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"Beklemmend": Felix Lobrechts Film "Sonne und Beton" bewegt das Publikum in Nürnberg


"Sonne und Beton" in Nürnberg
"Beklemmend": Felix Lobrechts Film bewegt das Publikum

  • Meike Kreil
Von Meike Kreil

Aktualisiert am 04.03.2023Lesedauer: 3 Min.
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Felix Lobrecht: Der Comedian stellte in Nürnberg einen neuen Film vor, der auf seinem Bestseller basiert. (Quelle: Jens Kalaene/dpa)

So viel Berlin war hier noch nie. Felix Lobrecht bringt auf seiner Kinotour für "Sonne und Beton" die Hauptstadt auf die bayerische Bühne. Mit all ihren Schwächen.

Angenommen: Du bist wieder Teenager. Was würdest du mit 200 Euro anfangen? Neue Sneakers, ganz klar, meint Felix Lobrecht. Deutschlands aktuell wohl erfolgreichster Comedy-Star machte am Freitagabend für die Promotour des neuen Films "Sonne und Beton" in Nürnberg Halt.

Also nicht ins nächstgelegene Schwimmbad – zu den Mädels im Bikini? "Nee, da wär‘ ich eher eingebrochen." Lobrecht hat die Lacher – wie so oft – auf seiner Seite, als er im Anschluss an die Filmvorführung den Saal betritt und Fragen aus dem Publikum beantwortet. Die Vorstellung war ausverkauft.

Die Frage nach dem Geld ist eine, die sich jeder Teenager früher oder später stellt. Und bei der es völlig egal ist, woher du kommst. Der 15-jährige Protagonist – Lukas – hat sich im Film ebenfalls für die neuesten Reeboks entschieden. Sein bester Kumpel spart das Geld lieber.

Und hier beginnen die Unterschiede. Gino (Rafael Luis Klein-Hessling) versteckt das Geld, um eines Tages mit seiner Mutter vor dem gewalttätigen Vater zu fliehen. Der Film von David Wnendt, der auf dem Bestseller von Felix Lobrecht basiert, spielt in der Neuköllner Hochhaussiedlung Gropiusstadt. Authentisch und ehrlich erzählt er die Schicksale von vier Jungs, die dort Anfang der 2000er aufwachsen. Wirklich so passiert? Wer weiß das schon.

"Der Klügere gibt nach" oder "Der Klügere tritt nach"?

Wie sie an das viele Geld gekommen sind? Auch das dürfte der große Unterschied sein zu den Jugendlichen, die in bessere Startbedingungen hineingeboren wurden. Denn 800 Euro sind die Ausbeute nach einem Überfall auf die Schule.

"Der Klügere gibt nach" oder "Der Klügere tritt nach"? Wieder so eine Frage. Jeder der Jungs findet darauf seine eigene Antwort – auf blutige Art und Weise. Oder wie es Lukas (Levy Rico Arcos) ausdrückt: "Als ob ich eine Wahl hätte."

Is dit Berlin? "Sonne und Beton" erzählt den Alltag im Brennpunkt der Hauptstadt. Ungeschönt. Beklemmend. Manchmal auch leicht. Die Geschichte ist nicht erst seit den Silvesterkrawallen dort aktueller und politischer denn je. Der Streifen erzählt von Clans, die sich bekriegen. Von Schulen, die unterfinanziert und deren Lehrer überfordert sind. Von Einbrüchen, um sich einmal etwas Schönes kaufen zu können. Und das immer mit Schrammen im Gesicht und vielen, vielen Kraftausdrücken. Mehr Berlin geht nicht.

"Sonne und Beton": Felix Lobrecht auf Kinotour in Nürnberg

Wie war der Dreh in Neukölln, will am Ende eine Zuschauerin von Lobrecht auf der Bühne wissen. "Wir haben versucht, so respektvoll und geräuschlos wie möglich zu sein." Soweit das halt gehe, wenn man mit dem Equipment 50 Parkplätze einnehme, wirft Lobrecht hinterher, der dort aufgewachsen ist. Außerdem hätten sie die Menschen vor Ort in den Dreh eingebunden, wo es möglich war. Die Jugendlichen seien aufgeschlossen gewesen, dafür gab es ein paar "Problemrentner, die besonders aggressiv waren".

Und was ist mit Tommi Schmitt, fragt eine junge Frau aus dem Publikum? Wieso hat er keinen Auftritt in dem Film? Mit ihm hat Lobrecht den erfolgreichen Podcast "Gemisches Hack". "Der hatte einfach keine Zeit", antwortet der Comedian in gewohnter Lobrecht-Manier – "was wohl daran lag, dass ich ihm gar nicht Bescheid gegeben habe". Um dann ernst zu sagen: "Ich finde es wichtig, dass jeder auch sein eigenes Ding macht."

Nach zwei Stunden ist die Alltagsflucht für die Nürnberger vorbei. Nach all dem, was sie gerade gesehen haben, dürften die meisten froh sein, wieder in ihren eigenen zurückkehren zu können. Plattenbauten und Beton gibt es hier im Vergleich kaum.

"Puh, das war beklemmend", meint eine Zuschauerin am Ausgang zu ihrer Freundin. Und dann noch: Wie privilegiert sie doch sei, auf dem Dorf aufgewachsen zu sein.

Verwendete Quellen
  • Reporterin im Kino vor Ort
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