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20. Todestag von Ayrton Senna: traurigster Tag der F1-Geschichte


20. Todestag von Ayrton Senna
Der traurigste Tag der F1-Geschichte

Von t-online
01.05.2014Lesedauer: 4 Min.
Das Williams-Wrack nach dem Unfall Ayrton Sennas in ImolaVergrößern des BildesDas Williams-Wrack nach dem Unfall Ayrton Sennas in Imola (Quelle: dpa-bilder)
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Ayrton Senna

T-Online.de erzählt noch einmal die Geschichte vom traurigsten Tag in der Formel 1.

Der Barrichello-Schock

Es war der 1. Mai 1994. Senna hatte sich für das Rennen zum Großen Preis von San Marino vor Michael Schumacher die Pole Position gesichert. Dennoch war das Wochenende bereits zu diesem Zeitpunkt ein tragisches.

Beim Freitagstraining sah Senna mit an, wie Rubens Barrichello mit seinem Jordan-Ford einen schweren Unfall hatte, bei dem er sich mehrere Male überschlug, seine Zunge verschluckte und das Bewusstsein verlor. Geschockt rannte Senna aus der Garage zu seinem Landsmann. Barrichello kam mit einem Nasenbruch und Prellungen jedoch relativ glimpflich davon.

Senna: "Ich kann nicht aufhören"

Am nächsten Tag kam es noch schlimmer. Senna beobachtete von seiner Box aus, wie Roland Ratzenbergers Rennwagen mit 300 Kilometern pro Stunde in die Begrenzungsmauer krachte. Als das Auto, das vom harten Einschlag auf die Strecke zurückgeworfen wurde, austrudelte, fiel der Kopf des Österreichers unnatürlich im Cockpit hin und her. Dabei wich Senna die Farbe aus dem Gesicht. Das Genick Ratzenbergers war gebrochen, niemand konnte ihm mehr helfen.

Der Brasilianer ließ sich von Rennarzt Sid Watkins über den Crash informieren. Watkins, der ein guter Freund des dreimaligen Weltmeisters war, redete Senna ins Gewissen: "Ayrton, du bist der beste und schnellste Fahrer. Du brauchst keinem mehr etwas beweisen. Hör auf mit dem Fahren. Lass uns gemeinsam angeln gehen und die Zeit genießen." Senna hielt kurz inne und antwortete: "Ich kann nicht aufhören, Sid. Ich kann es einfach nicht."

Viel Druck für den Altmeister

Am Rennsonntag äußerten Ferrari-Pilot Gerhard Berger und Senna bei der Fahrerbesprechung ihre Bedenken, sollte es eine Safety-Car-Phase geben. Ihrer Meinung nach würden die Reifen dann zu stark abkühlen, weil das Safety Car nicht schnell genug fahren könne. Änderungen wurden jedoch keine durchgeführt.

Der Grand Prix in San Marino war das dritte Rennen in der Saison 1994. Senna war in den ersten beiden jeweils ausgeschieden. Schumacher führte die Fahrerwertung an. Deshalb stand der 34-Jährige massiv unter Druck.

Senna schlägt in die Streckenmauer ein

Beim Rennstart ereignet sich der nächste Unfall. Pedro Lamy fährt auf den stehengebliebenen Wagen des Finnen J.J. Lehto auf. Dabei werden Autoteile über den Sicherheitszaun geschleudert und neun Menschen verletzt. Trotz dieser dritten Tragödie wird nicht abgebrochen. Die Rennleitung schickt das Safety Car auf die Strecke, bis die Trümmerteile beseitigt sind. Beim fliegenden Start verteidigt Senna seine Führungsposition und fährt allen anderen auf und davon.

Dann folgt die schicksalsträchtige siebte Runde: Senna jagt seinen Williams über die Piste. Als er die Tamburello-Kurve mit 300 Kilometern pro Stunde erreicht, kommt der Wagen von der Strecke ab. Senna bremst voll, lenkt aber nicht ein, und schlägt mit voller Wucht in die Begrenzungsmauer ein. Dabei reißt das rechte Vorderrad ab und eine Strebe der Aufhängung bohrt sich durch den Helm des Brasilianers in seinen Kopf. Er verliert noch an der Strecke zwei Liter Blut.

