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1. FC Köln entlässt Trainer und Manager: Dahinter steckt mehr


Zweitliga-Riese greift durch
Dahinter steckt mehr als Panik


Aktualisiert am 05.05.2025 - 15:06 UhrLesedauer: 3 Min.
Gerhard Struber (vorne): Der Kölner Trainer muss gehen.Vergrößern des Bildes
Gerhard Struber (vorne): Der Kölner Trainer muss gehen. (Quelle: IMAGO/Ulrich Hufnagel)
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Der 1. FC Köln trennt sich zwei Spieltage vor Schluss von seinem Trainer und seinem Geschäftsführer. Was wie Panik wirkt, hätte schon früher passieren sollen.

Als Christian Keller gegen 22.30 Uhr an das Sky-Mikrofon schritt, bekam er relativ deutlich die Meinung einiger Fans über sich zu hören: "Keller raus"-Rufe hallten nach dem 1:1 gegen Zweitliga-Schlusslicht Jahn Regensburg durch das Kölner Rheinenergiestadion. Doch nicht nur der Geschäftsführer des 1. FC Köln wurde ausgebuht. Auch das Aus von Trainer Gerhard Struber wurde gefordert. Keller stärkte Struber trotz der aktuellen Ergebniskrise und des gefährdeten Aufstiegs den Rücken. "Warum nicht?", fragte er bei Sky, als es um eine Fortsetzung der Arbeit mit Trainer Struber ging.

Rund 24 Stunden später war Gerhard Struber raus. Christian Keller aber auch. In einer Krisensitzung am Sonntagabend beschloss die Vereinsspitze die Trennung. Eine Entscheidung, die von einer gewissen Panik zeugt. Die Entscheidung ist verständlich. Doch der Zeitpunkt zeugt von selbstverschuldeter Panik. Der Klub hätte schon viel früher reagieren müssen. Denn diese Entwicklung war abzusehen.

In einer anderen Saison wäre Struber wohl längst kein Trainer mehr

Zum einen war die Arbeit von Gerhard Stuber alles andere als konsistent. War der Fußball des Österreichers zu Saisonbeginn noch wild, offensiv, aber kaum ertragreich, veränderte er sich im Herbst. Struber stellte um, setzte auf mehr defensive Stabilität – mit Erfolg. Von Platz zwölf nach zehn Spielen ging es bis zur Winterpause an die Tabellenspitze.

Doch diesen Trend konnte Köln in den vergangenen Wochen nicht mehr aufrechterhalten. Der eher biedere Fußball war nicht mehr erfolgreich. Nur 15 Tore schoss Köln in 15 Rückrundenspielen, von den vergangenen fünf Spielen konnte der "Effzeh" nur eines gewinnen. Der jüngste Tiefpunkt: das 1:1 gegen die bereits abgestiegenen Regensburger, die bis dahin nur einen einzigen Punkt in der Fremde geholt hatten.

Köln ist nach 32 Spieltagen zwar Tabellenzweiter, hat aber nur 55 Zähler auf dem Konto. Eine Punktzahl, mit der man im vergangenen Jahr zu diesem Zeitpunkt nur noch eine kleine Chance auf die Relegation gehabt hätte. Gleiches gilt für die Saison 2022/23.

Pl.MannschaftSp.SUNToreDiff.Pkt.Form
1
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HSV
321511670:40+3056
2
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Köln
32167947:37+1055
3
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Elversberg
321410859:36+2352
4
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Paderborn
321410854:42+1252
5
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Magdeburg
321311859:48+1150
6
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Düsseldorf
321311853:48+550

Köln profitiert davon, dass die 2. Bundesliga in der Spitze so schwach ist wie seit vielen Jahren nicht mehr. Das verfälscht den Blick auf die Aussagekraft der Tabelle und auf die Leistungen des Teams. In einer anderen Saison wäre Struber wohl schon längst kein Kölner Trainer mehr. An der individuellen Qualität im Kader mangelt es nämlich nicht. Auch wenn die Winter-Transferpolitik von Geschäftsführer Keller wenig erfolgreich war, besteht der Kölner Kader zu großen Teilen aus der Bundesliga-Mannschaft des Vorjahres. Mit Jeff Chabot und Davie Selke haben nur zwei Leistungsträger den Klub verlassen.

Kellers Transferpolitik ist nicht ausreichend

Trotz der wenig begeisternden Kölner Auftritte in den vergangenen Monaten hielt Keller an Struber fest. Auch nach dem enttäuschenden 1:1 gegen das bereits abgestiegene Schlusslicht Regensburg am Samstag antwortete der 46-Jährige auf die Frage, ob er mit Struber weitermachen wollte, mit: "Warum nicht?"

Der Geschäftsführer Sport wollte die Kontinuität und Ruhe ausstrahlen, von der er selbst im vergangenen Sommer profitiert hatte. Denn trotz des Abstiegs aus der Bundesliga durfte Keller bleiben. Dabei hatten seine Transferpolitik im Sommer 2023 und seine Trainerwahl im Januar 2024 einen gewissen Anteil am Gang in die 2. Bundesliga.

Nach einer Transfersperre über zwei Transferperioden (Januar 2024 und Sommer 2024) konnte er im Winter der aktuellen Saison wieder einkaufen. Keller hatte viele Monate Zeit, um sich darauf vorzubereiten und die richtigen Spieler nach Köln zu holen. Doch von seinen drei wichtigsten Deals schlug kaum einer ein. Rechtsverteidiger Jusuf Gazibegović (zwei Millionen Euro) war der einzige Lichtblick. Der für 2,5 Millionen Euro verpflichtete Innenverteidiger Joël Schmied konnte sich nicht durchsetzen, fiel vor allem durch einen völlig kuriosen Handelfmeter im Derby gegen Düsseldorf auf. Die vergangenen drei Spiele saß er auf der Bank.

Stürmer Imad Rondić, für den Keller rund 1,5 Millionen Euro an den polnischen Erstligisten Widzew Łódź zahlte, kommt in neun Einsätzen auf nur ein Tor. Die Eigengewächse Damion Downs und Tim Lemperle bekamen zuletzt den Vorzug.

Die Mischung aus der enttäuschenden Leistung der Mannschaft unter Trainer Struber und der mangelnden Entwicklung der Kaderqualität sowie das zu lange Festhalten an Stuber unter Geschäftsführer Keller machen die Trennung von beiden nachvollziehbar. Die Chance auf die Bundesliga ist damit groß. Die finanziellen Schäden wären durch einen Nicht-Aufstieg in jedem Fall noch größer. Es bleibt nun abzuwarten, ob Friedhelm Funkel, Strubers Nachfolger bis Saisonende, diesen Schaden abwenden kann oder ob am Ende auch die Klubspitze unter Druck gerät.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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