Bier aus dem Trinkbrunnen: Hier sprudelt das beliebte Getränk der Deutschen aus dem Hahn

Mehr als nur Touristenattraktionen: In Franken können sich Einheimische und Wanderer an ganz besonderen Brunnen laben. Hier fließt statt Wasser Bier.

Es gibt diese Nachrichten, die sind zu kurios, um wahr zu sein. Und dann gibt es noch die, die wirklich jedes Klischee zu bedienen vermögen. Eine solche, die beides eint, ist die Geschichte von Bierbrunnen in Franken.

Hier in Krautheim, einem Ortsteil von Volkach im unterfränkischen Landkreis Kitzingen, sprudelt neben Wasser auch Bier aus dem Dorfbrunnen. Klar, dass der Bierbrunnen zu einer der beliebtesten Attraktionen in der Region zählt. Im Winter stillgelegt, wird er nun bald wieder angezapft – und zu besonderen Anlässen das Brauereierzeugnis bieten.

"Ein Dorfbrunnen, der Bier statt Wasser von sich gibt – das klingt unglaublich – ist aber so!" Das schreiben die Verantwortlichen stolz auf Facebook zum Anstich im Februar. Dabei dominiert in Unterfranken eigentlich der Wein. Volkach sei Zentrum des fränkischen Weinbaus, erklärt Ortssprecher Dieter Söllner im Telefongespräch mit t-online.

In Krautheim aber schlürfen die Touristen lieber Bier. Und dürfen sie es am Brunnen auch selbst zapfen? "Leider nicht", antwortet Söllner lachend. Das sei anfangs zwar angedacht gewesen, jedoch aus hygienischen Gründen nicht erlaubt. "Das wäre ein schöner, zusätzlicher Gag gewesen." Mitglieder vom Sportverein oder der Feuerwehr übernehmen das nun. Die nächsten Ausschänke stehen etwa am 14. Mai, 3. Juni, am 1. Juli und zur Kirchweih am 25. August an.

Bierbrunnen in Krautheim bei Volkach: So viel kostete er

Der Bierbrunnen entstand 2020 im Zuge einer Erneuerung des Dorfkerns von dem Örtchen, das gerade mal rund 220 Einwohnern hat. Bei besonderen Anlässen könne aus einem separaten Zapfhahn auch Bier gezapft werden. "Und Anlässe gibt es Gott sei Dank immer wieder."

Die Idee stammt von den Anwohnern selbst und geht auf eine lange Brautradition zurück. Zehn Jahre hat es laut Söllner gedauert, bis aus der Idee Wirklichkeit wurde. Der Brunnen huldigt der ortsansässigen Brauerei Düll, für die Krautheim bekannt ist. "Seit über 350 Jahren wird hier Bier gebraut." Er besteht ausschließlich aus Originalteilen der Brauerei.

Was hat das gekostet? Die Gesamtkosten für die Dorferneuerung in Krautheim beliefen sich auf etwa 2,7 Millionen Euro, erklärt Söllner und bezieht sich dabei auf Angaben des Bürgermeisters. "Knapp eine Million Euro kosteten die Dorfscheune, der Kirchplatz und der Dorfplatz mit Bierbrunnen." Davon zahlte die Stadt Volkach rund 560.000 Euro, der Rest finanzierte sich durch staatliche Fördergelder.

Bierbrunnen in Oberfranken: Mancher hat's übertrieben

Auch in Oberfranken sorgt ein Bierbrunnen für Aufsehen – jedoch mit einem anderen Konzept. Weil es mancher Bierliebhaber übertrieben hat, war der Brunnen zwischenzeitlich versiegt. Der Lindig-Brunnen bei Pünzendorf nahe Bamberg in Oberfranken spendet Wanderern auf ihrer Tour stets gekühltes Flaschenbier.

Im Waldidyll ein aufgesägter Baumstamm, in den eine kühle Quelle plätschert: Den füllen anonyme Einheimische stets mit Flaschen verschiedener fränkischer Biersorten auf. Gegen eine Spende auf Vertrauensbasis können sich durstige Wanderer daran bedienen; dafür dient ein Einmachglas. Der Brunnen hat Kultstatus und ist ein beliebtes Ausflugsziel.

Auch auf Google kommt der Brunnen gut an: Bei 25 Rezensionen verfehlt er nur knapp die volle Punktzahl. Dort schreibt ein Nutzer: "Super Idee und schön, dass so was funktionieren kann." An anderer Stelle heißt es: "Ein Beweis, dass es hier noch Ehrlichkeit, Anstand und Vertrauen in die Menschen gibt. Ein Stückchen Himmel auf fränkischem Boden."

Leider jedoch behielten die Kommentatoren am Ende nicht Recht. Denn zwischenzeitlich war Schluss mit dem ewig währenden Bier im Lindig-Brunnen. So kommentiert im Herbst 2022 jemand auf Google: "Leider war kein Belohnungsbier da." Auch schon im Sommer 2020 sorgte ein Zettel an dem Brunnen für enttäuschte, durstige Wanderer. Darin hieß es: "Liebe Brunnenbesucher, aufgrund von Beschwerden, vor allem wegen motorisiertem Verkehr zum Brunnen, muss der Betrieb leider eingestellt werden." Ob die Bierquelle in diesem Jahr – normalerweise ab März – wieder fließen wird, ist bislang unklar.