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Eklat bei WM 2023: Die Skandale von Spaniens Verbandschef Luis Rubiales


Skandalakte des spanischen Verbandsbosses
Grillabend oder Sexparty?


Aktualisiert am 22.08.2023Lesedauer: 4 Min.
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Luis Rubiales: Er sorgte bereits öfter für Aufsehen.Vergrößern des Bildes
Luis Rubiales: Er sorgte bereits öfter für Aufsehen. (Quelle: IMAGO/Gabriel Bouys)

Luis Rubiales polarisiert – nicht erst durch seine umstrittene Aktion nach dem Finale bei der WM der Frauen. Der 45-Jährige ist bereits in der Vergangenheit aufgefallen – mehrfach.

Immer wieder war Luis Rubiales beteiligt. Die Bilder nach dem großen Fußball-Finale der Frauen in Sydney zeigten zwar insbesondere den großen Jubel der neuen spanischen Weltmeisterinnen, die ihren ersten Titel feierten. Die Szenen mit dem übergriffig werdenden spanischen Verbandschef aber sorgten für Aufregung und deutliche Kritik. Rubiales hatte Starspielerin Jenni Hermoso bei der Siegerehrung ungefragt auf den Mund geküsst. Obwohl die Fußballwelt deshalb vom 45-Jährigen empört ist, war es nicht sein erstes Vergehen.

Fünf Jahre ist er bereits im Amt, fünfmal ist er negativ aufgefallen.

"Lass uns die Saudis melken"

Im April 2022 veröffentlichte das spanische Portal "El Confidencial" Audiodateien, in denen sich Rubiales mit dem früheren Barça-Verteidiger Gerard Piqué über die Vergabe des spanischen Supercups nach Saudi-Arabien austauschte. Das Endspiel findet seit 2019 in der Wüste statt. Der Verband verdiene damit jeweils 30 Millionen Euro pro Jahr, Piqués Unternehmen, das den Deal zustande gebracht hatte, kassiere vier Millionen Euro als Provision.

Durch den Verkauf der Rechte sei Rubiales' Gehalt gestiegen, auch Piqué habe davon finanziell profitiert. Aus einem Telefonat zwischen den beiden Spaniern geht das Zitat hervor: "Lass uns die Saudis melken."

Mit Verbandsgeldern bezahlte "Sexparty"

Im Mai 2022 dann wurde Rubiales von seinem eigenen Onkel und früheren Stabschef Juan Rubiales bei der spanischen Antikorruptionsstaatsanwaltschaft angezeigt. Sein Neffe soll sich Anfang 2020 mehrere Arbeitstage lang unter anderem mit acht bis zehn Frauen vergnügt haben.

Die Party in einer Villa im südspanischen Städtchen Salobreña solle sich dabei zu einer Orgie entwickelt haben. Finanziert hatte Rubiales offenbar alles mit Geldern des "RFEF". Der spanische Verband selbst bestreitet die Vorwürfe und sprach von einer "berüchtigten Kampagne" des damaligen Stabschefs. Rubiales beschrieb den Vorfall als Grillabend mit Freundinnen. Juan Rubiales war bis 2020 als Stabschef des Verbandes tätig und wurde dann von seinem Neffen entlassen.

Abneigung gegen drei spanische Klubs und ein Streit vor Gericht

Nur wenige Monate später veröffentliche das spanische Portal erneut private Nachrichten von Rubiales. In Chatverläufen war nachzulesen, wie sich der Verbandspräsident respektlos über die La-Liga-Klubs Villarreal, Sevilla und Valencia äußerte. Es seien die drei Mannschaften, die er am wenigsten leiden könne. Er schrieb unter anderem: "Wollen wir doch mal sehen, ob wir diese Palangana fi**en." Der Ausdruck steht dabei für Waschschüssel und gilt als verächtliche Bezeichnung des in Weiß spielenden Klubs aus Sevilla.

