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Schalke-Ikone Yves Eigenrauch: "fehlen zur Entwicklung des Fußballs die Worte"


Schalke-Ikone Eigenrauch
"Mir fehlen zur Entwicklung des Fußballs die Worte"

  • Dominik Sliskovic
InterviewVon Dominik Sliskovic

Aktualisiert am 06.02.2021Lesedauer: 11 Min.
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Yves Eigenrauch (Archivfoto, 2017): Die Schalke-Ikone sieht die Werte des Fußballs in Gefahr.Vergrößern des Bildes
Yves Eigenrauch (Archivfoto, 2017): Die Schalke-Ikone sieht die Werte des Fußballs in Gefahr. (Quelle: Sven Simon/imago-images-bilder)

Yves Eigenrauch wurde mit Schalke Uefa-Pokalsieger und "Meister der Herzen". Bundesligaweit wird er für seinen kritischen Geist geschätzt. Auch im t-online-Interview legt er den Finger in die Wunde.

"Yyyyves" schallte es ohrenbetäubend durch das Gelsenkirchener Parkstadion, wenn er am Ball war: Yves Eigenrauch ist eine Ikone des FC Schalke 04. Von 1990 bis 2002 hielt der Verteidiger für Königsblau die Knochen hin, ehe er seine Karriere im Alter von gerade einmal 31 Jahren aufgrund eines Knorpelschadens beenden musste.

Eigenrauch wurde bundesligaweit nicht nur aufgrund seiner herausragenden Fairness – in über 200 Pflichtspielen kassierte er nicht eine Rote Karte und gerade einmal 15 Verwarnungen –, sondern auch hinsichtlich seines kritischen Geistes geschätzt. Der gebürtige Ostwestfale liebte den Fußball, aber nie das Geschäft, daran hat sich bis heute nichts geändert.

Im Interview mit t-online kritisiert Eigenrauch die (Fehl-)Entwicklung im Profifußball im Allgemeinen und bei seinem Ex-Klub Schalke im Besonderen.

t-online: Herr Eigenrauch, wie gaben Sie sich als 19-Jähriger in Ihrer Anfangszeit auf Schalke?

Für mich war es bereits etwas Besonderes, wenn ich in der Jugend bei einem Meisterschaftsspiel auflaufen durfte und wusste, Rolf Rüssmann (damaliger Schalke-Manager, Anm.) schaut zu. Ganz zu schweigen von meinen ersten Profitrainings, wo auch mal mein Kindheitsidol Klaus Fischer (damals Co-Trainer, Anm.) mitmischte. Ich hatte nie dieses Verständnis von: "So, hier bin ich und jetzt markiere ich hier den Großen." Ganz im Gegenteil. Da hieß es, sich erst einmal zurückhalten, zugucken und zuhören und sich bestmöglich einzubringen. Das lief in meinem Fall überhaupt nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe.

Was genau lief nicht so, wie Sie es sich vorgestellt haben?

Sowohl sportlich als auch mit der Akklimatisierung im Ruhrgebiet tat ich mich sehr schwer. Ich war ja das erste Mal von zuhause weg. Ich hatte überhaupt kein Selbstbewusstsein und konnte dadurch, das, was ich sportlich anbieten konnte, nicht so einbringen wie ich es wollte. Gerade als junger Spieler ist es extrem schwierig, wenn man merkt, dass es nicht so läuft wie man es sich erhofft hat. Deshalb bat ich nach einem guten dreiviertel Jahr Heribert Bruchhagen, den damaligen Manager auf Schalke, auch um eine Vertragsauflösung.

Wie hat sie Bruchhagen überzeugt, sich gegen die Vertragsauflösung zu entscheiden?

Ich habe mich nicht gegen die Vertragsauflösung entschieden. Bruchhagen hat nur einfach gesagt: "Machen wir nicht." (lacht)

Und so ist aus Vertragsauflösung zwölf Jahre Schalke geworden?

Ganz genau. Wobei: Die Umstände, denen ich meine Profikarriere auf Schalke zu verdanken habe, sind absurd.

Erzählen Sie.

