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Stefan Effenberg über den BVB: "Favres Aussage ist absolut bedenklich"


Der große Meistercheck
"Favres Aussage ist absolut bedenklich"

MeinungEine Kolumne von Stefan Effenberg

Aktualisiert am 30.04.2019Lesedauer: 4 Min.
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BVB-Trainer Lucien Favre hat am Samstag den Meisterkampf aufgegeben. Am Sonntag war die Chance plötzlich wieder da.Vergrößern des Bildes
BVB-Trainer Lucien Favre hat am Samstag den Meisterkampf aufgegeben. Am Sonntag war die Chance plötzlich wieder da. (Quelle: imago-images-bilder)

Zwei Rivalen, zwei Punkte Unterschied und noch drei Spiele bis zum Saisonende. Wer jetzt die besseren Chancen im Meisterrennen hat.

Die ganze Bundesliga kann sich bei Christian Mathenia dafür bedanken, dass er als Nürnberger Torwart das 1:1 gegen Bayern festgehalten und den Meisterkampf wieder spannend gemacht hat. Jetzt haben wir trotz Dortmunds Derby-Niederlage noch das Finale, das wir uns alle gewünscht haben. Bayern und Dortmund trennen drei Spieltage vor dem Saisonende nur zwei Punkte. Das ist jetzt eine Mega-Phase. Wer kein Bayern-Fan ist, drückt dem BVB die Daumen, damit es nach sechs Jahren endlich mal einen anderen Meister gibt.

Jetzt kann alles passieren. Und genau das habe ich selbst mehrfach erlebt mit dem Last-Minute-Finale 2001, als wir mit dem FC Bayern den FC Schalke zum Meister der Herzen gemacht haben – oder als wir ein Jahr zuvor einen Drei-Punkte-Rückstand am letzten Spieltag gegen Leverkusen eingeholt haben. In wenigen Minuten kann sich alles ändern, Jeder kann zum Helden werden oder zum großen Verlierer.

Wer hat jetzt die besseren Karten? Hier kommt der große Meistercheck!

Psychologie/Nerven: Verlieren die Dortmunder jetzt die Nerven? Diese Frage musste man sich beim 2:4 im Derby gegen Schalke stellen nach den zwei roten Karten. Sie sind davon ausgegangen, dass Bayern am Sonntag in Nürnberg gewinnt und die Meisterschaft dann weg ist – dabei ist die Situation jetzt nahezu unverändert und die Titelchance weiterhin vorhanden.

Die große Frage: Wie gehen sie damit um? Befreit sie das? Oder macht es die Situation schwerer? Klar ist: Die Hoffnung muss jetzt leben bis zum Schluss und sie beflügeln. Die Dortmunder müssen die Lockerheit und den Spaß zurückbekommen. Sebastian Kehl oder Michael Zorc haben da die richtigen Zeichen gesetzt mit ihren Kampfansagen. Favre nicht, aber dazu kommen wir später.

Auf der anderen Seite haben die Bayern ihre Nerven in der Regel gut beisammen. Auch wenn sie in Nürnberg Chancen vergeben haben, die sie im Normalfall verwandeln.

Fazit: Leichter Vorteil Bayern.

Trainer: Lucien Favre hat nach der Derby-Niederlage die Meisterschaft abgeschrieben und damit eine Aussage getroffen, die absolut bedenklich ist. Er hat damit ein verkehrtes Zeichen gesendet an das Publikum und die ganze Stadt. Das mag Taktik gewesen sein – und sicherlich sah die Situation am Samstagabend noch anders aus als nach dem 1:1 des FC Bayern in Nürnberg. Als Beteiligter muss ich aber immer bis zur letzten Sekunde an den Erfolg glauben, das bin ich doch dem Verein und den Fans schuldig.

Favre hatte mit dem BVB einen großen Vorsprung, den er verspielt hat. Hinzu kommt das Ausscheiden im DFB-Pokal sowie in der Champions League. Auch Niko Kovac hat mit dem FC Bayern das Aus in der Champions League verkraften müssen. Bei ihm kommt dann noch die permanente Kritik an seiner Person dazu, die Lebensqualität und Energie kostet.

Man sieht beiden Trainern entsprechend an, dass die Saison sie mitgenommen hat und der Druck enorm ist. Beide brauchen und wollen den Titel unbedingt. Kovac braucht ihn vielleicht noch ein Stück mehr. Aber es kommt jetzt nicht mehr darauf an, wer der bessere Motivator ist. Auch die Erfahrung spielt keine Rolle. Entscheidend sind jetzt die Spieler.

Fazit: Unentschieden.

Mannschaft: Wer jetzt auf dem Platz steht, spielt überhaupt keine Rolle mehr. Entscheidend ist, dass die Spieler den hundertprozentigen Willen und die Überzeugung haben. Marco Reus fehlt aufgrund seiner Rotsperre in zwei Spielen – das ist sicherlich kein Vorteil, aber es wird keine entscheidende Rolle spielen.

Fazit: Unentschieden.

Restprogramm: Der FC Bayern muss in der Lage sein, alle drei Gegner zu schlagen und neun Punkte zu holen: Gegen Hannover, in Leipzig und gegen Frankfurt. Eine große Gefahr besteht trotzdem, denn auch in Nürnberg hätten sie nicht mit einem Punktverlust gerechnet.

Dortmund muss nach Bremen, gegen Düsseldorf und in Mönchengladbach ran. Bei Bremen ist die Frage, ob sie das Pokal-Aus gegen Bayern aus den Klamotten schütteln können – beim 1:4 in Düsseldorf am vergangenen Wochenende war das offensichtlich noch nicht der Fall. Düsseldorf ist immer gefährlich – und bei Gladbach ist die Frage, ob sie noch mal die Kurve bekommen. Auch Dortmund kann also alle Spiele gewinnen.

Der vielleicht entscheidende Faktor: Der FC Bayern hat es selbst in seiner Hand.

Fazit: Vorteil Bayern.

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Joker: Beim BVB wird es auf Mario Götze ankommen – gerade durch den Ausfall von Reus in den nächsten beiden Spielen. Die Konstellation ist einfach eine Besondere. Er ist gut drauf – und er hat selbst drei Jahre für Bayern gespielt, bevor er den Verein verlassen hat. Er kann die Meisterschaft entscheiden und gleich zwei Vereinen zeigen, dass er wieder ganz der Alte ist – seinem ehemaligen Verein und seinem aktuellen. Nach all den Zweifeln, die es in den vergangenen Jahren an ihm gab, wäre das eine Wahnsinnsgeschichte. Ich hoffe, dass Favre ihn spielen lässt und ihm das absolute Vertrauen schenkt. Sollte das nicht der Fall sein, könnte ich allerdings nur mit dem Kopf schütteln. Bei Götze wird die Motivation extrem sein.

Bei Bayern gibt es einige Spieler, die zum entscheidenden Faktor werden können: Lewandowski, Gnabry oder Coman. Die haben zwar auch ein paar Chancen ausgelassen zuletzt. Der FC Bayern hat mit ihnen aber einfach mehr Waffen als Dortmund.

Fazit: Leichter Vorteil Bayern.


Gesamtfazit: Die Bayern haben einen leichten Vorteil. Sie haben es selbst in der Hand. Sie können sich auch ein Unentschieden leisten. Aufgrund des deutlich besseren Torverhältnisses würden sie trotzdem Meister werden. Sie haben womöglich auch die besseren Nerven. Aber das Wichtigste ist: Es ist noch alles möglich und endlich wieder ein richtig spannender Titelkampf.

Transparenzhinweis
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“
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