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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Geldregen im Europapokal Millionen stehen auf dem Spiel: RB Leipzig droht ein Fiasko

RB Leipzig steht im Saisonendspurt vor einem sportlichen Schlamassel. Das hätte für die Sachsen noch schlimmere Folgen – vor allem finanziell.
RB Leipzig droht am Wochenende ein sportliches Fiasko. Nach der verpassten Champions-League-Qualifikation könnte es für die Sachsen sogar die erste Spielzeit ohne europäischen Wettbewerb seit der Bundesliga-Premierensaison 2016/17 geben. Denn Leipzig stürzte am vergangenen Samstag in der Bundesliga auf Platz sieben ab, der für keinen internationalen Wettbewerb reicht.
Nach dem 0:0 in Bremen hat der Bundesligist mit vier Punkten Abstand keine Chance mehr auf Platz vier. "Man bekommt das, was man verdient", sagte Leipzig-Torhüter Péter Gulácsi. Die Champions League war eigentlich das klar erklärte Ziel des Klubs. "So eine Leistung", fauchte Sport-Geschäftsführer Marcel Schäfer, "ist eines Champions-League-Anwärters nicht würdig." Auch Mitspieler Christoph Baumgartner wurde deutlich: "Das tut weh, es herrscht pure Enttäuschung." Man brauche "nichts schönzureden", die Situation sei "brutal abgefuckt".
Zudem ist auch die Europa League kaum zu erreichen. Denn an der nehmen der Tabellenfünfte und der Sieger des DFB-Pokals teil. Auf dem fünften Platz steht aktuell der BVB. Zwar haben die Sachsen nur drei Punkte Rückstand auf die "Schwarzgelben", doch Dortmund hat das deutlich bessere Torverhältnis, RB müsste elf Tore aufholen. Und im Pokalfinale spielt Leipzig auch nicht mit. Bleibt also fast nur die Conference League, für die Platz sechs nötig wäre. Dort steht aktuell der FSV Mainz 05, der genauso wie Leipzig 51 Punkte hat, aber ein besseres Torverhältnis vorweisen kann.
RB verliert Chance auf viel Geld
Leipzig bleibt dennoch motiviert, hat die Conference League als neues Ziel ausgerufen. Christoph Baumgartner sagte: "Besser jeder andere Wettbewerb als gar nichts. Unter der Woche den anderen zuschauen zu müssen, ist das Beschissenste, was es gibt." Leipzig braucht dafür allerdings einen Sieg gegen den VfB Stuttgart und muss zeitgleich auf einen Patzer der Mainzer gegen Bayer Leverkusen hoffen. Bei einem Sieg der Nullfünfer sieht es für Leipzig düster aus.
Auch finanziell hat die Teilnahme Auswirkungen auf den Verein. In der ablaufenden Saison profitierten die Sachsen noch von 18,62 Millionen Euro für die Teilnahme an der Champions League, kassierten mit einem Sieg weitere 2,1 Millionen Euro an Siegprämie. Als Tabellen-32. erhielten sie zudem 1,25 Millionen Euro aus der Platzierungsprämie. Sollte RB die Mainzer von Platz sechs verdrängen und sich für die Conference League qualifizieren, sehen die Zahlen schon anders aus.
Denn im drittkleinsten europäischen Wettbewerb beträgt die Startprämie für jedes der 36 Teams lediglich 3,17 Millionen Euro – also mehr als 15 Millionen Euro weniger als in der Champions League. Dazu kommen nur 400.000 Euro pro Sieg, 133.000 Euro für ein Unentschieden. Die besten acht Teams der Ligaphase erhielten jeweils 400.000 Euro zusätzlich, die Plätze neun bis 16 immerhin noch 200.000 Euro.
"Ist sportlich wie wirtschaftlich eine ordentliche Herausforderung."
Im Falle eines Finaleinzugs kann Leipzig immerhin insgesamt weitere 8,6 Millionen Euro über die K.-o.-Phase einheimsen – und weitere 3 Millionen Euro beim Gewinn der Conference League obendrauf packen. Mit der Champions League sind diese Zahlen aber nicht zu vergleichen. Und sollte sich der Klub nicht einmal für die Conference League qualifizieren, wäre der Super-GAU perfekt.
Denn Leipzigs finanzielle Situation ist ausbaufähig. Im Geschäftsjahr 2023 erzielten die Sachsen zwar den dritthöchsten Umsatz der Bundesliga (396 Millionen Euro), wiesen aber auch die höchsten Verbindlichkeiten aus (310,6 Millionen Euro). 100 Millionen Euro durch den Umbau der Red-Bull-Arena, 200 Millionen Euro für den Ausbau der Fußballabteilung inklusive Ablösen und weitere Schulden beim Konzern Red Bull. Der Gesellschafter hatte Leipzig mehrfach Darlehen zur Verfügung gestellt. Die Einbußen aus der fehlenden Europapokal-Qualifikation würden die Situation verschärfen.
Im Sommer wartet nun ein großer Umbruch. Leipzig wird laut Geschäftsführer Schäfer "ein Stück weit mehr verändern müssen, als man vielleicht am Anfang der Saison gedacht hat." Und er fügte hinzu: "Das ist sportlich wie wirtschaftlich eine ordentliche Herausforderung." Zunächst muss der Klub das Traineramt besetzen, hat mit Cesc Fàbregas (Como) und Oliver Glasner (Crystal Palace) zwei Coaches im Visier, die eine höhere Ablöse fordern könnten. Crystal Palace fordert laut einem Bericht der "Bild" mehr als 20 Millionen Euro.
Für Sport-Geschäftsführer Marcel Schäfer ist die verkorkste Saison nun eine Chance, "weil wir jetzt die Dinge verändern, die wir sowieso schon gesehen haben." Es gehe darum, die Pläne "mit aller Konsequenz anzugehen und auch umzusetzen", um wieder eine "richtige RB-Mannschaft" zusammenzustellen.
- Eigene Recherche
- dfl.de: Finanzkennzahlen: Klubs der Bundesliga in der Saison 2024-25
- kicker.de: "So setzen sich die Europapokal-Prämien ab 2024/25 zusammen"
- kicker.de: "Eine Saison in Trümmern und nicht absehbare Folgen: Leipzigs große Herausforderungen" (kostenpflichtig)
- transfermarkt.de: "Goldgrube Champions League: Wie sich die Prämien nach der Reform neu aufschlüsseln"
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