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Christoph Kramer: "Bela Rethy ist für mich die Stimme des Fußballs"


Nationalspieler Christoph Kramer
"Kann man wirklich auf jemanden sauer sein, der sagt, was er denkt?"

InterviewEin Interview von Benjamin Zurmühl

15.03.2019Lesedauer: 6 Min.
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Weltmeister, TV-Experte, Bundesliga-Profi: Christoph Kramer.Vergrößern des Bildes
Weltmeister, TV-Experte, Bundesliga-Profi: Christoph Kramer. (Quelle: Sven Simon/imago-images-bilder)

Nationalspieler, Weltmeister, TV-Experte, Bundesliga-Profi. Im Fußball hat Christoph Kramer schon vieles erlebt. Aber: Mit 28 hat er auch noch viel vor.

Christoph Kramer ist kein Schauspieler. Er spielt keine Rolle oder versteckt sich hinter einer Fassade. Eine Eigenschaft, die nicht nur die Fans von Borussia Mönchengladbach lieben. Auch als TV-Experte beim ZDF überzeugte der Nationalspieler im vergangenen WM-Sommer. Ein ungewohnter Job für einen aktiven Spieler. Doch es zeigt, wie Christoph Kramer denkt.

Er hat Lust, Dinge auszuprobieren und kaum Angst, dabei zu scheitern. Im Interview mit t-online.de spricht Kramer über das Leben ohne Druck, Kriminalpsychologie und erklärt, warum das Titelrennen in der Bundesliga noch lange spannend sein wird.

t-online.de: Herr Kramer, können Sie sich noch an das erste Spiel erinnern, dass Sie im TV gesehen haben?

Christoph Kramer (28): Puh, also ich weiß, dass ich seit der WM 1998 Fußball-Fan bin. Wir waren damals auf Mallorca und ich habe mir die abgepackten Sets aus gefälschten Shirts, Stutzen und Hosen gekauft. Ich habe zwar schon vorher selbst Fußball gespielt, aber erst mit der WM 1998 kamen meine ersten Erinnerungen.

Bei Länderspielen sind ja nicht nur die Spiele besonders, sondern auch die Moderatoren. Wer kommt Ihnen dabei sofort in den Sinn?

Es gibt da eigentlich nur ein Duo: Netzer/Delling. Mit den beiden sind alle in meiner Generation aufgewachsen. Die verbindet man einfach mit Fußball und Nationalmannschaft. Ich habe ihnen gerne zugeschaut und wenn ich die beiden gesehen habe, wusste ich: Deutschland spielt.

Zur WM 2006 änderte sich das dann. Mit Jürgen Klopp hat sich das ZDF damals einen Experten gesichert, der mit seinen taktisch geprägten Analysen viele Sympathien gewann.

Damals fand ich die ganze Aufmachung super. Der Song, die Stimmung. Dazu die Vorberichte mit Jürgen Klopp. Ich habe das einfach sehr gerne gesehen.

Was ist Ihnen denn wichtig bei einem Fußballspiel als Zuschauer?

Bei Kommentatoren achte ich total auf die Stimme. Bela Rethy ist für mich die Stimme des Fußballs. Dabei höre ich gar nicht so sehr darauf, was er sagt. Bei ihm geht es mir um den Sound.
Das Drumherum bei einem Fußballspiel schaue ich mir eher selten an. Meist mache ich mir vorher etwas zu essen oder so. Deshalb kann ich nicht wirklich sagen, was mir bei Experten wichtig ist.

Dabei waren Sie im Sommer bei der WM selbst einer. Mussten Sie lange überlegen, als Sie den Job angeboten bekommen haben?

Ich habe direkt gesagt, dass ich voll Bock darauf habe. Das war für mich eine Perspektive, die mich sofort gereizt hat. Mal für einen Fernsehsender zu arbeiten, fand ich total interessant. Ich musste natürlich vorher mit dem Verein sprechen, da es als aktiver Spieler ein schmaler Grat ist, auf dem man sich bewegt.

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Am Ende haben Sie diese Gratwanderung bestanden. Für Ihre Analysen bekamen Sie viel Lob.

Ich glaube, dass die Zuschauer es schnell mitbekommen, ob jemand klar die Meinung sagt oder etwas erfindet. Ich wollte deshalb auch vorab nichts abgesprochen haben. Also keine unnatürlichen Übergänge oder so. Ich mag es zum Beispiel nicht, wenn gesagt wird: "Wir sprechen gleich über das Sturmpaar Suarez/Cavani." Dann legt man sich automatisch Sätze im Kopf zurecht. Das geht bei mir dann meist in die Hose. Ich kenne mich im Fußball aus und gucke jedes Spiel. Da nehme ich lieber in Kauf, dass ich vielleicht mal auf eine Frage keine Antwort weiß. Ich wollte einfach sagen, was mir gerade einfällt.

Wie war denn das Feedback, dass Sie persönlich bekommen haben?

Rundum gut. Wie gerade schon gesagt: Die Menschen haben einfach ein Bauchgefühl dafür, ob das, was da im Fernseher gesagt wird, echt ist oder nicht. Wenn man seine Meinung sagt, eckt man häufiger an. Die Frage ist: Kann man wirklich auf jemanden sauer sein, der sagt, was er denkt? Ich habe das auch total oft, dass ich eine Meinung von einer anderen Person nicht teile. Aber wenn ich darüber nachdenke, kann ich sie meistens nachvollziehen. Ich finde, dass jede Meinung respektiert und akzeptiert werden sollte. Ernsthaft sauer kann dann keiner sein. Es sei denn, es ist persönlich.