Die Ärzte können nichts mehr tun

Watkins, Streckenposten und andere Helfer eilen sofort zu dem Wrack und behandeln Senna. Der Arzt aber weiß bereits, dass es aussichtlos ist. "Wir hoben ihn aus dem Cockpit und legten ihn auf den Boden", sagte Watkins. "Dabei seufzte er, und, obwohl ich absoluter Agnostiker bin, fühlte ich, wie ihn in diesem Moment seine Seele verließ."

Während das Rennen fortgesetzt wird, wird Senna mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen. Um 18.40 Uhr erklären die Ärzte den Rennfahrer, den sie den "Magischen" nannten, für tot.

Drei Millionen Menschen beim Trauermarsch

Die Welt stand unter Schock. In Brasilien wurden drei Tage Staatstrauer ausgerufen. Beim Trauermarsch in Sao Paulo begleiten drei Millionen Menschen Senna auf seinem letzten Weg.

Die Frage nach der Ursache für den tödlichen Unfall beschäftigt die Formel 1 bis heute. Es existieren mehrere mögliche Theorien. Zum einen ist da die Geschichte mit der veränderten Lenkstange: Senna hatte sich über eine unkomfortable Sitzposition beklagt, so dass die Lenkstange vor dem Wochenende in Imola verlängert und ein dünneres Rohr eingeschweißt worden war. Genau an der Schweißstelle war die Stange später gebrochen. Ob der Bruch Auslöser des Unfalls war, oder ob sie erst beim Einschlag gebrochen ist, ist bis heute unklar. Das Fehlen einer Lenkbewegung beim Verlassen der Strecke spricht für Ersteres.

Andere Ursachen sind denkbar

Eine weitere mögliche Ursache ist der plötzliche Verlust des Anpressdrucks. Weil die Reifen in der Safety-Car-Phase zu stark abgekühlt sein könnten und dadurch der Druck sank, könnte der Williams so heftig aufgesetzt haben, dass der Anpressdruck abriss und Senna die Kontrolle verlor. Adrian Newey, der den Williams designt hatte, gab kürzlich zu, sich bei der Aerodynamik des Wagens verrechnet zu haben.

Für diese These spricht, dass der Wagen in der Runde vor dem Unfall bereits stark aufgesetzt ist. Allerdings war die Rundenzeit sehr gut, was wiederum gegen die Reifendruck-Theorie spricht. Sennas damaliger Teamkollege, Damon Hill, sagte, dass Senna ein zu hohes Risiko gegangen sei, obwohl er sich der Gefahr bewusst gewesen war. Ein Fehler kostete ihm demnach das Leben. Möglich ist auch, dass ein schleichender Plattfuß, der durch Trümmerteile des Startunfalls verursacht sein konnte, den Unfall verursacht hat.

Umdenken hat stattgefunden

Newey, Williams' technischer Direktor Patrick Head, ein Repräsentant der Strecke, sowie der Streckendirektor und der Renndirektor wurden wegen fahrlässiger Tötung angeklagt, aber freigesprochen. Im zweiten Berufungsverfahren begründete das Gericht den Unfall mit einer Verkettung unglücklicher Umstände. Newey erklärte 2011, dass ihn dieser Unfall bis heute verfolge, die genaue Ursache aber wohl nie ans Licht kommen werde. "Was genau passierte, weiß ich nicht", sagte er kürzlich.

Sennas Schwester Viviane glaubt, dass mehrere Faktoren zusammen die Tragödie verursacht haben. "Alle sind schuld, alle waren beteiligt", sagte sie. "Bei geeigneten Verhältnissen hätte ein einziges Element nicht zu diesem Ausgang geführt. Hätte die Lenksäule nicht dieses Problem gehabt, hätten die anderen Faktoren auch nicht die Wirkung gehabt, die sie gehabt haben. Alle, alle sind sie schuld an diesem Tod."

Der Unfall des "Magischen" löste ein Umdenken in der Formel 1 aus. Die Sicherheitsstandards wurden enorm verbessert, sowohl an den Autos als auch an den Strecken. Senna ist der letzte Fahrer, der bei einem Formel-1-Rennen sein Leben verlor. In den Herzen seiner Fans lebt er bis heute weiter.

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