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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Empörung über Hoeneß "Damit hat er sich ins Abseits geschossen"
Mit seinen abfälligen Aussagen über Veganer hat Uli Hoeneß für Aufsehen gesorgt. Was er damit erreichen wollte, ist nicht ganz klar. Es könnte mit Umsatzeinbußen seiner Wurstfabrik zu tun haben.
Dass Uli Hoeneß gern und laut rumpoltert, wenn ihm etwas nicht gefällt, ist in der Fußballbranche hinlänglich bekannt. Jetzt hat sich der frühere Bayern-Boss aber einem anderen Thema zugewandt: Veganern und ihrem Lebensstil.
"Ich habe es versucht und mir schmeckt das Zeug nicht. Weil da überall das drin ist, was in einer Nürnberger Rostbratwurst nicht drin sein darf – nämlich Stabilisatoren und Geschmacksverstärker. (...) Vegetarisch akzeptiere ich noch ein bisschen, vegan aber gar nicht, weil die Menschen nur krank werden", erklärte Hoeneß in einem Interview mit Katrin Müller-Hohenstein bei "Antenne Bayern". Mit veganen Menschen habe er bisher keine guten Erfahrungen gemacht: "Das Problem ist, die sind ja militant. Wenn du sie kritisierst, greifen sie dich an."
Diese Aussagen sind wenig überraschend, wenn man sich seinen Lebensweg abseits des FC Bayern anschaut. Hoeneß gründete in den 1980er Jahren eine Wurstfabrik, die inzwischen sein Sohn weiterführt. Und dennoch sorgten die Aussagen sowohl im Netz als auch bei einigen prominenten Veganern für – milde ausgedrückt – heftiges Augenrollen (hier lesen Sie, was Hollywoodstar Ralf Moeller, der mehr als 40 Jahre Fleischesser war und seit vier Jahren aber darauf verzichtet, zu Hoeneß sagt).
t-online fragte bei der Tierrechtsorganisation PETA nach, wie die Aussagen von Uli Hoeneß dort angekommen sind.
"Uli Hoeneß schießt sich mit solchen Aussagen selbst ins Abseits. Mittlerweile ist ja bekannt, dass der ganze Fleischkonsum den Planeten zerstört, die Tierquälerei ist präsent in den Nachrichten. Und auch für die eigene Gesundheit ist diese Kost schädlich", erklärt Peter Höffken, Fachleiter des Kampagnenteams. "Ich glaube, er hat einfach Angst, dass er Umsätze verliert und dass die Fabrik vielleicht irgendwann Verluste schreiben muss. Er versucht eben den Trend zu einer pflanzlichen Ernährung mit solchen verzweifelten Aussagen irgendwie aufzuhalten."
Peter Höffken hält die Aussagen, die Uli Hoeneß getroffen hat, für unhaltbar und abwegig: "Die Menschen wissen inzwischen, dass eine pflanzliche Ernährung gesünder ist als die herkömmliche Ernährung. Ich denke mal, er hat hier ein klassisches Eigentor geschossen." Vor allem das Wort "militant", das Hoeneß in Bezug auf Veganer gewählt hat, stößt bei PETA übel auf.
"Die Wortwahl trifft nicht zu"
Peter Höffken bezieht dazu klar Stellung: "Mit dieser Aussage geht er viel zu weit und versucht vielleicht, Vorurteile zu schüren. Das Wort "militant" trifft auf die vegan lebenden Menschen nicht zu. Es ist doch einfach so: Die meisten Menschen wählen die pflanzliche, vegane Ernährung, weil sie eben nicht mehr die Gewalt wollen, die den Tieren und der Erde angetan wird. Jeder, der sich dagegenstellt, will eben das genaue Gegenteil von Militantismus, der möchte Frieden haben: für Tiere und den Planeten. Und etwas für den eigenen Körper tun."
Und weiter: "Wenn ich mir das Treiben in Schlachthäusern zum Beispiel vor Augen führe, würde ich das eher mit dem Stichwort Militanz oder Gewalt in Verbindung bringen, als das, was vegane Menschen machen. Die wollen ja eher das Gegenteil."
Schon vor ein paar Jahren ging PETA auf Hoeneß zu, signalisierte Gesprächsbereitschaft zum Thema Ernährung. Allerdings schien Bayerns Ex-Boss wenig Interesse zu haben. Doch ein neuer Versuch könne gern gestartet werden, so Peter Höffken: "Wir würden natürlich sehr gern mit Herrn Hoeneß sprechen. Wir laden ihn ein, unser Veganstart-Programm auszuprobieren. Das ist ein 30-Tage-Programm, bei dem Menschen an die pflanzliche Ernährung herangeführt werden. Er kann auch gern in unserem Stuttgarter Büro vorbeikommen, da würden wir ihm auch das erste vegane Gericht persönlich kochen und servieren."
- Gespräch mit Peter Höffken von PETA