WM-Held auf der Bank FC Bayern: An Mario Götze scheiden sich die Geister

Bis zur 79. Minute musste Mario Götze warten, dann durfte er doch noch ein bisschen mitspielen. Ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub Borussia Dortmund kam der 22-Jährige beim 1:0-Erfolg des FC Bayern nur zu einem Kurzeinsatz. Dabei fehlten mit Arjen Robben und Franck Ribéry gleich zwei offensive Stammkräfte. Dennoch entschied sich Pep Guardiola gegen Götze. Wieder einmal.
"Er hätte sicherlich gerne von Anfang an gespielt. Aber wir sind Bayern München, und da muss der Einzelne für den Erfolg der Mannschaft schon Mal zurückstecken. Er hat das auch angenommen", versuchte Sportvorstand Matthias Sammer noch in den Katakomben des Signal-Iduna-Parks eine mögliche Diskussion im Keim zu ersticken.
Wie soll man Götze einordnen?
Und doch verfestigt sich auch in Götzes zweitem Jahr beim FC Bayern die Wahrnehmung, dass der Weltmeister seinen Platz im Team noch nicht so recht gefunden hat. Am einstigen Wunderkind scheiden sich nach wie vor die Geister. Zuletzt fühlte sich Jürgen Kohler bemüßigt, im "kicker" sein Urteil über den Youngster öffentlich abzugeben.
"Mario Götze gefällt mir in München gar nicht. Mir fehlt seine Spielfreude, mir fehlen die herausragenden Aktionen. Für mich war er in Dortmund ein besserer Spieler", urteilte der Weltmeister von 1990 und ehemalige Profi von Borussia Dortmund und dem FC Bayern.
Stark in die Saison gestartet
Diese Debatte bei Götze um Anspruch und Wirklichkeit ist schon eigenartig. Schließlich hat er sich in seiner zweiten Spielzeit in München klar gesteigert. Vor allem in der ersten Saisonphase, als bei vielen Kollegen noch der WM-Blues nachwirkte, war Götze maßgeblich am guten Start der Bayern beteiligt. Sechs seiner neun Saisontore in der Bundesliga hatte er bereits nach acht Partien erzielt.
Seitdem zeigt die Leistungskurve allerdings wieder nach unten. 25 Mal stand er in der aktuellen Runde auf dem Platz, 17 Mal wurde er ein- oder ausgewechselt. So wie zuletzt in Dortmund. Auffällig ist, dass Guardiola, der seine Spieler gerne öffentlich über den grünen Klee als Super-Super-Super-Spieler lobt, bei Götze deutlich zurückhaltender ist.
Guardiola: "Ich will mehr"
"Mario hat große Qualität, aber ich habe es schon einmal gesagt: Ich will noch mehr", sagte Guardiola über seinen Ausnahmespieler bereits zu einem Zeitpunkt, als es noch richtig rund lief beim ehemaligen Dortmunder. Solche Sätze lassen erahnen, dass auch der Spanier das große noch längst nicht vollumfänglich ausgeschöpfte Potential bei Götze sieht.
Spricht man den Siegtorschützen aus dem WM-Finale darauf an, verweist dieser gerne auf seine Statistik. Und die kann sich in der Tat sehen lassen. In 52 Bundesliga-Spielen für die Bayern kommt Götze auf eine starke Anzahl von 32 Torbeteiligungen. Dabei hat er 19 Mal selbst getroffen und 13 Tore aufgelegt. Nicht zu vergessen die Tatsache, dass er oftmals gar nicht über die vollen 90 Minuten zum Einsatz kam.
Nächste Chance gegen Leverkusen
Und so fällt eine Einordnung seiner Leistung schwer. Für seine Kritiker, für seine Gönner und für Götze selbst. Zahlen lügen nicht heißt es. Und die können sich sehen lassen. Doch gefühlt hat Götze den Durchbruch noch nicht geschafft. "Er muss sich auf seine Entwicklung konzentrieren", sagte Guardiola vor ein paar Monaten. Seitdem ist allerdings nicht viel passiert.
Die nächste Möglichkeit sein Können unter Beweis zu stellen, hat Götze bereits unter der Woche gegen Bayer Leverkusen im Viertelfinale des DFB-Pokals (Mittwoch, ab 20.15 Uhr im Live-Ticker bei t-online.de).
Sammer macht Götze Mut
"Wir haben jetzt noch viele wichtige Spiele vor der Brust, da müssen wir flexibel sein. In den kommenden Partien kann er die Bälle reinhauen, und dann ist alles gut", hofft auch Sammer auf eine Leistungssteigerung Götzes.