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Schweinsteiger-Abschied: "Für Basti war es der Wahnsinn"


Schweinsteiger: "Froh über jeden Fan"
DFB-Abschied unter fragwürdigen Bedingungen

Von t-online
Aktualisiert am 01.09.2016Lesedauer: 4 Min.
Bastian Schweinsteiger schämte sich seiner Tränen nicht.Vergrößern des BildesBastian Schweinsteiger schämte sich seiner Tränen nicht. (Quelle: dpa-bilder)
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Aus Mönchengladbach berichtet Thomas Tamberg

Der kleine Junge wusste nicht wie ihm geschah. Selten zuvor dürfte die Rolle eines Einlaufkindes bei Fußballspielen so bedeutend gewesen sein wie bei Bastian Schweinsteigers 121. und letzten Länderspiel seiner Karriere.

Überwältigt vom minutenlangen Beifall der Zuschauer verlor Bastian Schweinsteiger vor dem Anpfiff des Test-Länderspiels gegen Finnland (2:0) zusehends die Fassung und ließ seinen Tränen freien Lauf.

Emotionen zu spüren

Aufgewühlt von den Emotionen während seiner offiziellen Verabschiedung drückte der 32-Jährige dem Einlaufkind erst den DFB-Wimpel in die Hand. Als der scheidende DFB-Kapitän nicht mehr wusste wohin mit seinen Händen, legte er sie auf die Schultern des Knirpses.

Und als DFB-Präsident Reinhard Grindel dem Weltmeister zum Abschied auch noch ein Bild in die Hand drückte, reichte Schweinsteiger es flugs auch noch an das Einlaufkind weiter, das sich nach Kräften mühte, allen Aufgaben gerecht zu werden.

Der kleine Junge hat dem deutschen Fußballstar mächtig geholfen, seine emotionale Achterbahnfahrt einigermaßen in der Bahn zu halten. Es war zu spüren, wie viel Schweinsteiger die Nationalmannschaft bedeutet. Da stand er nun auf dem Rasen, hinter ihm die Mannschaften aufgereiht und schämte sich seiner Tränen nicht.

Bedingungen wurden Schweinsteiger nicht gerecht

Die Zuschauer im Mönchengladbacher Borussia-Park sahen das alles auf der Videoleinwand, klatschten noch lauter und der "Fußballgott" musste noch heftiger weinen. Dieses Wechselspiel ging minutenlang. Bevor das Spiel überhaupt angefangen hatte, war somit eine Frage bereits beantwortet: Wie würdig wird der letzte Auftritt im DFB-Trikot von Schweinsteiger?

Die Zuschauer, die gekommen waren, gaben jedenfalls alles. Doch die Rahmenbedingungen wurden dem 32-Jährigen nicht gerecht. Nur 20.000 Tickets waren im Vorfeld abgesetzt worden - für ein Testspiel gegen einen höchstens zweitklassigen Gegner. Das lag gewiss auch an den hohen Eintrittspreisen, die bereits im Vorfeld für Kritik gesorgt hatten. Am Ende waren es letztlich rund 30.000 Zuschauer im Stadion. Ein Armutszeugnis für den DFB, doch das ist eine andere Geschichte.

"Für Basti war es der Wahnsinn"

Die Anwesenden jedenfalls feierten ihren Kapitän und Weltmeister lautstark vor, während und nach der Partie. "Ich bin froh gewesen für jeden einzelnen Zuschauer, der da war. Es bedeutet mir sehr viel, so einen Abschied bekommen zu haben. Ich bin sehr glücklich", sagte Schweinsteiger nach der Partie und gab zu, dass er nicht gedacht hätte, dass ihn dieses Spiel so berühren würde. "Dieser Tag gehört zu den emotionalsten meiner Karriere."

"Die Stimmung war gut, auch wenn es nicht ausverkauft war", sagte Thomas Müller und freute sich für seinen nun ehemaligen Teamkollegen. "Für Basti war es der Wahnsinn. Die Fans haben richtig Lärm gemacht. So stellt man sich einen Abschied vor." Auch Bundestrainer Joachim Löw sah es ähnlich: "Es war der Abschied, den er verdient hat. Ohne ihn wären diese Erfolge so nicht möglich gewesen. Er wird mir fehlen."

Gesicht der Nationalmannschaft mitgeprägt

Nicht nur Löw wird der emotionale Leader fehlen. Zwölf Jahre hat Schweinsteiger das Gesicht der Nationalmannschaft entscheidend mitgeprägt. Er startete 2004 in der tiefsten Rumpelfußballdepression als Hoffnung auf bessere Zeiten und führte zehn Jahre später neben Philipp Lahm als gefühlter Kapitän Deutschland zum Weltmeistertitel. Mit Schweinsteiger tritt einer der größten Fußballer, die dieses Land hervorgebracht hat, von der Nationalmannschaftsbühne ab.

"Nur eine Handvoll Spieler haben so ein Standing wie er", sagte Niklas Süle nach der Partie ehrfurchtsvoll. Der 20 Jahre alte Hoffenheimer gab sein Debüt in der Nationalmannschaft und schwärmte: "Es war ein besonderes Spiel, Seite an Seite mit ihm zu spielen. Schade, dass er jetzt geht, wo ich komme. Für mich ist es natürlich toll, wenn ich erzählen kann, dass ich bei Bastis Abschied dabei war. Er ist ein super Sportler."

Es sind Worte wie diese, ehrlich vorgetragen in der Mixed Zone des Stadions, die den Beobachter einen kurzen Einblick in das Innenleben der Nationalmannschaft verschaffen und die hohe Wertschätzung vermittelt, die Schweinsteiger dort genießt. Der Ex-Bayern-Spieler ist nun Vergangenheit, Süle heißt die Gegenwart. Wie Max Meyer, Torschütze zum 1:0, Kevin Volland und Julian Brandt durfte er gegen Finnland von Beginn an ran.

"Junge Spieler haben die richtige Einstellung"

Löw will in Hinblick auf die WM 2018 in Russland den Umbruch einleiten. Dafür durfte dieses Quartett der Youngster gegen die Skandinavier vorspielen. Zwar war der Gegner kein echter Maßstab, dennoch zeigten sie allesamt gute Ansätze und Einsatzbereitschaft. Sie dürfen wohl alle wiederkommen. "Die jungen Spieler haben alle sehr viel Talent und die richtige Einstellung. Das brauchen wir", lobte Müller seine neuen Mitspieler.

Schweinsteiger wird indes nicht mehr kommen. Bei seinem letzten Auftritt wurde deutlich, wie sehr der Generationswechsel voranschreitet. Er allein hatte mehr Länderspiele bestritten, als sämtliche Teamkollegen zusammen, die gegen Finnland in der Start-Elf standen (117), obwohl sogar Mario Götze mit 56 Einsätzen darunter war.

Schweinsteiger behält die Binde einfach an

Und so wusste Schweinsteiger gar nicht, wem er die Kapitänsbinde übergeben sollte, als er nach 68 Minuten für Julian Weigl das Feld verließ. Er gab sie letztlich niemandem, sondern ging mit ihr vom Feld. Jetzt soll die Binde einen Ehrenplatz bekommen. Vielleicht in der Nähe des Fernsehers.

Dort wird sich Schweinsteiger nach eigener Aussage wohl aufhalten, wenn seine Nationalmannschaft in Oslo gegen Norwegen (Sonntag, ab 20.30 Uhr im Live-Ticker bei t-online.de) ihr erstes WM-Qualifikationsspiel bestreitet.

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