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Freiburgs Christian Günter fordert Änderung der Schiri-Altersregel


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"Für mich unverständlich"
Freiburgs Günter fordert Änderung der Schiri-Altersregel

  • Melanie Muschong
InterviewVon Melanie Muschong

Aktualisiert am 14.05.2021Lesedauer: 5 Min.
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Christian Günter: Freiburgs Kapitän spielt seit 2012 für die Profis beim Klub.Vergrößern des Bildes
Christian Günter: Freiburgs Kapitän spielt seit 2012 für die Profis beim Klub. (Quelle: Sportfoto Rudel/imago-images-bilder)

Mit 47 Jahren den Job beenden, obwohl man auf dem Höhepunkt ist? Das will der DFB von Bundesliga-Schiedsrichtern. Freiburgs Christian Günter gefällt das nicht – er sieht England als Vorbild.

Er spielt fast so lange bei Freiburgs Profis wie Christian Streich auf der Trainerbank sitzt. Inzwischen ist Christian Günter nicht nur Kapitän beim SCF, sondern sagt auch immer wieder seine Meinung außerhalb des Platzes.

Der Linksverteidiger ist seit neun Jahren im Profi-Kader des Klubs, hat seitdem einen Coach. Im Interview mit t-online spricht der Abwehrspieler über das aktuelle Trainer-Karussell in der Bundesliga und fordert vom DFB eine Regeländerung, was den Einsatz von Schiedsrichtern betrifft.

t-online: In letzter Zeit hat sich einiges auf dem Transfermarkt getan. Sie haben mit Christian Streich einen Trainer, der seit fast zehn Jahren seinen Job hat. Gibt Ihnen das als Spieler Sicherheit?

Christian Günter (28): Jetzt sind es aktuell recht viele Wechsel, aber das ist in der heißen Phase der Saison nicht ungewöhnlich. Ich weiß nicht, ob die hohen Ablösesummen sein müssen, aber der Markt gibt es scheinbar her. Wir sind bei der Frage aber auch eher staunende Beobachter und fahren gut damit, dass wir diese Diskussionen nicht haben.

Sowohl im Freiburger Nachwuchs als auch bei den Profis und auf der Trainer- und Sportdirektorenebene herrscht eine große Identifikation mit dem Klub. Ist die Situation beim SCF eine Seltenheit heutzutage geworden?

Ich glaube schon. Was das angeht, machen wir offensichtlich nicht alles falsch. Mit dem Teamgedanken ist es bei uns immer wieder möglich, besser zu werden und auch Klubs hinter uns zu lassen, die einen größeren Etat haben.

Mal ein anderes Thema: Sie haben für Manuel Gräfe zuletzt eine Lanze gebrochen. Finden Sie die Regel absurd, dass Schiedsrichter ab 47 Jahren nicht mehr pfeifen dürfen?

Für mich ist das unverständlich. Auch wenn ich natürlich nachvollziehen kann, dass junge Schiedsrichter die Chance bekommen sollen zu pfeifen. Aber wir arbeiten in einer Leistungsgesellschaft und bei einigen, die so gut sind wie Herr Gräfe, wäre es gut, wenn man eine Regelung findet. Manuel Gräfe ist ein extrem guter Schiri und er hätte es verdient, wenn er noch ein, zwei Jahre dranhängen dürfte.



Weshalb war es Ihnen wichtig, sich für Gräfe einzusetzen?

Ich habe nach dem Spiel gegen Hoffenheim bei ihm nachgefragt, wie es ihm damit geht, bald aufhören zu müssen. Ich habe mit ihm über die Jahre nach den Spielen immer ein bisschen geredet und ihn für seine Art gelobt. Es ist nicht selbstverständlich, dass ein Schiedsrichter so auftritt wie er. Ich habe das Gefühl, er hat das Spiel immer im Griff und ist trotzdem freundlich und nett. Er hat die Ruhe gefunden, wenn Emotionen hochgekocht sind. Dann nimmt man das ganz anders hin, als wenn ein Schiri forsch vorgeht. Ich habe ihm auch nach dem Spiel gesagt, für den Fall, dass er aufhören muss: Glückwunsch zu einer ganz großen Karriere. Vielleicht bewegt sich ja noch etwas.

