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Inning am Ammersee: Wo Gottschalks Haus war, ist jetzt ein Tümpel


Bauprojekt am Ammersee
Wo Gottschalks Haus war, ist jetzt ein Tümpel

Von Christof Paulus

04.01.2023Lesedauer: 4 Min.
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Thomas Gottschalk wohnte einst in Inning am Ammersee (Archivbild): So sieht es nach Abriss des Hauses auf dem Grundstück heute aus.Vergrößern des Bildes
Thomas Gottschalk wohnte einst in Inning am Ammersee (Archivbild): So sieht es nach Abriss des Hauses auf dem Grundstück heute aus. (Quelle: Paulus / Andre Lenthe / Imago Images)

Auf Thomas Gottschalks altem Anwesen stehen die Bagger: Seine Villa wurde abgerissen, es entsteht ein Luxusviertel. Der Bürgermeister verteidigt das Projekt.

Das Grundstück zwischen Stegen und Inning am Ammersee hat eine bewegte Geschichte. Bekannt sind vor allem die Jahre, in denen erst Thomas Gottschalk und anschließend sein Bruder Christoph hier wohnten. Doch dass die herrschaftliche Villa hier schon vor über 100 Jahren gebaut worden war und prominente Vorbesitzer hatte, schützte sie nun nicht vor dem Abriss. Was jetzt hier passieren soll, darüber sind sich in der oberbayerischen Idylle nicht alle einig.

Die Gegend ist bekannt dafür, Gutverdiener anzuziehen. In der Nähe von München, mit den beiden großen Seen in der Nähe – auch der Starnberger See ist nicht weit entfernt – und Blick auf die Alpen ist Inning und Umgebung für viele attraktiv. Nach Beverly Hills sieht die Straße am alten Gottschalk-Grundstück jedoch nicht aus. Es stehen einfache Häuser hier, die Region ist ländlich geprägt, viele Alteingesessene wohnen immer noch hier.

Gottschalk-Anwesen am Ammersee jetzt plattgemacht

Und auch vom Anwesen, das nach seinem Erbauer "Villa Weiß" getauft wurde, hat man keinen pompösen Blick. "Jeder in der Straße sieht die Autobahn", sagt Theo van Grinsven, der Nachbar des Anwesens ist und hier einen Design- und Modeladen betreibt. "Aber niemand sieht den See." Das Ufer der Ammersees ist zwar nur wenige Hundert Meter entfernt, aber von Bäumen verdeckt. Der Wald hier auf dem Hügel ist ein Streitpunkt. Einer von mehreren.

Auch das Anwesen, das einst den Gottschalks gehörte, war früher stark bewaldet. Schon 2018 wunderten sich einige Inninger darüber, dass erste Bäume gefällt wurden. Es stellte sich heraus, dass sie wohl nicht mehr sicher standen, wie der "Merkur" damals berichtete. Einem Artikel der "Süddeutschen Zeitung" zufolge kam es im Frühjahr dieses Jahres jedoch zu weiteren Fällungen, wohl um Platz zu machen für das Bauprojekt, nachdem neue Eigentümer das Anwesen gekauft hatten.

"Ratzfatz" sei alles abgeholzt worden, sagte Bürgermeister Walter Bleimaier, die Gemeinde verlangte Ersatz dafür. Weshalb der Bau ebenfalls umstritten ist: Die alte Villa gehörte zu den bekanntesten Gebäuden im Ort, hatte eine Geschichte. Den Abriss finden manche im Ort traurig – doch die Bausubstanz war marode, das Haus wohl nicht mehr zu retten. Und auch steht die Frage im Raum, wie sich die Gegend verändert, wenn statt einer Villa im Wäldchen bald neun Luxus-Anwesen dort stehen.

"Oasis" am Ammersee soll Gottschalk-Villa ersetzen

Als "Oasis Lakeside Villas Ammersee" bewirbt das Immobilienunternehmen "Upmarket" sein Projekt auf einem großen Schild am Eingang des Anwesens. Das Tor steht noch verschlossen an der Zufahrt, die Mauer oder der Zaun, der wohl früher das restliche Grundstück umschloss, sind aber weg. In den Boden haben Bagger entlang des Schotterweges, der früher zur Villa führte, tiefe Löcher gerissen.

Vor allem dort, wo die Villa früher stand, ist die Erde tief ausgegraben, daneben ein großer Schutthügel. Im Loch hat sich Wasser gesammelt, mehr ist von dem einstigen Prunkbau nicht mehr übrig. Dennoch machten die Makler vor wenigen Monaten noch Werbung mit Gottschalks Namen für das Anwesen. "Wetten dass ... Sie und Ihre Familie sich in dieser Top-Lage wohlfühlen werden?", hieß es auf der Homepage.

Gottschalk fand das eine "Sauerei", wie die "Bild" damals berichtete. Zumindest auf der Website der Gemeinde Inning taucht sein Name aber weiter auf, in der Beschreibung eines Wanderwegs vom Ort zum Seeufer ist von der Villa und ihrem prominenten Vorbesitzer die Rede. Ob die neuen Bewohner, die in den kommenden Jahren einziehen werden, in die Region passen, wird sich zeigen.

Helene Fischer wohnt schon in Inning

Wie der Bayerische Rundfunk berichtet, verweist Bürgermeister Bleimaier bei grundsätzlicher Kritik an dem Projekt auf den Bebauungsplan der Gemeinde. Darin sei die Nutzung als Wohngegend vorgesehen, die Kommune steht dem Plan daher nicht im Weg. Ohnehin: Auch wenn der Straßenzug bislang nicht einem Villenviertel gleicht, in Inning ist man Prominente schon gewohnt.

Schlagerstar Helene Fischer etwa wohnt im Ort oder Schauspieler Heino Ferch. Fünf der neun noch zu bauenden Villen sind dem Schild am Eingang des Geländes zufolge schon verkauft, vier stehen demnach noch aus. Händler van Grinsven stört das Projekt indes nicht. "In der Straße gibt es noch eine andere Baustelle, von der bekommen wir mehr mit", sagt er.

Er sucht mit seinem Geschäft aktuell neue Räumlichkeiten, doch mit dem neuen Villenpark gegenüber habe das nichts zu tun. "Hier ist es einfach zu klein", sagt er. Dass hier ein vom Dorfleben losgelöstes Reichenviertel entstehen könnte, befürchtet er nicht. "Wenn man am Ammersee wohnt, ist es sowieso schon immer teuer", sagt er. Die Zeiten, als Christoph Gottschalk noch gegenüber wohnte, hat van Grinsven selbst noch miterlebt, 2018 zog der Unternehmer hier aus. Thomas war jedoch eher selten hier. "Ich habe Gottschalk kaum gesehen", sagt van Grinsven.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
  • Gespräch mit Theo van Grinsven
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