Ich kam vollkommen unerwartet und ultimativ überraschend zu meinem ersten Einsatz, weil einige Kollegen in der Mittagspause Backgammon gespielt haben. Das mochte unser damaliger Trainer Aleksandar Ristic überhaupt nicht. Als er davon Wind bekam, pfefferte es das Feld aus dem Fenster und schmiss die betreffenden Spieler aus dem Kader – und ich stand zum Hinrunden-Abschluss 1991 in Nürnberg plötzlich in der Anfangsformation. Ich bin immer noch fest davon überzeugt, dass, hätte es diese absurde Situation nicht gegeben, ich nie ein Profispiel für Schalke gemacht hätte.

Hatten Sie denn einen Backup-Plan zur Karriere als Profifußballer?

Ich habe das Gymnasium nach der 12. Klasse verlassen. Um an der Fachhochschule studieren zu können, fehlte mir ein einjähriges gelenktes Praktikum. Das hätte ich in einem Architekturbüro absolviert, um danach etwas mit Architektur oder Innenarchitektur machen zu können.

Sie haben vor kurzem Ihren eigenen Podcast "Yves" gestartet. Wie kam es zu diesem Entschluss?

Vor gut eineinhalb Jahren fragte mich eine Journalistin, ob ich es mir vorstellen könnte, einen Podcast zu starten. Die Frage irritierte mich erst einmal, weil ich von selbst nie auf den Gedanken gekommen wäre. Ich fand jedoch recht schnell, dass das eine nette Idee ist. Ich mag es, dass ich Background zu Personen liefern kann, von denen die Öffentlichkeit sich scheinbar schon ein Bild gemacht hat. Denn oftmals ist das Bild, das ich aus den Gesprächen gewinne, überhaupt nicht kongruent zu dem der Öffentlichkeit.

In der ersten Episode sprachen Sie mit DJ-Legende WestBam, in der zweiten mit Ihrem alten Schalke-Spezi Günter Schlipper. Zwei völlig verschiedene Welten, zwei völlig verschiedene Gespräche. Inwiefern soll der Podcast auch die Dualität Ihrer Biographie abbilden?

Ich würde bei mir nicht von einer Dualität sprechen. Viel eher ist es so, dass mein Fokus vor, während und nach meiner Fußballkarriere nicht vollumfänglich auf dem Sport lag. Für mich gehört zum Leben viel mehr dazu als Fußball. Ich hielt es immer für recht monoton, wenn Kollegen sich in ihrer Freizeit auch noch über die Ergebnisse und Spieler internationaler Ligen auf dem Laufenden hielten. Für mich war der Fußball immer nur mein Beruf und ein Sport, den ich aus Spaß betrieben habe. Dass ich mich außerhalb des Platzes für Kunst interessiert habe und auch mal ein Buch gelesen habe, haben einige Medien jedoch genutzt, um von mir ein Bild des Intellektuellen zu stilisieren, das mich bis heute irritiert.

Schlipper sahen Sie zur Aufnahme der Podcastfolge zum ersten Mal nach 25 Jahren wieder. Haben sich während und aus Ihrer Profikarriere echte, nachhaltige Freundschaften gebildet?

Echte Freundschaften gab es da nicht. Ich habe mich zwar mit allen meinen Mitspielern gut verstanden, aber nicht so, als dass das über die Jahre als Freundschaft gehalten hätte. Dafür waren die Welten meiner Kollegen und meine eigene einfach zu verschieden.

Fußball hat für Sie nie alles bedeutet, Sie haben sich bereits vor Ihrer Karriere mit Themen wie Kunst, Kultur und Design auseinandergesetzt, sind jahrelang zur Kunstakademie Münster gependelt. Wie ist Ihnen der Spagat zwischen intellektuellem Diskurs und Kabinenmachismus gelungen?

