Bundesliga Stuttgart im freien Fall

Der Volleyschuss traf den VfB Stuttgart mitten ins Herz: Das Traumtor von Artjoms Rudnevs zum 1:0 für den HSV ließ das Schwabenland erzittern. Wieder kein Heimsieg im Jahr 2013. Das schlechteste Bundesliga-Team der Rückrunde. Der VfB taumelt als Tabellen-14. zielsicher Richtung Relegationsplatz. Hoffnung gibt wohl nur die Europa League - weil dort das Aus droht.
Die Fans der Stuttgarter hatten gegen Hamburg genug gesehen. "Mäuser raus", "Bruno raus" und "Wir haben die Schnauze voll" waren das Repertoire, dessen sich die Anhänger mit fortlaufender Spieldauer immer häufiger bedienten. Es brodelte unter dem Dach der Mercedes-Benz-Arena.
Labbadia hat viel Kredit verspielt
"Die Stimmung um den Verein ist sehr negativ. Das ist schade", konstatierte Sportdirektor Fredi Bobic nach der neuerlichen Heimpleite. Besonders Präsident Gerd Mäuser, der sich mit den Fans überworfen hat, und Trainer Bruno Labbadia geraten immer mehr unter Beschuss.
Ausgerechnet Labbadia, dessen Vertrag erst kürzlich verlängert wurde, hat viel Kredit verspielt. Die leblosen Auftritte der letzten Wochen haben die Anhänger verärgert. Dabei ist es nur bedingt dem Trainer anzulasten, dass seine Spieler nicht mehr auf den Rasen bringen als müde Auftritte. Denn genau das sind die Spieler des VfB: müde.
Drei Hochzeiten und keine Rotation
40 Pflichtspiele in der Liga, im Pokal und in Europa, stecken den Schwaben schon in den Knochen. Kein Bundesligist hat häufiger auf dem Platz gestanden. Zum Vergleich: Der FC Bayern kommt trotz Champions League nur auf 37. Im Vergleich zum Rekordmeister verfügen die Stuttgarter aber nicht annähernd über einen so breiten Kader.
Die Folge: Obwohl der VfB auf drei Hochzeiten tanzt, lässt Labbadia kaum rotieren. Dauerverletzte wie Daniel Didavi, Cacau und Tim Hoogland können seit Monaten nicht für die nötige Entlastung sorgen. Einige Spieler, die dringend eine Pause bräuchten, müssen daher auf die Zähne beißen.
Gentner: "Jetzt wird es ungemütlich"
Ändern lässt sich daran nichts. Außer, man würde die Anzahl Spiele reduzieren. Das könnte nun mehr oder minder unfreiwillig passieren. Gegen Lazio Rom droht nach der peinlichen 0:2-Heimpleite das Aus in der Europa League. Zumindest diese Belastung wäre dann passé. Und über den DFB-Pokal - der VfB empfängt den SC Freiburg im Halbfinale - könnte sich der Klub trotzdem noch für den internationalen Wettbewerb qualifizieren.
In der Liga scheint dieser Zug abgefahren. Stuttgart hat acht Punkte Rückstand auf Platz sieben. Genauso groß ist der Vorsprung auf den Relegationsplatz. Wohin müssen sich die Schwaben also orientieren? "Es kann momentan nur darum gehen, den Abstand nach hinten nicht schrumpfen zu lassen. Nach vorne müssen wir uns keine Gedanken machen", sagte Mittelfeldspieler Christian Gentner. "Jetzt wird es ungemütlich. Aber dafür sind wir selbst verantwortlich."