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Sven Ulreich im Interview: Der VfB Stuttgart, Bernd Leno und die Nationalmannschaft


Bundesliga - VfB Stuttgart
"Perfekt bin ich noch lange nicht"

Von t-online
Aktualisiert am 24.06.2014Lesedauer: 5 Min.
VfB-Keeper Sven Ulreich macht mit guten Leistungen auf sich aufmerksam.Vergrößern des BildesVfB-Keeper Sven Ulreich macht mit guten Leistungen auf sich aufmerksam. (Quelle: imago)
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Das Interview führte Johann Schicklinski

Sven Ulreich hat in seiner noch jungen Karriere schon einiges erlebt. Der Keeper des VfB Stuttgart ist in dieser Saison einer der Leistungsträger der Schwaben. Mit seinen Paraden hatte er bereits im Abstiegskampf der vergangenen Saison einen gehörigen Anteil am Klassenerhalt des Traditionsklubs. Doch der 23-Jährige kennt auch die Schattenseiten des Geschäfts. Bereits zwei Mal wurde er degradiert, öffentlich wurde angezweifelt, ob er das schwere Erbe von Vorgänger Jens Lehmann antreten kann.

Das Eigengewächs des VfB ist gestärkt aus seiner wechselhaften Geschichte hervorgegangen und wird aktuell vom Fachmagazin "kicker" als notenbester Torwart der Bundesliga geführt. Im Interview mit t-online.de spricht Ulreich über die sportliche Situation des VfB, seinen Konkurrenten Bernd Leno und über das Fernziel Nationalmannschaft.

t-online.de: Herr Ulreich, erleben Sie aktuell Ihre beste Zeit als Bundesliga-Keeper, weil Ihre Mannschaft vergleichsweise gut da steht und Sie unumstritten sind?

Sven Ulreich: Bis jetzt läuft es ganz gut und ich bin froh über die Entwicklung, sowohl über meine als auch über die der Mannschaft.

Sie erhielten zu Beginn der letzten Saison vom damaligen Trainer Christian Gross keine Rückendeckung. Er betonte mehrmals, lieber einen erfahrenen Keeper zu wollen. Hat das Ihr Selbstvertrauen untergraben?

Es ist schade, wenn man vom Trainer nicht die nötige Rückendeckung erhält. Ich fand das von Herrn Gross damals nicht korrekt, das Vertrauen hat dann auch ein bisschen gefehlt.

Im Abstiegskampf nahm Bruno Labbadia Sie aus dem Tor, doch nach einer Verletzung Ihres Kollegen Marc Ziegler kehrten Sie bereits im ersten Spiel als Bankdrücker zurück zwischen die Pfosten. War Ihre Herausnahme damals die bislang schwerste Situation in Ihrer Karriere?

Ich hatte schon mehr schwierige Situationen in meiner Laufbahn. Für mich gab es damals nur die Möglichkeiten weiterzumachen oder den Kopf in den Sand zu stecken. Ich habe mich für die erste Möglichkeit entschieden.





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Danach wirkten Sie souveräner und gereifter und entwickelten sich zum Leistungsträger. Eigentlich paradox, oder?

Ich denke, die Spiele davor, auch die in der Hinrunde der letzten Saison, waren schon gut. Die Ergebnisse haben aber gefehlt. Ab dem Frankfurt-Spiel, als ich wieder im Tor stand, hat die Mannschaft dann besser gespielt, das hat es dann auch für mich einfacher gemacht. Zusammen haben wir dann die Resultate eingefahren.

Wie gelang es Ihnen damals, die Diskussionen um Ihre Person auszublenden?

Ich wusste immer, was ich kann. Ebenso wusste ich, dass ich zu Unrecht aus dem Tor genommen wurde. Ich hatte mir vorgenommen, einfach so weiterzumachen, wie ich aufgehört hatte. Dann kommen auch solche Spiele wie in Frankfurt raus.

Sie arbeiten mit einer Mentaltrainerin zusammen. Hat sie Ihnen in der damaligen Situation geholfen?

Nicht nur damals. Ich arbeite mit ihr schon seit der B-Jugend zusammen, die Gespräche helfen mir immer, auch heute noch.

Es heißt, auch Ihr Vorgänger beim VfB, Jens Lehmann, zähle zu Ihren Bezugspersonen. Er gilt auch als Fürsprecher von Ihnen. Stimmt das?

Wir haben ja zwei Jahre zusammengearbeitet. Auch heute haben wir noch Kontakt, zum Beispiel, wenn er im Stadion ist oder wir telefonieren. Das ist immer sehr lehrreich, ich hole mir gerne Tipps von ihm ab. Er hat meiner Entwicklung auf alle Fälle gut getan.

In der Viererkette vor Ihnen stehen mit Boulahrouz, Tasci, Maza und Molinaro sehr erfahren Profis. Genießen Sie die volle Akzeptanz Ihrer Vorderleute?

Ja, weil wir alle das gleiche Ziel haben: Spiele gewinnen und möglichst zu Null spielen. Ich habe keine Probleme damit, meine Meinung zu sagen. Selbst wenn ich mit meiner Art vielleicht mal anecken sollte – das ist selbst einem Jens Lehmann oft genug passiert. Als Torwart muss man seine Vorderleute auch mal wachrütteln, in der Kabine ist nach dem Spiel ohnehin alles wieder vergessen.

