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Bundesliga in der Kneipe: Ist damit bald Schluss?


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Stirbt das Bundesliga-Gucken in der Kneipe aus?

Von t-online
Aktualisiert am 10.07.2015Lesedauer: 4 Min.
Weiterhin beliebt bei deutschen Fußballfans: Das Bundesliga-Gucken in der Kneipe.
Weiterhin beliebt bei deutschen Fußballfans: Das Bundesliga-Gucken in der Kneipe. (Quelle: Stepniak/imago-images-bilder)
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Von Nico Herold

"Als ich 2008 angefangen habe, Sky zu übertragen, habe ich 90 Euro im Monat bezahlt", erzählt ein Kneipenbesitzer t-online.de, der nicht namentlich genannt werden möchte: "Heute bin ich bei 700 Euro im Monat." Für ihn sind die Preise, die der Pay-TV-Sender verlangt, durch die reinen Erlöse aus dem Getränkeverkauf nicht mehr zu stemmen.


Schlichter Charme: Deutschlands Stadion-Perlen in der Foto-Show

Wenn es um die stimmungsvollsten Stadien Deutschlands geht, darf die frühere Bremer Brücke (hier im Jahr 2008) natürlich nicht fehlen. Klein (gut 16.000 Plätze), eng, ohne Tartanbahn und inzwischen komplett überdacht präsentiert sich das Stadion des VfL Osnabrück. Hier feierten die deutschen Fußball-Frauen 1989 vor 23.000 Fans ihren ersten EM-Titel.
Mag sein, dass das Stadion am Böllenfalltor nicht mehr in die moderne Fußball-Welt passt. Ein Hingucker ist die riesige Stehtribüne (hier noch ohne Sitzplätze im Gästeblock) in der Heimstätte des Sensations-Aufsteigers SV Darmstadt 98 aber allemal. Der Stadionname leitet sich aus Pappeln, den sogenannten Böllen ab, die hier einst standen.
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"Ich kann mir Fußball bald nicht mehr leisten"

Er ging daher in die Offensive und verlangt nun von seinen Gästen an Bundesliga-Spieltagen einen Euro extra für das erste Bier oder den ersten Kaffee. Eine Methode, die nicht ganz den Richtlinien von Sky entspricht, weshalb er auch anonym bleiben möchte. "Wenn ich den Sky-Euro nicht nehme, dann kann ich mir nächstes Jahr Fußball nicht leisten", berichtet er. Das Konzept stößt bei seinen Gästen auf Zuspruch: "Meine Besucher sagen ganz klar: Wir würden auch zwei Euro bezahlen, da sie einfach Fußball mit Freunden zusammen in der Kneipe schauen wollen."

Der Barbesitzer freut sich, dass das Konzept bei den Gästen ankommt. Doch er weiß auch, dass es bei der nächsten Preissteigerung für ihn ganz eng wird. "Wenn Sky noch einmal erhöht, ist das für mich existenzbedrohend", gibt er zu. Seine Bar ist auf Fußball ausgelegt. Wird der nicht mehr angeboten, bricht ihm der Umsatz weg. Doch steigen die Preise weiter, sind die Kosten bald nicht mehr tragbar - ein Dilemma, nicht nur für ihn. Er ist der Meinung, dass weitere Barbesitzer bald aussteigen müssten, da sich die Preise niemand mehr leisten könne.

Sky verteidigt Preiserhöhung

Mit Sorge blickt er daher auf die Verhandlungen für den nächsten TV-Vertrag, den die DFL mit ihren Fernseh-Partnern abschließen will. Die Rechnung ist leicht: Steigen die Kosten für die TV-Sender, werden diese am Ende wieder auf die Verbraucher abgewälzt. Und das waren in den letzten Jahren vornehmlich Barbesitzer. Bereits im Oktober kündigt sich schon die nächste Preiserhöhung an. Für den Kneipenwirt könnte das bereits das Ende sein.

Sky verteidigt auf Nachfrage von t-online.de die Erhöhung: "Die aktuelle Preisanpassung liegt im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Wir bieten unseren Kunden aber die Möglichkeit, ihren bisherigen Preis für weitere 12 Monate zu behalten." Voraussetzung dafür sei eine Vertragsverlängerung um 24 Monate. Damit würden die Kneipiers für ein Jahr garantiert ihren bisherigen Preis bezahlen. Sollte im kommenden Jahr eine Preisanpassung notwendig sein und sollte diese dann mehr als 5 Prozent betragen, gelte weiterhin das Sonderkündigungsrecht.

Sorgenvoller Blick Richtung England

Sky selbst den schwarzen Peter in die Schuhe zu schieben, ist freilich zu einfach. Die Preise für die Übertragung bestimmt nicht der Sender, sondern die DFL. Und die macht keinen Hehl daraus, was in Sachen TV-Vermarktung in den kommenden Jahren das Ziel ist: die Premier League. Dort werden Jahr für Jahr Summen bezahlt, die jeden Bundesliga-Manager in Ehrfurcht erstarren lassen. Mit dem neuen Vertrag soll die riesige Lücke verringert werden.

In diesem Zusammenhang lohnt sich daher ein Blick auf die Insel. Wer in England alle Spiele live verfolgen möchte, zahlt umgerechnet stolze 80 Euro pro Monat. Da kommt man bei Sky in Deutschland aktuell mit 17 Euro relativ kostengünstig weg. Wenn sich die Bundesliga in Sachen TV-Vermarktung aber an der Premier League orientiert, kann man sich leicht ausrechnen, dass dieser Preis wohl nicht mehr allzu lange zu halten sein wird.

"Sky will das Bar-Gucken nicht mehr"

"Ich weiß nicht mehr, wer sich das leisten kann, wenn die Bundesliga Preise erzielt wie in England", fragt sich der Barbesitzer. Für ihn ist klar, wie Sky trotz steigender Kosten das Geld refinanzieren möchte. Und zwar auf Kosten des Kneipen-Guckens: "Für mich ist ganz klar: Sky will das Bar-Gucken nicht mehr. Wir sind diejenigen, die Ihnen die Privatkunden wegnehmen." Würden mehr Leute einzeln gucken und nicht in Lokalen, könnte der Sender in Zukunft immer wieder die Preise anziehen, so seine Theorie.

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Er zeichnet ein düsteres Szenario: "Sie wollen mehr Privatverträge verkaufen, die sie gerade sehr günstig anbieten, damit jeder sagt: 'Dann hol ich mir halt Sky zu Hause, wenn ich es nicht mehr in meiner Kneipe gucken kann.' Und sobald alle privat bei Sky sind, ziehen sie die Preise an, so wie sie es bei uns in der Gastronomie gemacht haben."

Manche Kneipiers beißen "in den sauren Apfel"

Viele Barbesitzer behalten diese Problematik lieber für sich und zahlen weiter die horrenden Summen. "Sollte ich keine Bundesliga mehr zeigen, werden meine Gäste zu den Kollegen gehen, die nochmal in den sauren Apfel beißen", weiß der Kneipier.

Doch er selbst will und kann bald nicht mehr. Und das geht vielen so. Eine traurige Entwicklung, denn auch er weiß: "Meine Gäste wollen diese Kultur des gemeinsamen Schauens. Das macht es ja auch aus." Gut möglich, dass es genau dies aufgrund der Kostenexplosion der TV-Rechte und der damit einhergehenden Preise bald kaum noch geben wird.

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