"Da kommt ein geballter ICE" DFB-Frauen vor Showdown gegen den Angstgegner
Ein bisschen sticheln, ein bisschen bangen und jede Menge Vorfreude – die Atmosphäre vor dem WM-Halbfinalduell der DFB-Frauen gegen die USA könnte kaum emotionaler aufgeladen sein. In Montreal treffen in der Nacht zum Mittwoch (1.00 Uhr) die zweimaligen Weltmeister in einem vorgezogenen Endspiel aufeinander. Es wird ein Duell auf Augenhöhe erwartet, dass das Team von Bundestrainerin Silvia Neid für sich entscheiden will. Doch die Amerikanerinnen haben noch eine Rechnung mit den Deutschen offen.
"Jetzt geht´s um die Wurst. Wir können es kaum erwarten und hoffen, dass der lange Tag rumgeht", sagte Mittelfeldspielerin Alexandra Popp vor der Partie in der kanadischen Metropole. Torhüterin Nadine Angerer war angesichts der starken Gegnerinnen ebenfalls ein wenig hibbelig: "Da kommt ein geballter ICE auf uns zugerast."
USA mehr als selbstbewusst
Zumindest äußerlich zeigten sich die US-Girls weniger nervös. "Sie werden schon vor dem Spiel so tun, als hätten sie es bereits gewonnen. So war es immer. Über Körpersprache und ihr lautes Auftreten wollen sie Dominanz herstellen", beschrieb Neid die Siegermentalität der USA.
Auch Angerer weiß um die Stärken der Konkurrenz: "Sie pushen sich unglaublich vor jedem Spiel. Amerikanerinnen haben irgendwie so ein eingebautes optimistisches Gen. Sie glauben immer bis zum Schluss an sich."
Wer holt den dritten Stern?
Die USA ist für Deutschland fast so etwas wie der Angstgegner. Nur gegen die US-Girls hat die Nationalmannschaft eine negative Bilanz (sechs Siege aus 32 Spielen). Zudem hat das Team von Jill Ellis mit den DFB-Mädels noch eine Rechnung offen. Bei der WM 2003 siegte Deutschland 3:0 über die als unschlagbar geltende USA und krönte sich später zum Weltmeister. Jetzt greifen beide Teams nach dem dritten Stern.
"Es spielen die Nummer eins der Welt gegen die Nummer zwei", betonte Neid die Brisanz der Partie und stichelte: "Ich weiß aber, dass die USA gern die Nummer eins sein wollen." Die Bundestrainerin erwartet deshalb ein temporeiches Duell, bei dem beide Mannschaften "alles geben werden, um ins Finale einzuziehen."
"Vielleicht die größte Herausforderung"
Von großer Bedeutung ist womöglich die Leistung der beiden Torfrauen. Angerer und ihre Gegenspielerin Hope Solo gehören zu den Besten weltweit. Bei der laufenden Endrunde kassierte die US-Keeperin bisher nur einen Gegentreffer. "Das Spiel ist für beide Torhüterinnen vielleicht die größte Herausforderung", sagte die amerikanische Stürmerin Alex Morgan.
Neben Angerer konnte auch Dzsenifer Maroszan überzeugen. Daher hofft die DFB-Elf auf eine rechtzeitige Genesung ihres Jokers. Die 23-Jährige laboriert an einer Bänderdehnung am linken Knöchel. „Der Fuß hat sich verbessert, ob sie spielen kann, wissen wir aber noch nicht“, sagte Neid.
Einfache Anleitung zum Sieg
Der Schlüssel zum Sieg der Deutschen könnte, wie schon beim Sommermärchen der Männer, im Teamgeist liegen. Angerer freute sich unlängst über das gute Zusammenspiel zwischen jungen und erfahreneren Spielerinnen. Die Kapitänin verstand es auch nach dem schwachen Auftritt gegen Thailand, die Mannschaft zusammenzuschweißen.
Neid wollte den Zusammenhalt noch einmal stärken und bot auch den Jüngeren an, sie zu duzen. Zudem machte die 51-Jährige eine klare Ansage: Solo hat nur ein Gegentor auf dem Konto? „Dann wird es Zeit, dass sie noch eins kriegt.“ Und natürlich gilt es selbst keines zu kassieren.