Ihr Torwarttrainer Andreas Menger hat sich für die Arbeit in Stuttgart entschieden, weil er hier bundesweit die "interessantesten Nachwuchstorhüter" sieht. Hat er Recht?

Der VfB hatte schon immer eine exzellente Torhüter-Ausbildung, man denke zum Beispiel auch an Timo Hildebrand oder Diego Benaglio. Auch aktuell sind in unserer 2. Mannschaft und in der Jugend einige vielversprechende Talente am Start.

Wo sehen Sie bei sich noch Defizite?

In allen Bereichen kann ich mich verbessern, perfekt bin ich noch lange nicht. Man lernt nie aus, ich habe in den nächsten Jahren noch genug Arbeit mit Andreas Menger zusammen vor mir (lacht).

Neben Ihnen entstammt auch Bernd Leno der Stuttgarter Nachwuchsabteilung. Ihr Kollege hat sich bei Bayer Leverkusen ins Rampenlicht gespielt. Wie bewerten Sie seinen Werdegang?

Für ihn war es wichtig, auf hohem Niveau zu spielen und zeigen zu können, was er draufhat. Das konnte er in Leverkusen.

Wären Sie froh, wenn ihn Bayer im Winter fest verpflichten würde?

Ich gehe davon aus, dass er im Winter zurückkehren wird. Dann hätten wir zwei hervorragende Torhüter hier und es wird sich der Bessere durchsetzen.

Das klingt sehr selbstbewusst!

Ich weiß ja, was ich kann. Es wird im Winter einen fairen Konkurrenzkampf geben, dem stelle ich mich und rechne mir gute Chancen aus, auch in der Rückrunde im Tor zu stehen.

Ist Ihr Verhältnis zu Leno trotz der Konkurrenzsituation freundschaftlich?

Wir kennen uns eigentlich kaum. In der Sommer-Vorbereitung haben wir fünf Wochen zusammen trainiert, dann war er weg. Vielleicht lernen wir uns besser kennen, wenn er zurück ist.

Sie sagten, dass es schon immer Ihr Traum war, für den VfB in der Bundesliga zu spielen und Sie mit "Herzblut" am Klub hängen? Unter den Fans des VfB Stuttgart genießen Sie deshalb großen Rückhalt. Ehrt Sie das?

Natürlich! Der VfB ist mein Verein, für den ich alles geben werde, solange ich hier spiele. Wenn die Fans das dann auch so sehen, freut mich das natürlich.

Beim VfB läuft es nach der Horrorsaison 2010/2011 in dieser Spielzeit vergleichsweise gut. Welches Fazit ziehen Sie aus dem Saisonstart?

Wir haben noch viel Luft nach oben. Das Spiel gegen Dortmund muss unser Maßstab sein, da haben wir gezeigt, dass wir Spitzenfußball spielen können. Wir haben unglücklich schon einige Punkte liegen lassen. Aber die Mannschaft befindet sich in der Entwicklung, wir werden daraus lernen.

Insbesondere scheint der VfB Probleme zu haben, wenn er selbst das Spiel machen muss. Täuscht dieser Eindruck?

Wir können uns auf diesem Gebiet sicher noch verbessern. Wir arbeiten mit unseren Trainern bereits daran, ich rechne in den nächsten Wochen und Monaten noch einmal mit einem Leistungsschub.

Welchen Anteil hat Trainer Bruno Labbadia an der Entwicklung des letzten halben Jahres? Was zeichnet seine Arbeitsweise aus?

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Er legt sehr viel Wert auf Disziplin, arbeitet akribisch und motiviert uns. Dazu hat er immer ein offenes Ohr für uns, das passt einfach.

Welche dauerhaften Ziele haben Sie mit dem VfB? Sind auf Sicht auch Titel möglich?

Am einfachsten ist es wohl im DFB-Pokal. Wir haben uns als Ziel gesetzt, dieses Jahr soweit wie möglich zu kommen. Am liebsten wollen wir den Pott natürlich gewinnen.

In der Bundesliga sorgen immer mehr junge Torhüter für Furore. Sehen Sie da einen Trend oder sind Keeper wie Baumann, Trapp, Leno, ter Stegen oder Sie einfach außergewöhnliche Talente?

Es ist ein Trend, der dem deutschen Fußball gut tut. Die Trainer werden mutiger und setzen nicht nur auf Erfahrung. Wobei alle angesprochenen Keeper natürlich auch über eine herausragende Klasse verfügen.

Einige der Torwart-Youngster werden bereits mit der Nationalmannschaft in Verbindung gebracht. Ist die DFB-Elf auch für Sie auf absehbare Zeit ein Thema?

Verstecken brauche ich mich nicht. Jeder will irgendwann mal für sein Land spielen, aber dazu muss man über Jahre konstant Top-Leistungen bringen. Ich hoffe, dass ich irgendwann auch mal in den Genuss kommen werde, zum engeren Kreis der Nationalmannschaft zu gehören.

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