Neben respektlosen Kommentaren musste sich Rubiales bereits im Juni 2021 zweimal privat vor Gericht verantworten. Der Grund: Er hatte einen Streit mit einer Architektin, die vier Jahre zuvor Rubiales' Haus renoviert hatte. Im ersten Fall wurde dem Verbandspräsidenten Körperverletzung vorgeworfen, im zweiten klagte hingegen Rubiales wegen wiederholter Belästigung gegen ihn und seine Töchter von der Frau. In beiden Fällen entschied sich das Gericht zugunsten von Rubiales.

Angespanntes Verhältnis zwischen Verband und Profis

Trotz mehrerer Aufreger in seinem Leben sorgte Rubiales am vergangenen Wochenende erneut für Wirbel. Für seinen Kuss hagelte es ordentlich Kritik – gegen die er sich wehrte: "Idioten gibt es überall. Wenn zwei Menschen miteinander eine unwichtige Geste der gegenseitigen Zuneigung teilen, darf man dem Mist, der da gesagt wird, keine Beachtung schenken", hatte er vor seiner Entschuldigung bei Radio "Marca" erklärt. Bayerns Aufsichtsratsmitglied Karl-Heinz Rummenigge war ähnlicher Meinung. Im Fußball sei Emotionalität wichtig, man solle die "Kirche im Dorf lassen", meinte das Aufsichtsratsmitglied des FC Bayern.

Kuss-"Opfer" Hermoso hatte in einer ersten Reaktion kurz nach der Siegerehrung auf einem Video aus der Kabine gesagt: "Das hat mir nicht gefallen." Sie hätte nicht gewusst, wie sie hätte reagieren sollen. Bernd Neuendorf empfand Rubiales' Verhalten ebenfalls als unangemessen: "Ich habe mir vorgestellt, man wäre in einer ähnlichen Situation: Ich glaube, ich hätte nicht so gehandelt", sagte der DFB-Präsident. Donata Hopfen, die frühere Geschäftsführerin der Deutschen Fußball Liga, meinte: "Wenn das nicht von beiden Seiten gewollt ist, dann ist das ein ganz schwieriges Verhalten."

Auch die deutsche Ex-Nationalspielerin Tabea Kemme empfand den Übergriff als völlig fehl am Platz. "Ich wünsche mir, dass die Menschen, die für den psychischen Machtmissbrauch im spanischen Verband verantwortlich sind, aus dem System genommen und sanktioniert werden", schrieb die Olympiasiegerin von 2016 am Montag in ihrer Kolumne für das Nachrichtenportal t-online.

Ohnehin kommt der spanische Verband nicht zur Ruhe: Im vergangenen Jahr waren nach der EM in England insgesamt 15 Nationalspielerinnen aus Protest gegen Spaniens Verband und den umstrittenen Nationaltrainer Jorge Vilda vorübergehend zurückgetreten. Nur drei kamen anschließend zurück und schafften gegen England sensationell den Triumph im WM-Finale.

Eigentlich wollte die Mannschaft 2022 erwirken, dass sich der Verband von Vilda trennt, doch das passierte nicht, stattdessen hielt vor allem Rubiales öffentlich zu ihm. Grund für den Spielerinnen-Protest: Durch unangebrachte und überzogene Kontrollmaßnahmen soll psychischer Druck aufgebaut worden sein, berichteten Medien übereinstimmend.

Das Verhältnis zwischen Nationalcoach und Mannschaft ist angeblich immer noch nicht störungsfrei. Das war auch beim Jubel nach dem Titelgewinn in Australien zu sehen, denn die Spielerinnen feierten lange ohne das Trainerteam. Zudem sorgte Vilda am Finaltag für Aufsehen, als er seiner Co-Trainerin Montserrat Tomé an die Brust fasste. Mehr dazu lesen Sie hier.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
  • 20min.ch: "Sexparty und Saudi-Deal - die Skandal-Akte des Kuss-Präsidenten"
  • bild.de. "Die Skandal-Akte des Spanien-Bosses"
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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