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FC Bayern: Wirbel um Noussair Mazraoui – "Verein ist in schwieriger Lage"


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Experte erklärt Folgen bei Pro-Palästina-Posts
"Die Bayern sind in einer schwierigen Lage"

Von Benjamin Zurmühl

19.10.2023Lesedauer: 3 Min.
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Noussair Mazraoui: Der Außenverteidiger musste am Mittwoch zum Gespräch mit den Bayern-Bossen.Vergrößern des Bildes
Noussair Mazraoui: Der Außenverteidiger musste am Mittwoch zum Gespräch mit den Bayern-Bossen. (Quelle: IMAGO/Frank Hoermann/SVEN SIMON)

Mehrere Bundesliga-Spieler haben mit Pro-Palästina-Posts für Unruhe gesorgt. Schnell forderten einige Fans und Medien den Rauswurf. Doch ist das überhaupt möglich?

Der Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel und die Folgen der Reaktion sind längst kein rein politisches Thema mehr. Auch der deutsche Fußball ist davon betroffen, denn mehrere Spieler haben sich zum Konflikt geäußert.

  • Yusuf Kabadayı von Zweitligist Schalke 04 postete vor einer Woche ein Foto auf der Social-Media-Plattform Instagram mit der Aussage "I stand with Palestine" sowie drei in die Höhe gereckten Fäusten und mehreren palästinensischen Flaggen. Kurze Zeit später löschte er den Post, entschuldigte sich dafür und musste zum Rapport bei Sportdirektor André Hechelmann.
  • Anwar El Ghazi von Mainz 05 wurde sogar auf unbestimmte Zeit suspendiert. Der 28 Jahre alte Niederländer hatte ebenfalls auf Instagram einen Post abgesetzt. In dem Beitrag hieß es unter anderem: "Vom Fluss bis zum Meer, Palästina wird frei sein". Gemeint ist, dass sich Palästina vom Jordan bis zum Mittelmeer ausdehnen sollte. Damit wird Israel gewissermaßen das Existenzrecht abgesprochen.
  • Auch der FC Bayern hat einen Vorfall. Rechtsverteidiger Noussair Mazraoui hatte am vergangenen Samstagabend unter anderem ein Video verbreitet, in dem eine Stimme sagt: "Gott, hilf unseren unterdrückten Brüdern in Palästina, damit sie den Sieg erringen. Möge Gott den Toten Gnade schenken, möge Gott die Verwundeten heilen." Er wurde am Mittwoch zum Gespräch mit den Bayern-Bossen gebeten. Bis Donnerstagmittag gab es noch keine Mitteilung über mögliche Konsequenzen.

Besonders der Fall Mazraoui hatte für Unruhe gesorgt, da die Aufmerksamkeit beim FC Bayern noch mal etwas größer ist. Gleichzeitig hatten Schalke und Mainz schnell reagiert und in der Öffentlichkeit ein Statement abgegeben. Bei Mazraoui forderten einige Fans den Rauswurf des Spielers. Auch die "Bild"-Zeitung sprach sich für eine sofortige Beendigung des Arbeitsverhältnisses aus.

Doch ist das überhaupt möglich? t-online hat bei Dr. Gregor Reiter, Rechtsanwalt und Experte für Sportrecht, nachgefragt. Er sagt: "Die spannende Frage ist, ob die Aussagen der Spieler noch von dem Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt sind. Das wäre dann nicht der Fall, wenn die Aussage einen Straftatbestand erfüllen würden. Hier könnte man grundsätzlich über Volksverhetzung gemäß Paragraf 130 des StGB (Strafgesetzbuch) nachdenken. Das Problem aus meiner Sicht: Die Äußerungen, die von den einzelnen Spielern getätigt worden sind, mögen in Teilen grenzwertig sein, aber keine davon ist meiner Meinung nach ein Fall für den Staatsanwalt."

Das liegt auch an den Lizenzspielerverträgen der Vereine. Diese enthalten zwar eine Regelung bezüglich des Verhaltens der Spieler in der Öffentlichkeit, sind aber Reiters Ansicht nach "zu unbestimmt". Anders könnte es sich gestalten, wenn auch der Wertekodex eines Vereins fester Bestandteil des Spielervertrags wären. "Bei einem Verstoß wären dann eher arbeitsrechtliche Schritte möglich", so Reiter.

"Ich kann verstehen, warum Mainz so gehandelt hat"

Die Spieler einfach aus dem Klub zu werfen, ist aus arbeitsrechtlicher Sicht also kaum machbar. Die Mainzer Reaktion sieht Reiter als "rechtlich schwierig" an.

"Ob das vor Gericht hält, wenn der Spieler dagegen vorgeht, da wäre ich mir nicht so sicher. Wenn das Arbeitsgericht zu dem Ergebnis kommt, dass er nur seine Meinung geäußert hat, dann ist die Maßnahme rechtswidrig und Mainz muss sie zurücknehmen. Gleichzeitig kann ich verstehen, dass der Verein hier ein Zeichen setzen wollte. Wenn ein Gericht dann entscheidet, dass das nicht geht, dann wird Mainz das akzeptieren, aber sie haben eben auch deutlich gemacht, dass sie die Aussage ihres Spielers nicht tolerieren."

Gleichzeitig betont er: "Ich kann aber verstehen, warum Mainz so gehandelt hat. Es ist ein scharfes Mittel, um ein Zeichen zu setzen. Und dafür nimmt der Klub vielleicht auch arbeitsrechtliche Konsequenzen in Kauf."

Die Frage nach dem Betriebsfrieden

Die Meinungsfreiheit deckt die Aussagen der Spieler, da sie keine Grenze überschritten haben. Doch auch ein anderer Aspekt könnte bei der Bewertung eine Rolle spielen: der Betriebsfrieden. Wenn dieser gefährdet würde, müsste die Situation neu bewertet werden. Dabei sticht für Reiter der Fall Mazraoui hervor.

"Das hängt damit zusammen, dass der Ersatztorwart Daniel Peretz Israeli ist. Das, was in der Heimat von Daniel Peretz passiert ist, ist kein kriegerischer Konflikt, sondern ein brutaler Terrorakt der Hamas, den man nicht gutheißen kann. Die Bayern sind in einer echt schwierigen Situation. Beide Spieler müssen zusammen spielen und trainieren, da könnten Konflikte vorprogrammiert sein. Ich kenne den Fall intern zu wenig und kann mir kein abschließendes Urteil bilden. Aber die Ausgangslage ist schon eine andere als beispielsweise in Mainz."

Zumindest am Donnerstag trainierten Peretz und Mazraoui noch nicht zusammen. Mazraoui verpasste aufgrund einer leichten Verletzung schon das zweite Länderspiel mit der Nationalmannschaft Marokkos und trainierte daher beim FC Bayern nur individuell. Ob ein Einsatz gegen Mainz 05 am Wochenende in Gefahr ist, ist noch unklar.

Verwendete Quellen
  • Telefongespräch mit Dr. Gregor Reiter
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