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Olympiastadion München: Wie teuer wird die Sanierung für die Stadt?


Sanierung eines Wahrzeichens
Warum München Millionen in den Olympiapark investiert


05.02.2024Lesedauer: 3 Min.
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Das Olympiastadion mit Zeltdach im Olympiapark München (Archivbild): Die Konstruktion muss saniert werden. (Quelle: IMAGO/KHSPR/imago-images-bilder)

München lässt sich die Sanierung des Olympiastadions Unsummen kosten, während die Stadt Schulden in Milliardenhöhe anhäuft. OB Dieter Reiter rechtfertigt den Plan.

Die Zahlen lesen sich gewaltig. Der Schuldenstand der bayerischen Landeshauptstadt München belief sich zum Stichtag 31. Dezember 2023 auf 3,958 Milliarden Euro. Wie die Stadtkämmerei auf Nachfrage mitteilt, kommen 2024 nochmal Kredite über 1,45 Milliarden Euro dazu. Das Geld soll in die Infrastruktur fließen. Zum Beispiel sollen Strecken für Straßenbahnen saniert werden, aber vor allem neue Schulen und Kindertagesstätten gebaut werden.

"Wir investieren in die Zukunft unserer Stadt, in die Zukunft unserer Kinder und in ein gutes Leben im Hier und Jetzt", erklärt Städtekämmerer Christoph Frey t-online. "Aber wir müssen in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten stärker abwägen, was wir uns leisten können." Leisten will sich die Stadt noch lange das in die Jahre gekommene Olympiastadion, das einst für die Sommerspiele 1972 gebaut wurde. Deutschland wurde hier, auf dem Oberwiesenfeld, 1974 Fußballweltmeister. Nostalgie umweht das Gelände.

Derbys zwischen FC Bayern und TSV 1860 im Olympiastadion

Später lieferten sich der FC Bayern und der TSV 1860 im Olympiapark packende Stadtderbys. Seit 1982 ist das Stadion zudem eine riesige Konzertbühne. In diesem Sommer kommen erneut die Weltstars von AC/DC, um nur ein Beispiel zu nennen. Dabei ist das "Oly", wie es im Münchner Volksmund liebevoll genannt wird, seit Oktober eine Teil-Baustelle. Bis Sommer 2027 soll es kernsaniert werden, vollumfänglich finanziert durch die Landeshauptstadt. Der Stadtrat hatte im Juli 2023 dafür 193,7 Millionen Euro bewilligt.

Heute, ein halbes Jahr später, will sich in Zeiten galoppierender Baukosten niemand darauf festlegen, ob dieser Kostenrahmen eingehalten werden kann. Bereits im April hatte die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) berichtet, dass einzig die Sanierung der berühmten Zeltdachkonstruktion im Olympiapark – die noch in der Planung und nicht mit einberechnet ist – 280 Millionen Euro statt anfangs veranschlagter 85 Millionen Euro kosten könnte. Die "SZ" berief sich in ihrem Bericht auf Unterlagen des Aufsichtsrates der Olympiapark GmbH.

Olympiastadion: Dach muss zunächst untersucht werden

"Die mit der Sanierung beauftragten Stadtwerke haben von Anfang an gesagt, dass das Dach zunächst umfänglich untersucht werden muss, bevor eine belastbare Gesamtsumme genannt werden kann", sagt Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) t-online. "Bei den zitierten 85 Millionen handelte es sich lediglich um eine Teilsumme."

Für die gesamte Sanierung fallen also Kosten von mindestens 278,7 Millionen Euro an. Zum Vergleich: Der SC Freiburg hatte zwischen November 2018 und Oktober 2021 im badischen Breisgau für 76,5 Millionen Euro ein komplett neues Bundesliga-Stadion für 34.700 Zuschauer gebaut, vom Fundament bis zum Dach. Und in München soll einzig die Sanierung der Dachkonstruktion mehr als das Dreieinhalbfache kosten?

"Wollen uns nicht an den Spekulationen zu Gesamtkosten beteiligen"

t-online hakte bei der Betreibergesellschaft nach, die zu 100 Prozent zur Landeshauptstadt gehört. Man wolle sich nicht "an den Spekulationen zu den Gesamtkosten beteiligen", hieß es. Die Sanierung des Stadiondaches befinde sich "in der Planungsphase". Die insgesamt 74.800 Quadratmeter große Dachkonstruktion, die auch die Olympiahalle und die Olympia-Schwimmhalle überspannt, galt bei der Fertigstellung im April 1972 als einmalig. Gerade das macht die Sanierung wohl so aufwändig. Im Stadtrat hatte es hitzige Diskussionen wegen möglicherweise ausufernder Kosten gegeben.


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Nicht ohne Grund zählt das Olympiastadion zu den wichtigsten Bauten der bundesdeutschen Nachkriegsarchitektur.


oberbürgermeister dieter reiter 


Oberbürgermeister Reiter rechtfertigt die hohen Kosten für das Gesamtprojekt, ohne selbst eine Kostenschätzung zu nennen. "Nicht ohne Grund zählt das Olympiastadion zu den wichtigsten Bauten der bundesdeutschen Nachkriegsarchitektur und ist neben den Türmen der Frauenkirche das zweite weltbekannte Wahrzeichen unserer Stadt", erklärt der Rathauschef.

Stadion hauptsächlich als Bühne für Großkonzerte

Seit dem Auszug der Bayern und der Münchner "Löwen" werde das Stadion hauptsächlich als Bühne für Großkonzerte internationaler Musiker genutzt, erzählt er. "In diesem Jahr stehen zum Beispiel Metallica, Taylor Swift und Coldplay auf dem Programm. Die Stimmung und die Atmosphäre unter dem leichten Zeltdach sind einfach einmalig und haben auch bei der Leichtathletik-EM im Sommer 2022 sowohl die Sportler als auch die Besucher in ihren Bann gezogen."

Damit nicht genug. Reiter denkt an die Zukunft: "Bei einer eventuellen gemeinsamen Olympia-Kandidatur mehrerer Städte für Sommer 2036 oder 2040 wird die weltweit einzigartige nachhaltige Nutzung der Sportstätten im Münchner Olympiapark unsere Chancen sicher sehr erhöhen." Die Sanierung des Stadions läuft – das Dach ausgeklammert.

Aktuell sind laut Olympiapark GmbH Abbrucharbeiten und Vorbereitungen für Neuinstallierungen im südlichen Teil an der Reihe. Bis Herbst 2025 wird der nördliche Teil saniert, ehe das "Oly" von Oktober desselben Jahres bis voraussichtlich Frühsommer 2027 für die Sanierung des Mittelteils geschlossen wird. Wann die Sanierungsarbeiten an der Dachkonstruktion überhaupt beginnen können und was diese letztlich kosten sollen, bleibt vorerst völlig unklar.

Verwendete Quellen
  • Anfrage an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD)
  • Anfrage an die Olympiapark München GmbH
  • Anfrage an Stadtkämmerer Christoph Frey
  • sz.de: "280 Millionen Euro für das berühmte Zeltdach? vom 26.4.2023
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