Ich habe an der Kunstakademie keine Vorlesungen oder ähnliches besucht, sodass mein Aufenthalt dort nicht viel mit einem intellektuellen Diskurs zutun hatte. Ich kam damals in Kontakt mit dem Dozenten für Maltechnik, Josef Thiesen, der Arbeiten von mir in einer Ausstellung gesehen hatte. Thiesen leitete ein Projekt, das versucht Parallelitäten zwischen den Marktmechanismen Kunst und Sport aufzuzeigen. Das fand ich spannend und nahm daran teil. Meine Interessen waren so dermaßen konträr zu denen meiner Kollegen, dass sie mich anfangs ausgrenzten. Sie sahen mich als Fremdkörper an. Ich wunderte mich derweil einfach, wie verschieden Interessensfelder sein können. Während meine Mitspieler die neuesten Markenklamotten trugen und sich darüber definierten, kam ich in Second-Hand-Kleidung zum Training.

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Hat denn nie einer Ihrer Kollegen gefragt, was Sie da denn eigentlich auf der Kunstakademie treiben und worin exakt Ihr Interesse dabei besteht?

Nein, niemals. Die haben das einfach irgendwann hingenommen und akzeptiert.

Sollten Vereine und Berater Spielern aktiv kreative Ausgleiche zur Arbeit auf dem Fußballplatz aufzeigen und anbieten?

Das Problem besteht nicht darin, dass Spielern kein Ausgleich zu ihrem sportlichen Alltag geboten wird, sondern darin, dass sie bereits als Jugendliche in ein Korsett gedrängt werden. Sie werden mit Direktiven, Vorgaben und Maßnahmen überhäuft, sodass die Entwicklung einer Eigenständigkeit unterbunden und unmöglich wird. Es ist Fußballern heutzutage gar nicht mehr möglich, aus Dingen zu lernen – weil vorab schon unterbunden wird, dass sie mal etwas falsches sagen und eine negative Berichterstattung erhalten.

Ich erinnere mich daran, dass es auf Schalke Mitte der 2000er-Jahre einen eingezäunten, vielleicht 15 mal 5 Meter großen Bereich neben dem Trainingsplatz gab, in dem die Journalisten eingepfercht wurden. Dann wurden am Ende des Trainings zwei, drei Spieler ausgesucht, die mit der Presse sprechen durften – wo natürlich vorab noch Vereinbarungen getroffen wurde, wer denn jetzt genau mit wem wie lange sprechen darf. Daran dürfte sich nichts geändert haben. Da packe ich mir wirklich an den Kopf. Das ist doch bizarr, dass Fußballvereine Journalisten so in ihrer Arbeit behindern und Spielern die Entscheidungsfreiheit genommen wird. Die sind doch alle erwachsen – und wenn die der Presse was zu sagen haben, dann sollten sie das doch auch tun dürfen.

"Es fehlen mir einfach Natürlichkeit, Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit. Das waren in meinem Verständnis immer starke Attribute, wie Fußball gespielt werden sollte", sagten Sie im Interview mit der "Sportschau". Welche drei Attribute würden Sie dem aktuellen Fußball stattdessen zuschreiben?

Da fallen mir gar keine ein. Mir fehlen zur Entwicklung des Fußballs die Worte. Es gibt überhaupt keinen fairen Umgang miteinander. Das ist ähnlich wie in der Wirtschaft, wo die Produktqualität oftmals in keiner Relation zum Preis steht.

Das klingt doch sehr stark nach Kulturpessimismus.

Das ist einfach meine Wahrnehmung der aktuellen Situation. Wenn ein Produkt, von dem ich weiß, dass es in der Herstellung 5 Euro kostet, für 200 Euro vertickt wird, nur weil es ein nettes Label hat, dann ist das einfach nur schäbig. Egal, ob im Sport oder in der Wirtschaft.

Wie ließe sich diese Entwicklung in gesundem Maße zurückdrehen?

Die Gesamtheit der Gesellschaft ist da gefragt. Nur der Konsument kann auf den Markt einwirken. Einfach mal sagen, "Mach ich nicht mit, kaufe ich nicht". Das gilt auch für Fußballfans. Ich würde gerne mal wissen, was los wäre, wenn – nach Corona – nur noch 5.000 statt 60.000 Zuschauer jedes zweite Wochenende im Stadion sind. Das würde die Verantwortlichen zumindest zum Nachdenken bewegen.

