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Bundesliga – Bielefelds Hartel: "Wir ändern für keinen Gegner unseren Fußball"


Selbstbewusster Aufsteiger
Bielefelds Hartel: "Wir ändern für keinen Gegner unseren Fußball"

  • Dominik Sliskovic
InterviewVon Dominik Sliskovic

Aktualisiert am 18.12.2020Lesedauer: 6 Min.
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Marcel Hartel: Der Mittelfeld-Allrounder steht seit Sommer 2019 bei Arminia Bielefeld unter Vertrag.Vergrößern des Bildes
Marcel Hartel: Der Mittelfeld-Allrounder steht seit Sommer 2019 bei Arminia Bielefeld unter Vertrag. (Quelle: Revierfoto/imago-images-bilder)

Marcel Hartel will mit Arminia Bielefeld Huub Stevens sein Trainer-Comeback auf Schalke vermiesen – und endgültig beweisen, dass er trotz Umwegs zu Recht in der Bundesliga gelandet ist.

Als Schiedsrichter Christian Dingert abpfiff, schien sich Marcel Hartels Traum erfüllt zu haben. Am 27. Mai sicherte sich Union Berlin in der Relegation gegen den VfB Stuttgart den ersten Bundesliga-Aufstieg der Vereinsgeschichte – mit Mittelfeld-Allrounder Hartel als Linksaußen in der Startelf.

Der gebürtige Kölner, der zuvor als vielversprechendes U21-Talent bereits für seinen Heimatklub 1. FC Köln einige Kurzeinsätze in der Bundesliga bestritt, sah sich endlich als Stammspieler in der Beletage des deutschen Fußballs angekommen. Doch es sollte anders kommen.

Union entschied sich nach dem Aufstieg zum radikalen Schnitt, warf ein gutes Dutzend von Spielern raus – unter ihnen auch Hartel. Der damals 23-Jährige wechselte zum ambitionierten Zweitligisten Arminia Bielefeld und schaffte mit den Ostwestfalen überlegen als Meister den Aufstieg in die Bundesliga.

Im t-online-Interview spricht Hartel über seine Entwicklung bei der Arminia, dem Selbstbewusstsein des Teams von Trainer Uwe Neuhaus und dem anstehenden Kellerduell gegen den FC Schalke 04 um Interimstrainer Huub Stevens (Samstag, 15.30 Uhr/im Liveticker bei t-online).

t-online: Herr Hartel, Sie sind im Sommer zum zweiten Mal hintereinander sportlich in die Bundesliga aufgestiegen, dürfen aber erst in dieser Saison Ihr Können auch dort präsentieren. Wie befreiend war es für Sie, am 1. Spieltag der laufenden Saison das erste Mal über 90 Minuten in der Bundesliga aufzulaufen?

Marcel Hartel (24): Das war eine ganz besondere Erfahrung für mich – schließlich ist es doch von jedem Fußballer in Deutschland der Traum, ein komplettes Bundesliga-Spiel zu machen. Dass mir das jetzt endlich geglückt ist, ist sehr schön. Jetzt heißt es für mich, weiter in der Bundesliga anzukommen und so viele der restlichen Spiele diese Saison zu machen wie möglich.

Sie standen in der laufenden Bundesliga-Saison nur wenige Minuten nicht auf dem Platz. Das sollte doch Bestätigung genug sein, dass Sie in der Bundesliga angekommen sind.

Diese Entwicklung habe ich dem Wechsel zu Arminia Bielefeld zu verdanken. Im Nachhinein betrachtet war das genau die Entscheidung, die mich als Fußballer drei Schritte vorangebracht hat.

Sie wechselten im Sommer 2019 zur Arminia – und spielten eine noch stärkere Zweitliga-Saison als zuvor bei Union Berlin. Ihnen gelangen 13 direkte Torvorlagen. Inwiefern motivierte Sie auch die Union-Ablehnung zu dieser Top-Leistung?

Ich wollte es mir einfach selbst beweisen, dass ich bundesligareif bin. In Bielefeld hatte ich vom ersten Gespräch an das Gefühl, dass der Aufstieg möglich ist. Dass er uns direkt in meiner ersten Saison geglückt ist, ist natürlich überragend.

2019 waren Sie bereits mit Union Berlin in die Bundesliga aufgestiegen. Sie kamen in 26 von 34 Liga-Spielen zum Einsatz, zudem in beiden Relegationsduellen gegen Stuttgart – Sie zählten also zu den Stammkräften. Trotzdem plante man in Köpenick nicht mit Ihnen für die Bundesliga. Wie haben Sie diesen Rückschlag mental verkraftet und verarbeitet?

Nach dem Aufstieg war ich voller Euphorie und freute mich, als Spieler Union Berlins erste Bundesliga-Saison zu erleben. Im Urlaub erhielt ich dann jedoch die Nachricht von meinem Berater, dass der Klub nicht weiter in dem Maße wie in der 2. Bundesliga mit mir plane. Das machte mich schon sehr traurig.

Ich habe mich dennoch entschieden, die Saisonvorbereitung auf jeden Fall noch bei Union mitzumachen und mich im täglichen Training anzubieten und aufzudrängen. Doch die Verantwortlichen blieben dabei, dass sie mir nicht die Einsatzzeiten bieten werden können, die ich mir wünschte. Deshalb entschied ich mich für den Wechsel zu Arminia Bielefeld.

Inwieweit hat sich Ihre Rolle in Bielefeld im Vergleich zu Union geändert?

