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Neuer Hoffenheim-Coach: Sebastian Hoeneß will die Bundesliga aufmischen


Wohl als Hoffenheim-Coach
Dieser Hoeneß will die Bundesliga aufmischen


Aktualisiert am 27.07.2020Lesedauer: 5 Min.
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Angriff auf die Bundesliga: Sebastian Hoeneß wechselt zur kommenden Saison von Bayerns Zweiter zu 1899 Hoffenheim.Vergrößern des Bildes
Angriff auf die Bundesliga: Sebastian Hoeneß wechselt zur kommenden Saison von Bayerns Zweiter zu 1899 Hoffenheim. (Quelle: Jan Huebner)

Hoeneß: Dieser Nachname steht für Titel und Temperament, aber auch Kontroversen und Polarisierung. Nach Uli und Dieter wird nun ein weiterer Familienvertreter die Bundesligabühne betreten. Und der entspricht so gar nicht den gängigen Klischees.

Stuttgart, Hertha, Hoffenheim, Leipzig, FC Bayern – die Vita von Sebastian Hoeneß liest sich wie ein "Who is who" des deutschen Elitefußballs. Und allein dieser Name: Hoeneß. Der steht für Erfolg, für Titel. 29 Meisterschaften, vier Landesmeister- bzw. Champions-League-Titel sowie WM und EM holten Sebastians Vater Dieter und sein Onkel Uli als Spieler und Funktionäre. Erfolgreicher ist auf diesem Niveau wohl niemand.

Im Vergleich zu Vater und Onkel ist Sebastian Hoeneß' Titelsammlung eher spärlich. Einzig zwei Drittligameisterschaften stehen dort zu Buche. Und auch die eingangs genannte Vereinsvita des 38-Jährigen ist beim genaueren Hinschauen alles andere als glanzvoll – denn statt den ersten finden sich dort eben fast nur die zweiten sowie Jugendmannschaften besagter Klubs. Als Spieler kam er über die VfB-Jugend zu Hertha II, Hoffenheim und wieder zurück in die "Zweete" des Hauptstadtklubs; als Trainer über die U19 von Hertha (allerdings Zehlendorf) zur RB- und Bayern-Jugend und schließlich zur zweiten Mannschaft des Rekordmeisters. Nun wechselt er trotzdem in die Bundesliga: Hoeneß wird bei 1899 Hoffenheim neuer Übungsleiter, wie der Verein am Montag mitteilte. Zeit, sich den bisher eher unter dem Radar der glitzernden Profiwelt agierenden 38-Jährigen genauer anzusehen.

Von langer Hand vorbereitete Trainerkarriere

Bereits in der Jugend galt Sebastian Hoeneß als durchaus talentiert, war aber kein Überflieger. Ähnlich wie Vater und Onkel machte er das Beste daraus – wie auch im Hinblick auf die minutiöse Planung seiner anschließenden Trainerlaufbahn. Eine gewisse Veranlagung dafür ließ sich bereits in den letzten Jahren seiner Spielerkarriere erahnen: "Der Basti zeigte starke Führungsqualitäten und agierte schon auf dem Platz wie ein Trainer", sagte beispielsweise Karsten Heine, unter dem Hoeneß 114 Regional- und Oberligapartien für Hertha II absolvierte, in einem "11 Freunde"-Interview über seinen Ex-Kapitän.

Und als diesem zum Ende der Nuller-Jahre bewusst wurde, dass es als Aktiver wohl nicht mehr für die 2. Bundesliga reichen würde und dies für ihn auch gar nicht zwingend erstrebenswert war, beschäftigte er sich mit der Zeit nach dem aktiven Fußball.

Mit Ende Zwanzig machte er erste Trainerscheine und hospitierte im ersten Jahr nach dem Karriereende bei Top-Trainern wie Huub Stevens, Thomas Tuchel und Pep Guardiola. Obwohl er jeweils nur eine Woche Trainingsbeobachter war, haben ihn diese Eindrücke geprägt. Im Interview mit "Goal.com" berichtet er von längeren Gesprächen mit Tuchel und Guardiola. Letzterer habe sich "mit mir auf Augenhöhe eine Stunde lang intensiv über Fußball unterhalten. Einfach so, weil er Lust darauf hatte. Das war für mich extrem spannend."

Die ersten Schritte als Trainer im Südwesten Berlins

Bei der bekannten Talentschmiede Hertha Zehlendorf, in deren Jugendteams bereits Nationalspieler wie Christian Ziege, Antonio Rüdiger und die Kovac-Brüder ausgebildet wurden, folgten dann Hoeneß' erste Schritte als Trainer. Und zwar in Ruhe und wohlüberlegt im beschaulichen Südwesten Berlins, wo er nicht andauernd auf seinen Nachnamen angesprochen wurde. Was schon damals deutlich wurde: Hier war jemand mit der Bereitschaft, den zweiten Schritt nicht vor dem ersten zu gehen und sich peu à peu zu entwickeln.