Die Corona-Pandemie zeigt jedoch auch, dass der Hochglanz-Profifußball ganz gut ohne Fans klarkommt, der Anteil der Spieltagseinnahmen am Jahresumsatz der Profiklubs nimmt von Jahr zu Jahr ab, weil insbesondere die Bewegtbildvermarktung das große Geld bringt.

Die Frage ist jedoch, ob die TV-Gelder weiter steigen würden, wenn das Produkt nicht mehr so attraktiv ist wie zuvor mit proppenvollen Stadien und leidenschaftlichen Fans. Von daher glaube ich tatsächlich daran, dass das Fernbleiben der Fans aus den Stadien – und damit auch den Fanshops – einen bemerkenswerten Einfluss auf die Entwicklung des Fußballgeschäfts nehmen könnte.

Sie haben im Sommer an den Fan-Protesten gegen Clemens Tönnies auf Schalke teilgenommen. Wie kam es dazu?

Ich wurde von den Initiatoren angefragt. Und für mich stand sofort fest, dass ich teilnehmen werde.

Was erhofften Sie sich damals von Ihrer Teilnahme?

Dass bestimmte Leute anfangen nachzudenken. Dass sie zur Kenntnis nehmen, dass es eine Gruppe gibt, die das Verhalten der Verantwortlichen auf Schalke nicht mehr hinnehmen. Es ist unglaublich wichtig, dass diese leitenden Personen eine Korrektive erhalten. Die gibt es in den Führungsetagen von Klubs wie Schalke jedoch kaum.

Sie sagten im Interview mit der "Sportschau", dass Sie "niemals" eine führende Position auf Schalke einnehmen würden. Dabei könnten Sie doch gerade etwa als Mitglied des Aufsichtsrats in der Gremiumsarbeit als solches Korrektiv wirken.

Ich habe Gefallen an dem Spiel Fußball gefunden. Das operative Geschäft, die Blase, in der der Profifußball stattfindet, hat mich nie und wird mich nie interessieren. Natürlich erlaube ich mir, ein Korrektiv einzufordern, das bedeutet aber lange noch nicht, dass ich mich dann auch direkt selbst zur Wahl stellen und mich in die Gremiumsarbeit stürzen muss. Denn sind wir doch mal ehrlich: Es wird in den gehobenen Positionen keinen interessieren, wenn ich mit meinen Idealen um die Ecke komme. Denn es wird sich auch in den kommenden 50 Jahren nichts im Fußball ändern. Dafür ist dieser Sport zu sehr Business. Er ist in einem selbstgeschaffenen System eingesperrt, aus dem er auch gar nicht ausbrechen will, weil sich viele Personen in ihm gut eingerichtet haben.

Klaas-Jan Huntelaar sagt bei seinem ersten Abschied 2017: "Schalke ist ein Verein, der unter die Haut und nie wieder weggeht." Obwohl Sie das Fußballgeschäft längst verlassen und die Vereinsführung kritisiert haben, sprechen Sie dennoch ausgiebig über den FC Schalke 04. Inwiefern ist Ihnen der Klub auch "unter die Haut" gegangen und wie ist ihm das gelungen?

Schalke war eine ultimativ prägende Zeit für mich. Ich bin noch zu Zweitligazeiten in den Verein gekommen und durfte im Laufe der 1990er-Jahren die ganzen Wandlungen bis hin zum Uefa-Pokal-Sieg 1997 miterleben. Da ging es auch recht bizarr zu: Mit "Sonnenkönig" Günter Eichberg und Helmut Kremers, der 1994 bei der Hauptversammlung den legendären Satz sagte, "Wenn wir früher gegen Dortmund gespielt haben, haben wir uns dafür nicht einmal die Stutzen hochgezogen", und deshalb zum Präsidenten gewählt wurde. Dazu die Herzlichkeit des Umfelds und der Stellenwert des Vereins in der Region – das alles machte Schalke zu etwas ganz Besonderem. Da ist es nur verständlich, dass auch ich mich in der aktuellen Situation frage: Wie konnte dieser Verein zu einem solchen Scherbenhaufen verkommen?

Als wie besorgniserregend schätzen Sie die aktuelle sportliche Lage ein?