Meine Rolle hat sich deutlich geändert – allein schon, weil sich Arminias und Unions Fußball kaum vergleichen lassen. Bei Union stand der fußballerische Aspekt längst nicht so im Vordergrund wie in Bielefeld. Bei der Arminia wollen wir den Ball haben, wir wollen kombinieren, auch in Drucksituationen flach von hinten heraus spielen. Das kommt mir sehr entgegen. Zudem muss ich in Bielefeld nicht mehr auf die Flügel ausweichen, sondern agiere aus dem Zentrum – also dort, wo ich mich als Fußballer am wohlsten fühle.

Ihr Trainer Uwe Neuhaus hat in der laufenden Bundesliga-Saison bereits mehrere taktische Grundformationen ausprobiert: unter anderem ein offensives 4-3-3 mit Ihnen als Achter, ein 4-2-3-1 mit Ihnen als Zehner und ein 4-4-2 mit Ihnen auf der Doppel-Sechs neben Manuel Prietl. Klingt, als würde Thomas Tuchel von Ihnen als polyvalenten Spieler sprechen können, oder?

(lacht) Kann man wohl so sagen. Die aufgezählten Positionen finden dennoch alle zentral statt. Das ist einfach der Raum, in dem ich meine Kreativität am besten entfalten kann. Da bin ich dem Trainer auch sehr dankbar, dass er mir diesen Raum überlässt.

Sie versuchen also das Spiel stets nach vorne zu denken?

Auf jeden Fall. Wenn ich mit Manuel Prietl auf der Doppel-Sechs spiele, sind die Rollen klar verteilt: Er ist der defensive Stabilisator, ich kurble das Offensivspiel aus der Tiefe an. Da zeigt sich im Übrigen auch die sehr gute Kommunikation bei uns im Team: Jeder kennt die Stärken des Mitspielers und bringt Verständnis für die eigenen Stärken und Schwächen mit.

Bielefeld ist mit 4 Punkten aus den ersten zwei Spielen gut in die Saison gestartet. Seitdem gab es jedoch nur noch gegen Mainz am vergangenen Samstag Punkte. War zwischenzeitlich die erste anfängliche Euphorie verflogen – oder wie erklären Sie sich die Punktedurststrecke?

Unsere Euphorie ist uns sicherlich nicht nach dem guten Saisonstart abgekommen. Abgesehen von den Partien gegen Union Berlin, dem FC Bayern und dem BVB haben wir jedes Duell eng gestalten und uns durchaus auch mit noch mehr Punkten belohnen können. Man schaue sich das Spiel gegen RB Leipzig an: Mit etwas Glück nehmen wir etwas gegen einen Champions-League-Halbfinalisten mit – weil wir in jeder Partie an unsere eigenen Stärken glauben. Wir ändern für keinen Gegner unsere Art, wie wir Fußball spielen wollen. Dieser hohe Einsatz kann belohnt werden, kann aber auch mal schiefgehen, wie man gerade gegen Union gesehen hat. Es liegt an uns, in jedem Spiel Chancen zu kreieren und diese dann möglichst kaltschnäuzig zu nutzen. Auch weil wir alle im Team genau daran glauben, ist unsere Euphorie unverändert hoch.

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Die drei Punkte gegen Mainz könnten sich als besonders wertvoll herausstellen, schließlich sind die 05er ein direkter Konkurrent um den Klassenerhalt. Wie betrachten Sie die aktuelle Situation im unteren Tabellendrittel?

Wir haben unsere Negativserie gegen einen direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt beenden können, deshalb war der Sieg gegen Mainz insbesondere mental für uns extrem wichtig. Jetzt aber schon Prognosen zum Abstiegskampf vorzunehmen ist aus meiner Sicht gefährlich. Es stehen noch so viele Spiele an, keiner von uns kann voraussehen, welche Teams noch unten reinrutschen könnten. Mir ist nur wichtig, dass wir das untere Drittel so schnell wie möglich verlassen und zum Schluss der Saison damit nichts zu tun haben.

Mit dem FC Schalke 04 hat die Bundesliga ein überraschendes und überraschend abgeschlagenes Schlusslicht. Inwiefern müssen Sie sich in Bielefeld auf diese neue Konkurrenz im Abstiegskampf einstellen?

Das ist sicher eine sehr schwierige Situation aktuell für Schalke. Der Klub hat ganz andere Ambitionen und hätte vor der Saison sicher nicht damit gerechnet, so tief im Tabellenkeller zu stecken. Unsere Ausgangssituation für die Partie ändert das jedoch überhaupt nicht. Wir haben uns vor der Saison ganz klar darauf eingestellt, dass jedes Spiel zählt und wir jedes Spiel mit der selben Motivation angehen wollen. Daran wird die aktuelle sportliche Situation der Konkurrenz nichts ändern.

Am 19. Dezember, dem letzten Spieltag vor der kurzen Winterpause, trifft die Arminia auswärts auf Schalke – für Sie bereits eine vorentscheidende Partie um den Klassenerhalt?

Unser Ziel ist es gegen Schalke drei Punkte zu holen. Dann können wir mit einem schönen Punktepolster die Weihnachtstage genießen.

Im Januar 2019 erzielten Sie für Union gegen Ihren Ex-Klub 1. FC Köln ein traumhaftes Fallrückzieher-Tor, das am Ende des Jahres vom "Sportschau"-Publikum zum Tor des Jahres gewählt wurde. Können wir uns nun also in der Rückrunde in der Partie gegen Union auf einen ähnlich spektakulären Treffer einstellen?

(lacht) Sollte es so kommen, würde ich mich nicht dagegen wehren. Mal schauen, ob noch ein „Tor des Jahres“ in mir steckt – ob das dann gegen Union fällt, wäre mir egal.

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