Was würden Sie dem DFB raten?

Die Altersregel könnte abgeändert werden. Ich habe gelesen, dass es in England auch so gemacht wird. Wenn einer mit 47 Jahren die Schiedsrichter-Tests nicht mehr besteht, dann ist es selbstverständlich, dass es nicht mehr geht. Aber wenn jemand in diesem Alter noch alles liefern kann, ist es für mich unverständlich.



Wo wird schon beim DFB sind: Im Sommer findet ein Großturnier statt. Haben Sie Hoffnung, noch mit zur EM zu fahren?

Ich würde nicht sagen, dass der Zug abgefahren ist. Es gibt immer Möglichkeiten, wenn man seine Leistung bringt, dass der Bundestrainer darüber nachdenkt. Ich kann nicht mehr machen, als Gas zu geben. Ich bin maximal entspannt. Ich werde dem Herrn Löw nicht reinreden, er ist so ein guter Trainer.

Sie kennen Fritz Keller durch seine Zeit in Freiburg sehr gut. Haben Sie die letzten Entwicklungen um ihn beim DFB überrascht?

Ich habe das mitbekommen, was in den Medien steht. Ich kann nur sagen, dass Fritz Keller bei uns ein total korrekter und sehr sehr guter Präsident war. Ich bin immer sehr gut mit ihm ausgekommen.



Der SC Freiburg steht aktuell auf dem neunten Platz in der Bundesliga, hat 44 Punkte. Was ist jetzt noch möglich?

Möglich ist, dass wir noch ein oder zwei Plätze gut machen können. Wenn die Ergebnisse stimmen, kann das mit der Europa League funktionieren.

Was halten Sie von den angesetzten Quarantäne-Trainingslagern?

Es ist nachvollziehbar, weil die DFL will, dass die Saison beendet wird. Wenn jetzt noch einmal Spiele ausfallen würden, dann wäre klar, dass es mit Nachholterminen eng wird. Da müssen wir Spieler jetzt halt durch. Es ist nicht schön, die Familie länger nicht zu sehen. Es führt aber kein Weg daran vorbei.

Wie genau muss man sich ein Quarantäne-Trainingslager vorstellen?

Wir haben dort Regelungen, dass wir untereinander nicht zu viel Kontakt haben. Wir halten Abstand beim Essen. Aber auch in der Freizeit dürfen wir uns nicht viel treffen. Wir sind viel alleine, das ist nicht schön. Ich kann mich gut alleine beschäftigen. Ich schaue mal Serien, lese ein Buch oder beschäftige mich mit dem Hausbau oder Garten bei uns. Mir persönlich tut es weh, meine kleine Tochter und Familie so lange nicht sehen zu können. Wir können facetimen, aber der Kontakt fehlt trotzdem extrem.

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Wie nimmt Ihre kleine Tochter das auf?

Sie versteht es noch nicht. Aber sie sieht natürlich, dass der Papa nicht da ist und immer nur am Telefon zu sehen ist. Sie spürt das schon.

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Ihre Frau Kati muss dann den Alltag mit der Kleinen alleine regeln.

Wir haben auch noch Haustiere. Für sie wird das auch keine einfache Zeit mit dem Fulltime-Job mit der Kleinen. Es ist für die Familien der Spieler und Verantwortlichen auch eine große Herausforderung. Meine Frau ist gerade in Elternzeit, aber viele haben dazu noch einen Job. Es steckt mehr dahinter als die Tatsache, dass wir in ein Hotel fahren.

Wenn Sie Ihre eigene Entwicklung betrachten: Sehen Sie sich langfristig in Freiburg?

Für mich ist das Heimat hier. Ich kann mich weiterentwickeln, das habe ich die letzten Jahre auch gezeigt. Stand jetzt fühle ich mich hier wohl.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft und den Fußball?

Ich hoffe, dass bald wieder Fans ins Stadion dürfen und es wieder wird, wie es vor der Pandemie war. Dass man tolle Abende im Stadion erlebt.

Verwendete Quellen
  • Eigenes Interview mit Christian Günter
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