Haben Sie sich denn sonst irgendwie vorbereitet? Haben Sie zum Beispiel vor dem Spiel von Deutschland gegen Schweden mit Ihrem Teamkollegen Oscar Wendt gesprochen?

Nein, ich habe mir aber die Infomappen angeschaut, die für mich vorbereitet wurden. Vor solchen Spielen muss man sich ja schon mit Details beschäftigen wie der Rolle von Forsberg bei Schweden. Aber sehr akribisch war das auch nicht. Viel kam aus dem Moment und aus dem Spiel heraus.

Könnten Sie sich auch vorstellen, nach Ihrer Karriere als Co-Moderator oder Co-Kommentator tätig zu sein?

Über die Zeit nach dem Fußball habe ich mir noch nicht so viele Gedanken gemacht. Ich habe in meinem Leben gelernt, dass immer alles anders kommt, als man es plant. Ich bin jetzt 28. Die Zeit, bis meine Karriere vorbei ist, ist noch sehr lang.
Aber: Aktuell kann ich es mir definitiv vorstellen. Es war sehr toll, einen Einblick zu bekommen und zu sehen, wie viele Menschen bei so einer TV-Produktion mitarbeiten. Aber ob ich da in vier bis fünf Jahren noch Lust drauf habe, kann ich heute nicht sagen.

Mit welchem aktuellen oder ehemaligen Mitspieler würden Sie denn ein gutes TV-Duo abgeben?

Da gibt es mehrere (grinst). Mit Lars Stindl oder Tony Jantschke wäre es sehr gut. Mit Jonas Hofmann sehr witzig und mit Matze Ginter wäre es sehr interessant. Da wüsste ich aber noch nicht, worauf es hinauslaufen würde.

Sie haben mal gesagt, dass Sie sich keine konkreten Ziele setzen. Können Sie sich aber nach Ihrer aktiven Karriere ein Leben ohne den Fußball vorstellen?

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Ich kann es mir nicht vorstellen, dass ich dem Fußball mal den Rücken kehre. Dafür liebe ich ihn zu sehr. Genauso, wie ich ihn manchmal hasse. Aber hassen kann man ja auch nur dann, wenn man liebt. Ich habe keine großen anderen Hobbys. Ich gucke total gerne Fußball, spiele total gerne Fußball. Ich kann mir aktuell ein Leben ohne Fußball nicht vorstellen. Dazu habe ich einfach zu viele Emotionen und Leidenschaft da reingepackt. Und ich habe auch nicht das Gefühl, dass die Flamme in mir erlischt.

Gibt es denn aber Dinge, die Sie machen wollen, wenn Sie nach Ihrer Profi-Karriere an den Wochenenden frei haben?

Ich will einmal im "Theatre of Dreams" spielen, also im Old Trafford (Stadion von Manchester United, Anm. d. Red.). Wenn ich das als Spieler nicht schaffe, dann möchte ich da wenigstens als Zuschauer hin. Das ist mein Lieblingsstadion aus der Jugend. Alleine der Name ist schon geil!

Womit lenken Sie sich eigentlich zu Hause ab, wenn Sie mal den Kopf freibekommen wollen vom Fußball?

Ich gucke sehr viel Trash-TV. Der Bachelor zum Beispiel. Das unterhält mich einfach. Ich schaue das aber nicht, weil ich einen Ausgleich brauche. Ich bin zum Glück ein Mensch, der keinen Druck verspürt. Deshalb habe ich auch nicht dieses Bedürfnis, komplett abzuschalten und nicht an Fußball zu denken, wenn ich zu Hause bin.
Ansonsten befasse ich mich aktuell mit Kriminalpsychologie und Profiling. Das finde ich unglaublich spannend.

Wie sind Sie denn auf dieses Thema gestoßen?

Ich gucke gerne Aktenzeichen XY und da war Lydia Benecke (Deutsche Kriminalpsychologin, Anm. d. Red.) letztens zu Gast. Da hat sie etwas über einen Serienkiller erzählt, was mich total gefesselt hat. Daraufhin habe ich mir ein paar Zeitschriften und Bücher gekauft, um mehr zu erfahren.
Ich habe immer so Phasen, in denen ich mich für ein bestimmtes Thema interessiere. Aktuell ist es Kriminalpsychologie, letztens war es Geschichte. Ich habe auf jeden Fall immer etwas, was mich vom Sport ablenkt, auch wenn ich das eigentlich nicht brauche.

Zurück zum Fußball. Wie würde eigentlich TV-Experte Christoph Kramer die bisherige Saison von Borussia Mönchengladbach bewerten?

Die Saison als ganze ist sehr gut. Wir sind Vierter nach 25 Spieltagen. Jeder, der die Gladbach-Raute auf einem Schal, einer Mütze oder auf dem Trikot trägt, hätte das vor der Saison sofort unterschrieben. Gerade mit dem Fußball, den wir über weite Strecken gespielt haben, ist das ganz groß. Wir haben schließlich einen Systemwechsel hinter uns, und normalerweise dauert es länger, bis man das neue System verinnerlicht hat.


Gegen Mainz gab es nun wieder einen Sieg, nachdem es zuvor etwas enttäuschender lief.

Es war schwierig, vor allem zu Hause. Man darf aber nicht den Fehler machen und dann nur die nackten Zahlen sehen. Denn da haben wir in den letzten drei Heimspielen 1:11 Tore und null Punkte auf dem Konto. Dabei waren wir gegen Hertha und Wolfsburg gut, auch wenn es am Ende Niederlagen gab. Nur gegen Bayern waren wir wirklich schlecht. Da waren wir mit dem 1:5 noch gut bedient, das hätte auch noch höher ausfallen können. Aber solche Spiele hast du eben ab und zu, das passiert.

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