t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeSportFußballFrauenfußballEM

Frauen-EM: Giulia Gwinn verletzt raus – ein böses Déjà-vu zur Unzeit


"Man sieht es an ihrem Blick"
Ausgerechnet sie


05.07.2025 - 09:09 UhrLesedauer: 3 Min.
Giulia Gwinn: Die 26-Jährige hat bereits einen langen Leidensweg hinter sich.Vergrößern des Bildes
Giulia Gwinn: Die 26-Jährige hat bereits einen langen Leidensweg hinter sich. (Quelle: IMAGO/Frank Hoermann / SVEN SIMON)
News folgen

Beim EM-Auftakt gegen Polen musste Deutschlands Kapitänin nach nur 40 Minuten verletzt vom Platz – der Schock trübte die Euphorie.

Aus St. Gallen berichtet Kim Steinke

Loading...

Giulia Gwinns Tränen sagten mehr als jede medizinische Einschätzung. Als die Kapitänin der deutschen Nationalmannschaft in der 36. Minute des EM-Auftaktspiels gegen Polen am Boden lag, war die Sorge groß, dass es sich um mehr als nur eine harmlose Blessur handeln könnte. Sie hielt ihr linkes Knie, das Gesicht verzogen vor Schmerz.

Die Außenverteidigerin des FC Bayern stand noch einmal auf und kehrte auf den Platz zurück. Doch sie humpelte – und ging kurz darauf erneut zu Boden. Als die Kameras ihre verweinten Augen einfingen, war klar: Etwas stimmte ganz und gar nicht.

Torhüterin Ann-Katrin Berger erklärte nach dem Spiel: "Ich wusste von vornherein, dass Giuli Hilfe braucht." Das 2:0 gegen Polen geriet fast in den Hintergrund. Deutschland gewann das EM-Spiel – doch der Preis war hoch. Bundestrainer Christian Wück sprach nach Abpfiff von einem "bitter erkauften Sieg". Noch ist keine endgültige Diagnose gestellt. Erst ein MRT soll Klarheit bringen.

Dass die Angst groß ist, liegt nicht nur an der aktuellen Situation – sondern an der Geschichte, die Giulia Gwinns Karriere begleitet. Mit ihren erst 26 Jahren ist sie inzwischen Gesicht, Herz und Seele der DFB-Frauen. Doch ihr Weg dahin war gepflastert mit Schmerzen.

Das Verbindungsglied

Zwei Kreuzbandrisse hat Gwinn bereits hinter sich. Im Februar 2020 erwischte es im EM-Qualifikationsspiel gegen Irland das rechte Knie. Die damals 19-Jährige war auf dem Platz kaum zu trösten. Später erinnerte sie sich: "Auf dem Rasen selbst war ich sehr hysterisch. Das war ein Moment, da hat es mir wirklich den Boden unter den Füßen weggezogen."

Sie kämpfte sich zurück, spielte in Topform – nur um zwei Jahre später erneut einen harten Kampf anzutreten. Dieses Mal riss das Kreuzband im linken Knie beim Training mit der Nationalmannschaft im Oktober 2022. Die WM 2023 verpasste sie komplett. 322 Tage dauerte es, ehe sie auf den Platz zurückkehrte. "Es war unfassbar schön, wieder auf dem Platz zu stehen – noch emotionaler als beim ersten Comeback", sagte sie nach ihrer Rückkehr im August 2023.

Dass nun ausgerechnet beim EM-Auftakt wieder das linke Knie betroffen ist, wirkt wie ein böses Déjà-vu zur Unzeit. Noch gibt es Hoffnung. Aber: Sollte es erneut eine schwere Verletzung sein, würde Gwinn vermutlich monatelang fehlen – in einem Moment, in dem sie für ihr Team wichtiger ist, denn je.

Sie ist mehr als nur eine Außenverteidigerin. Gwinn ist Kapitänin und Verbindungsglied zwischen den Generationen. Sie lernte von der alten Garde um Alexandra Popp und Marina Hegering – und betrat nun mit einer neuen, technisch besseren Mannschaft die EM-Bühne. Gwinn baute das Team mit auf, übernahm Verantwortung. Julia Šimić sagte im Gespräch mit t-online über die Bayern-Spielerin: "Sie ist in diese Führungsrolle durch starke Leistungen hineingewachsen, ohne sie groß für sich zu beanspruchen." Mehr dazu lesen Sie hier.

Spiele

"Schock für uns alle"

Ihre Auswechslung beschäftigte die deutsche Mannschaft vor allem emotional. Laura Freigang erklärte: "Es ist extrem bitter, Giuli ist so ein wichtiger Mensch für uns, auch natürlich als Spielerin." Es sei jetzt wichtig, ihr zu zeigen, "dass wir alle an sie denken und für sie da sind". Jule Brand, Torschützin zum 1:0, sprach von einem "Schock für uns alle". Denn: "Wenn Giuli liegt, dann ist es nie etwas Gutes, weil sie normalerweise direkt wieder aufsteht."

Abwehrchefin Janina Minge war eine der ersten Spielerinnen, die zu Gwinn eilten: "Man sieht es an ihrem Blick", erinnerte sie sich an die Szene. Nach Gwinns Auswechslung übernahm Minge die Kapitänsbinde. Auch wenn der Fokus nun auf dem kommenden Duell gegen Dänemark am Dienstag (ab 21 Uhr im t-online-Liveticker) liegt, steht für sie fest: "Wir müssen als Mannschaft zusammenstehen und ihr (Gwinn, Anm. d. Red.) beistehen."

Für Gwinn kam die erst 21-jährige Carlotta Wamser ins Spiel. Die umgeschulte Stürmerin bestritt dabei erst ihr drittes Länderspiel. Bei einem möglichen Ausfall von Gwinn könnte sie die Rechtsverteidigerposition übernehmen. Gwinns Präsenz und ihr Führungsanspruch lassen sich jedoch nicht einfach ersetzen. Und so würde ein Turnier, das mit Hoffnung begann, plötzlich von Ungewissheit begleitet.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen vor Ort
  • Gespräche in der Mixed Zone mit Laura Freigang, Ann-Katrin Berger, Janina Minge und Jule Brand
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...


Bleiben Sie dran!
App StorePlay Store
Auf Facebook folgenAuf X folgenAuf Instagram folgenAuf YouTube folgenAuf Spotify folgen


Telekom