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YouTube-Klicks kaufen? Alexander Prinz schlägt Alarm wegen Playlist-Botting


Reichweite durch Bots
So schaden gekaufte YouTube-Klicks deutschen Influencern


17.05.2023Lesedauer: 4 Min.
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Das YouTube-Logo: Versuchen Influencer, durch Playlist-Botting ihre Reichweite zu erhöhen?Vergrößern des Bildes
Das YouTube-Logo: Versuchen Influencer, durch Playlist-Botting ihre Reichweite zu erhöhen? (Quelle: YouTube/Heike Aßmann)

Wer gut klickt, verdient gut Geld – das ist das Prinzip YouTube. Doch was, wenn die Klicks gekauft sind? Ein bekannter deutscher YouTuber schlägt Alarm.

"Die digitale Währung der heutigen Zeit ist Aufmerksamkeit", sagt der YouTuber Alexander Prinz in seinem Video "Wie fake ist YouTube Deutschland wirklich?". Prinz kommentiert als der "Dunkle Parabelritter" gesellschaftliche und politische Themen für seine fast 500.000 Abonnenten.

Ein maßgeblicher Faktor in der Beurteilung der eigenen Strahlkraft bei YouTube sind die Views – also die Anzahl an Klicks, die ein Video erhält. Auch YouTube selbst sieht das so: Videos, die oft geklickt werden und zusätzlich die Zuschauer lange binden (also eine hohe sogenannte "Watchtime" haben), werden von der Seite öfter und prominenter beworben – der Effekt verstärkt sich.

"Influencer kaufen auf allen Plattformen Fake-Follower"

Was, wenn man nun diesen grundlegenden Statistiken, auf denen auch der finanzielle Erfolg vieler YouTuber fußt, nicht mehr vertrauen kann? Diese Frage ist keine unberechtigte: "Influencer kaufen auf allen Plattformen Fake-Follower, um Reichweite zu erreichen", sagt Torben Platzer im Gespräch mit t-online. Platzer ist Experte für soziale Medien, betreibt eine eigene Agentur in München. "Bisher war YouTube aber immer ganz gut darin, die Bots zu erkennen."

Nun scheint es ein neues Phänomen zu geben: Playlist-Botting. Dabei wird eine Playlist angelegt und danach der Bot, also die Maschine, in diese Playlist geschickt. In der befinden sich die Videos, die der Bot klicken soll. Platzer: "So muss man ihn nur einmal für beliebig viele Videos losschicken, anstatt die Maschine für jedes Video einzeln zu programmieren."

Vorteil am Playlist-Botting: Es bringt Verweildauer und Klicks

Ein weiterer Vorteil: Die Bots klicken nicht nur auf das Video, um es dann zu verlassen – das würde eine niedrige Verweildauer erzeugen, die von YouTube abgestraft wird. Die Bots bleiben während des gesamten Videos auf der Seite. Der Algorithmus liest das dann als Nutzerinteresse und längere Zeit auf der eigenen Seite. Die Folge: YouTube kann mehr Werbung platzieren und belohnt den Influencer, von dem das Video stammt, mit Reichweite. Da YouTuber für ausgespielte Werbung in ihren Videos durch die Plattform bezahlt werden, bedeutet das häufig: mehr Geld.

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Auffällig wurde das Phänomen Playlist-Botting, als zuletzt Videos bekannter deutschsprachiger YouTuber wie zufällig zusammengeworfen in Playlists erschienen. In denen tauchten Videos mehrmals hintereinander auf, waren ansonsten thematisch wild durcheinandergewürfelt. "Das könnte natürlich auch jemand für sich privat angelegt haben – warum auch immer", erklärt Platzer. Playlist-Botting sei allerdings die deutlich wahrscheinlichere Erklärung.

"So könnte man politische YouTuber unterdrücken"

Dabei sind die bekannten Influencer, die in den Playlists vorkommen, wohl eher Opfer als Täter, meint Platzer. "Für die würde es keinen Sinn machen, auf diese offensichtliche Weise ihre Zugriffe zu botten." Wahrscheinlich sei eher, dass der wahre Täter weniger bekannt ist und seine Identität verschleiert, indem er sich zwischen Dutzenden anderen Influencern versteckt.

YouTuber Alexander Prinz hat eine düsterere Sorge. "Wenn YouTube erkennt, dass deine Zugriffe von Bots kommen, strafen sie dich als Kanal ab, du wirst also weniger Zuschauern vorgeschlagen." Wer jemandem auf YouTube schaden wolle, könne dessen Views mit "billigen, auffälligen Bots" verwässern, so Prinz. YouTube würde diesen Kanal dann als weniger relevant einstufen. "So könnte man beispielsweise politische YouTuber unterdrücken."

Nach Botting-Vorwürfen: YouTuber Kyzer legt seine Zahlen offen

Einer der Influencer, die ungewollt in solchen Playlists auftauchen, ist der österreichische YouTuber Kyzer mit 161.000 Abonnenten. "Für jemanden wie ihn würde es überhaupt keinen Sinn machen, sich so Views zu besorgen", sagt Platzer. Kyzer hat inzwischen auch seine Zugriffsstatistiken offengelegt, die genau das beweisen: Die Playlist bringt ihm so gut wie nichts. "Es geht hier um 5.000 Zugriffe mehr oder weniger", sagt Platzer. Kyzer hat durch die Bank bis zu 200.000, in der Spitze über 400.000 Views auf seine Videos.

Gerade wegen dieser geringen Anzahl an totalen Zugriffen meint Social-Media-Experte Platzer: "Ich habe da keine große Unruhe. Diese Form von Botting ist ja auch teuer. Für die paar Tausend Klicks – das lohnt sich auf Dauer finanziell nicht."

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"Neugierig besorgt" ist dagegen YouTuber Alexander Prinz. Käufer bekämen durch die Bots kurz nach Veröffentlichung des Videos viele Zugriffe mit langer Verweildauer – in genau der Zeit, in der YouTube entscheide, welches Video auch außerhalb der eigenen Filterblase ausgespielt wird. Bedeutet für YouTube-Nutzer: Sie bekommen Videos in ihre Empfehlungen gespült, die für sie möglicherweise völlig uninteressant sind.

YouTuber Alexander Prinz: "Das ist unser Baby"

"Wer einmal anfängt, muss weitermachen, denn wenn der Algorithmus sieht, dass diese Zugriffe abnehmen, straft er dich ab. Meine Sorge ist, dass YouTube hier eine Fehlerquelle hat, die in Zukunft immer mehr genutzt wird, weil Leuten klar wird, dass hier eine Schwachstelle liegt."

Das könne auf Dauer dazu führen, dass das System YouTube verzerrt werde. "Die meisten von uns machen das hier selbstständig. Das ist nicht nur unsere Existenz, das ist unser Baby." Auch Prinz hat sich seine Reichweite mit fast einer halben Million Abonnenten nicht aus dem Stand aufgebaut: Er ist seit zehn Jahren und elf Monaten YouTuber.

Verwendete Quellen
  • youtube.de: "Wie FAKE ist YouTube Deutschland wirklich?" vom 14. Mai 2023
  • Gespräch mit Alexander Prinz
  • Gespräch mit Torben Platzer
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