Ich kann die aktuelle Lage aus eigener Erfahrung gut einschätzen. Wir standen 1993/1994 zum Rückrundenauftakt als Tabellenletzter vor einer ähnlichen Situation wie die Schalker Mannschaft heute: Uns fehlten, damals noch mit der Zwei-Punkte-Regel, sechs Punkte zum rettenden Ufer, keiner hat mehr an uns geglaubt. Es mag total banal klingen, aber der alte Spruch stimmt in dieser Situation einfach: Der Knoten muss platzen. Da ist nun allein die Mannschaft gefragt, das zu erreichen. Dann glaube ich auch daran, dass Schalke die Qualität hat, eine Serie zu starten und die nötigen Punkte einzufahren.

Insbesondere in dieser sportlichen Krise fordern die Anhänger den Ethos der „Eurofighter“ von 1997 ein, sollen die Werte des "Kumpel- & Malocherklubs" bedient werden, wird sich ein patenter Mensch und Macher wie Rudi Assauer gewünscht. Inwiefern hängt Schalke zu sehr solchen nostalgischen Emotionen und romantisierten Werten hinterher?

Was mich stört, ist, dass diese Werte – die Mär vom "Kumpel- & Malocherklub" –, die bemüht werden, nur Lippenbekenntnisse sind. Wenn man diese Werte als Basis seiner Arbeit auffassen würde, sähe es schon ganz anders aus. Dann hätten diese ganzen Slogans und Kampagnen auch nichts romantisierendes. Denn, so zumindest habe ich es als Akteur wahrgenommen: 1994 bis 1998 war Schalke trotz all der unterschiedlichen Charaktere eine echte Gemeinschaft. Von Manager Rudi Assauer, über den Kader – da passte es einfach, da war man ein Verein. Da wurden die Werte, denen man heute hinterherrennt, in allen Bereichen gelebt.

Im Interview mit der "Zeit" sagten Sie 2017, Ihr Sohn habe den Wunsch, Fußballprofi zu werden. Nun ist Schalke ein Umfeld, das junge Spieler sehr früh zu Identifikationsfiguren hochstilisiert und so enormem Druck ausliefert. Könnten Sie Ihren Sohn da guten Gewissens in die Obhut der "Knappenschmiede", der Schalker Nachwuchsakademie, geben?

Ich persönlich würde daran kaputt gehen. Man sagt nicht umsonst: "Die Jugend ist die schönste Zeit im Leben". Das ist so, diese Unbeschwertheit geht schnell genug verloren. Da wird mir wirklich schlecht, wenn ich daran denke, wie oft und wie früh Kindern im Sport ihre Unbeschwertheit gestohlen wird.

In welche Gefühlslage würde Sie ein Bundesliga-Abstieg Schalkes versetzen?

In Trauer würde mich ein Abstieg nicht versetzen, dazu hänge ich zu wenig an der Idee von Gewinnen/Verlieren. Es mag zwar eine Worthülse sein, aber ich würde einen Abstieg vor allem als Chance sehen. Eine Chance, alles zu hinterfragen und sich neu aufzustellen. Ich drücke die Daumen, dass Schalke – egal, wie die Saison zu Ende geht – die richtigen Schlüsse zieht und einen Neuanfang, abseits der Handlungsweisen anderer Vereine, wagt. Dass sich endlich entschieden wird, ob es bei alledem nur um immer mehr Umsätze oder doch darum gehen sollte, dass der Fußball gelebt wird. Denn bisher löst Schalkes Marketingclaim "Wir leben dich" bei mir einen Kotzanfall aus. Das war bestimmt ein ganz schlauer Mensch, der sich diesen Spruch ausgedacht hat, aber das ist einfach unehrlich.

Inwiefern? Gerade auf Schalke gibt es einen überproportional großen Anhängeranteil, der wortwörtlich sein letztes Hemd für den Verein geben würde und nur für den Spieltag am Wochenende lebt.

Das steht außer Frage. Nur bin ich mir ziemlich sicher, dass die Personen, die diesen Slogan ausgewählt haben, überhaupt nicht wissen, was das in Gänze bedeutet. Denen fehlt es ganz elementar an Empathie. Nach spätestens vier Wochen sollte man verstehen, wie besonders dieser Verein ist.

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