Dies fiel auch dem Autor dieses Textes auf, als er Hoeneß im Jahr 2011 auf dem Klubgelände an der Berliner Onkel-Tom-Straße zum Interview traf. Fragen nach seinem berühmten Nachnamen waren Hoeneß dabei eher peinlich, stattdessen hob er immer wieder sein Trainerteam hervor und dankte der Vereinsführung, ihm diese Chance gegeben zu haben. Bei der späteren Freigabe des Interviews war Hoeneß – für einen Jugendtrainer bei einem bundesweit eher unbekannten Klub – anfangs extrem vorsichtig, weil er zuvor mal "keine guten Erfahrungen" mit Journalisten gemacht habe. Auch aufgrund seines Nachnamens.

Das Verhältnis zu Ralf Rangnick

"Hin und wieder würde ich mir wünschen, als Sebastian wahrgenommen zu werden – und nicht nur als Hoeneß", sagte der ehemalige Mittelfeldspieler der "Süddeutschen Zeitung". Und dies gelang ihm nach den ersten Trainerschritten in Zehlendorf immer mehr. Denn seine Arbeit dort zog die Aufmerksamkeit von Ralf Rangnick, der ihn noch aus Hoffenheim kannte, auf sich. "Er hat damals Scouts ausgesendet, die ohne mein Wissen beobachtet haben, wie ich trainiere und Spiele leite", verriet Hoeneß bei "Goal.com".

Das Ergebnis: Er wechselte zu RB Leipzig, arbeitete dort erst als Scout und dann als Jugendtrainer. Dabei war die vorherige Zusammenarbeit mit Rangnick nicht gerade der erfolgreichste Part in Hoeneß' Karriere. "Trotz meiner schwierigen sportlichen Zeit in Hoffenheim, ist der Kontakt zu ihm nie abgerissen. Wir hatten weiterhin ein gutes Verhältnis", so Hoeneß, der sein Scheitern in Hoffenheim heute nüchtern sieht: "Ralf Rangnick hat mich sofort von Beginn an spielen lassen. Ich habe es in den Spielen, in denen ich eingesetzt wurde, aber versäumt, entsprechende Leistungen zu zeigen."

Warum Uli Hoeneß seinen Neffen erst nicht beim FC Bayern sehen wollte

So einfach kann es manchmal sein. Und so pragmatisch ist Hoeneß auch seine nächste Aufgabe beim FC Bayern angegangen – denn dorthin wechselte er nach vier Jahren in Leipzig im Sommer 2017. Dabei war sein berühmter Onkel Uli anfangs "nicht angetan von der Idee", wie Sebastian Hoeneß im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" verriet. Die Begründung: "Uli wusste, was das mit sich bringen kann, dass da immer etwas mitschwingt."

Doch er nahm die Herausforderung – auch dank der Fürsprache von Hermann Gerland – an und meisterte diese mit Bravour. Und das, obwohl einige Fans von seiner Verpflichtung gar nicht begeistert waren und dies durch Schilder mit Aufschriften wie "Großer Name macht noch keinen großen Trainer" zum Ausdruck brachten.

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Doch Hoeneß ließ sich davon nicht beirren, zumal der Wechsel nach München ihn auch taktisch reizte: "Die Trainer bei RB wurden vor allem im Spiel gegen den Ball ausgebildet. Das hat mir sehr viel gebracht, aber ich hatte Lust, auch mal die Gegenseite, nämlich das Spiel mit dem Ball, kennenzulernen", so Hoeneß, der nach zwei Jahren bei den A-Junioren im vergangen Sommer die zweite Mannschaft übernahm.

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Und mit dieser startete er besonders nach der Corona-Pause durch: Dank sieben Siegen und nur einer Niederlage aus elf Spielen schoben sich die Münchner vorbei an Klubs wie Ex-Meister Eintracht Braunschweig oder dem MSV Duisburg auf Platz eins.

Dabei stand quasi alle drei Tage ein Spiel an – eine ungewöhnliche Situation für die junge, im Profibereich unerfahrene Mannschaft (Durchschnittsalter: 21,7 Jahre). Doch Hoeneß' Team meisterte diese Phase der Hochbelastung so gut wie kein anderer Drittligist. Ein Umstand, der ihn auch für die in der kommenden Saison international vertretenen Hoffenheimer interessant machte. Denn auch für die TSG wird – aufgrund des auf Mitte September verlegten Bundesligastarts – erst einmal alle drei, vier Tage ein Spiel anstehen.

Mit dem Wechsel zur TSG wird Hoeneß, der bisher immer gut damit gefahren ist "einfach meinen Weg zu gehen und keine zu großen Schritte zu machen", erstmals in seiner Trainerkarriere eine Liga überspringen. Ob ihm das gelingt, wird sich zeigen. Zumindest das mit den hohen Erwartungen aufgrund des Nachnamens dürfte ihn nicht weiter beeindrucken. Und auch sein Onkel sagt mittlerweile: "Er hatte am Anfang viele Vorurteile, weil er auch Hoeneß heißt. Ich bin ganz glücklich, dass er einen so tollen Job macht."

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