | "Oide Wiesn": So weit kommen Sie hier mit 50 Euro

Brauchtum, Bier und historische Fahrgeschäfte: Auf der "Oidn Wiesn" geht es anders zu als auf dem Oktoberfest. Hat man mit 50 Euro trotzdem einen tollen Tag?

Ein Hoch auf die Tradition. Und nirgendwo springt sie einem so ins Auge, wie auf der "Oidn Wiesn": Nostalgische Fahrgeschäfte, bunte Trachten, bayerisches Brauchtum auf dreieinhalb Hektar: All das gibt es seit 2011 auf dem abgesperrten Südteil der Theresienwiese. Doch wie weit kommt man hier mit 50 Euro? Auf dem großen Oktoberfest reicht das Geld bestenfalls für einen halben Nachmittag. Und hier? Denn eines ist die "Oide Wiesn" gewiss: günstiger als die berühmte große Schwester, das Oktoberfest. t-online hat den Versuch gewagt.

Bevor es so richtig losgehen kann, sind schon die ersten vier Euro weg. Denn anders als auf dem Oktoberfest ist auf der "Oidn Wiesn" der Eintritt nicht frei. Dafür ist das historische Pendant bei Weitem nicht so voll und laut wie das Original. Tipp für Nachtschwärmer: Ab 21 Uhr ist der Eintritt frei. Zum Glück ist die Schlange um zwanzig nach vier nicht so lang, nach wenigen Minuten geht es auf das Gelände, 46 Euro sind noch übrig.

Frisch auf der "Oidn Wiesn" angekommen, wird es erst mal Zeit für eine Tasse Kaffee. Der kostet hier vier Euro, zusätzlich zwei Euro Pfand. Zwar kommt er aus der Filtermaschine, ist aber schön stark und schmeckt. Schnell die Tasse abgeben, mit geweckten Lebensgeistern und 42 Euro in der Tasche weiterziehen.

Auf ins Festzelt! Passend zur "Oidn Wiesen" heißt es "Tradition". Betrieben wird es von den Wirtsfamilien Winklhofer und Wieser. Die setzen primär auf Blasmusik und Auftritte von Trachtenvereinen. Das Publikum besteht, anders als auf der Original-Wiesn, vor allem aus jungen Familien und älteren Besuchern. Entsprechend ist die Stimmung weit von einer Sauf- und Grölmentalität entfernt. Dennoch fließt auch hier das Bier reichlich.

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Ausgeschenkt wird Augustiner Edelstoff aus dem Holzfass. Also erst einmal einen Tisch gesucht: Hier sitzen schon sechs mittelalte Briten, die schon die eine oder andere Maß im Schädel haben. Neben zotigen Witzen versuchen sie, typisch britische Beleidigungen ins Deutsche zu übersetzen. Währenddessen treten auf der Bühne eine Gruppe Schuhplattler und mehrere "Goißlschnoizer" auf – Musiker, die lange Peitschen knallen lassen. Währenddessen eine Maß bestellt, 15 Euro gehen dafür samt Trinkgeld drauf. 27 sind noch über.

Eine Stunde nach Beginn des Experiments und nach dem Genuss einer Maß grummelt der Magen. Es muss ein Snack her. Für fünf Euro gibt es ein "Rahmschmankerl", also ein Brotfladen mit Rahm, Käse, Speckwürfeln und Lauchzwiebeln. Frisch aufgebacken, kommt es aus dem Ofen. Tut gut und schmeckt. Im Portemonnaie sind noch 22 Euro.

Zeit für ein bisschen Unterhaltung. Also ab an die Schießbude. Bei dem Volksfestklassiker gibt es zehn Schuss für sieben Euro. Durchgeladen und angelegt! Am Anfang sitzt noch jeder Schuss, aber die letzten beiden "verwunden" die anvisierten Sterne nur. Immerhin acht von zehn Punkten, zur Belohnung gibt es einen Beutel Murmeln.

Ein kurzer Abstecher zu Toilette ist hier kostenlos, um Trinkgeld wird gebeten. Ebenso gratis sind auf der "Oidn Wiesn" Kulturveranstaltungen wie etwa ein Kindertheater. Die Fahrgeschäfte sind sehr günstig, für nur einen Euro kann man mitfahren. Allerdings sind die eher für jüngere und kleinere Gäste ausgelegt.

• Tradition statt Kommerz: Das ist die "Oide Wiesn"

Lohnenswert auf der "Oidn Wiesn" sind eher die historischen Attraktionen und Auftritte der Trachtenvereine. Also was tun? 15 Euro sind noch über, im zweiten Festzelt ist nichts los. Ist das Experiment gescheitert?

Eine Lösung muss her. Also eben runter von der "Oidn Wiesn" und ab auf die Große. Denn für genau 15 Euro gibt es im Löwenbräu-Zelt eine Maß mit Trinkgeld. Und es ist wesentlich mehr los. Um 16.30 Uhr ist ein Platz gefunden, eine Maß bestellt.

In diesem Sinne: Prost.