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Effenberg zum FC Bayern: "Heynckes konnte nicht alle Waffen ziehen"


Effenberg-Kolumne
"Wechsel? Ich habe einen Rat an Lewandowski"

MeinungDie Kolumne von Stefan Effenberg bei t-online.de

Aktualisiert am 03.05.2018Lesedauer: 4 Min.
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Franck Ribéry (m.) und Robert Lewandowski (r.) beim bitteren Aus gegen Real. Stefan Effenberg haben die Bayern begeistert, auch wenn es mit dem Traum vom Triple nun vorbei ist.Vergrößern des Bildes
Franck Ribéry (m.) und Robert Lewandowski (r.) beim bitteren Aus gegen Real. Stefan Effenberg haben die Bayern begeistert, auch wenn es mit dem Traum vom Triple nun vorbei ist. (Quelle: Paul White/ap-bilder)

Das bittere Aus der Bayern in der Champions League! Stefan Effenberg erklärt, wie es nun weitergehen muss – und welches die schwierigste Aufgabe für Spieler und Trainer ist.

Das war ein Fußballspiel, von dem wir geträumt haben: Hochintensiv, megaspannend, dramatisch. Wir haben alles gesehen, was den Fußball ausmacht. Leider mit einem bitteren Ende für die bessere Mannschaft. Bayern hätte es verdient, ins Finale einzuziehen. Sie haben mich total begeistert mit der Bereitschaft, dem Willen, der Leidenschaft, der Dominanz. Es war bis zur letzten Sekunde möglich.

Es gab nicht zwei Patzer, sondern drei

Warum ist der FC Bayern ausgeschieden? Man kann ihnen lediglich die Chancenverwertung vorwerfen und die individuellen Fehler. Das waren für mich drei: Der Patzer von Rafinha im Hinspiel, die Aktion von Ulreich gestern Abend – vor allem aber der Pass von Tolisso kurz zuvor. Der war fatal. Tolisso hat da die verkehrteste Entscheidung getroffen. Ulreich musste im Bruchteil einer Sekunde eine Entscheidung treffen – wenn er sich dann noch mal umentscheidet, wie er es getan hat, ist es zu spät. Aber: Auch wenn diese Fehler auf dem Niveau ein Champions-League-Halbfinale entscheiden können, so passieren sie doch.

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Hat Bayern etwas falsch gemacht? Nein! Und mit Unvermögen hat das für mich auch überhaupt nichts zu tun. Für mich hat das in diesem Fall vor allem mit Glück zu tun und vielen kleinen Dingen, die zusammen gekommen sind. Zum Beispiel Real-Torwart Keylor Navas, der vielleicht das Spiel seines Lebens gemacht hat. Er spekuliert viel – und das ging in diesem Spiel zehnmal gut.

Heynckes konnte nicht alle Waffen ziehen

In meinen Augen ist es unheimlich wertvoll, dass sich Bayern trotz des Ausscheidens enormen Respekt verschafft hat in Europa. Man muss hier auch ganz klar unterscheiden zwischen dem Ausscheiden in diesem Fall und in den Jahren zuvor. Da war es verdient gegen Real, Barcelona oder Atlético – dieses Mal war das ein Mega-Auftritt über zwei mal 90 Minuten. Es war kein Abschlachten. Ich kann mich an kein Ausscheiden in den letzten Jahren erinnern, das so unverdient war.

Ich habe schon oft betont: Um die Champions League zu gewinnen, müssen ganz viele verschiedene Faktoren stimmen – zum Beispiel der, dass die besten Spieler fit und in Topform sind. Das war einfach nicht der Fall. Robben, Vidal, Coman oder Boateng waren nicht dabei. Das sind Waffen, die Jupp Heynckes nicht ziehen konnte.

Lewandowski sollte eines nicht vergessen

Einer, mit dem das übrigens gar nichts zu tun hat, ist Robert Lewandowski. Er musste sich alleine gegen Ramos, Varane und am Ende auch noch Casemiro durchsetzen – das ist nicht einfach. Da muss man ihn auch mal an anderen Kriterien messen als an Toren. Er hat extrem viel für die Mannschaft gearbeitet. Die Kritik an ihm ist für mich nicht nachvollziehbar – und sie hat auch weder Hand noch Fuß.

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Ich möchte auch noch etwas zu den Wechselgerüchten um ihn sagen: Es ist nicht ewig her, dass Lewandowski seinen Vertrag unterzeichnet hat – wahrscheinlich mit der Hoffnung, Großes zu erreichen. Sein Ziel ist der Sieg in der Champions League. Wenn er nun angeblich weg will, sollte er eines nicht vergessen: Er ist bei Bayern unangefochten die Nummer eins im Angriff, das Spiel ist auf ihn zugeschnitten, deshalb hat er auch diese überragende Quote in der Liga. Klar wird er im August 30 Jahre alt, aber er hat in den nächsten Jahren die Chance, die Champions League mit Bayern zu gewinnen.

Jürgen Klopp wird froh sein

Den Hunger der Bayern wird dieses Ausscheiden nur vergrößert haben – auch wenn der Tag heute erstmal kein guter für die Spieler ist. Wenn ich mir Real Madrid anschaue, habe ich starke Zweifel, dass die in den nächsten Jahren bessere Chancen auf den Champions-League-Titel haben.

Wenn Jürgen Klopp mit Liverpool das Finale tatsächlich erreicht, wird er froh sein, dass er auf Real Madrid trifft und nicht auf den FC Bayern. Noch mal wird Real Madrid so nicht durchkommen – mit dem Glück, dass sie acht, neunmal im Sechzehner angeschossen werden und von irgendwo ein Fuß dazwischen kommt. Bei Real wird er deutlich mehr Schwächen gesehen haben, die hat Bayern aufgedeckt. Das Real Madrid von heute ist nicht mehr das dominante Real Madrid von vor einem oder zwei Jahren. Sie haben Sensationelles geleistet in den vergangenen Jahren – aber irgendwann sind der Hunger und diese unendliche Gier weg, das ist ganz normal. Und dann musst du deine Mannschaft verändern.

Frankfurt wird schwieriger als die Spiele gegen Real

Das ist genau das, was Real jetzt bevorsteht. In ein viertes Jahr nach zwei Titeln und der aktuellen Saison – wie auch immer sie ausgeht – werden sie mit dieser Mannschaft so nicht gehen.

Beim FC Bayern ist die große Frage jetzt, wie sie für das Pokalfinale in Berlin den Kopf freibekommen nach diesem Nicht-Weiterkommen. Das Spiel gegen Frankfurt in Berlin ist schwieriger als die beiden Spiele gegen Real Madrid. Es ist die große Kunst, das Aus in der Champions League aus den Köpfen zu bekommen.

Ich hätte jetzt nur noch einen Gedanken im Kopf

Wenn du zwei Spiele hattest, die so hochintensiv waren und am Ende enttäuschend – dann brauchst du Zeit, um sie zu verarbeiten. Außenstehende mögen meinen: Du hast Leverkusen im Halbfinale 6:2 geschlagen und Frankfurt in der Liga mit einer C-Mannschaft 4:1. Aber genau diese Denkweise ist völlig falsch. So einfach ist das nicht. Das ist eine rein mentale Geschichte. Das wird Tage dauern, bis man wieder bereit ist.

Jupp Heynckes hat den Pokal erst einmal gewinnen können. Als Spieler hätte ich jetzt nur noch einen einzigen Gedanken: Diesen großartigen Menschen und Trainer mit dem Pokalgewinn zu verabschieden. Ich hoffe, das geht den aktuellen Bayern-Spielern auch so.

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