Julian Draxler auf dem Weg zur Weltklasse

Für die deutsche Nationalmannschaft gab es in der vergangenen Woche viel Lob. Die verdienten Siege gegen Australien und Kamerun sowie der heiße Fight gegen Südamerika-Meister Chile waren ein Zeichen dafür, dass die Perspektiv-Elf des DFB den schweren Aufgaben gewachsen ist. Besonders einer tut sich hervor – Julian Draxler.

Als Bundestrainer Joachim Löw den Confed Cup-Kader bekanntgab, stellte sich eine Frage: Wer wird das Team als Kapitän anführen? Skhodran Mustafi? Jonas Hector? Die Entscheidung fiel auf Julian Draxler. Der 23-Jährige war bis dahin nicht unbedingt als Führungsperson oder Sprachrohr aufgefallen, musste nun aber diese Rolle einnehmen. Draxler wusste sich zu beweisen und macht damit einen großen Schritt zur Weltklasse.

Taktgeber und Regisseur

Es war die 48. Minute, als Julian Draxler mit einem feinen Hackenpass Kerem Demirbay bediente, der gegen Kamerun das erlösende 1:0 erzielte. Nachdem Deutschland in der ersten Hälfte kaum gegen die hartnäckige Defensive der Kameruner durchkam, war die Torvorlage des Kapitäns der Knotenlöser für das Spiel der DFB-Elf.

Er geht vorneweg, zeigt sich stets anspielbar. Seine Rolle als Führungsspieler füllt Julian Draxler komplett aus. Im Spiel gegen Australien übernahm er kurz vor der Pause Verantwortung und verwandelte den Elfmeter zum 2:1. Gegen eine erfahrene chilenische Mannschaft führte er das junge deutsche Team zu einem verdienten Unentschieden. Als Taktgeber und Regisseur im Mittelfeld ist er an nahezu jeder deutschen Chance beteiligt und trägt einen wesentlichen Teil dazu bei, dass Deutschland mit sieben Toren die beste Offensive des Turniers stellt.

"Er hat keine Angst, seine Qualitäten einzusetzen"

im deutschen Team ist er ein Allrounder. Mal unterstützt er die Verteidiger beim Spielaufbau, arbeitet dem Sturm zu oder weicht auf die Außen aus. "Julian hat eine unglaubliche Flexbilität und sehr viele Möglichkeiten. Er hat keine Angst, seine Qualitäten einzusetzen", schwärmt Joachim Löw.

Auch von seiner taktischen Vielseitigkeit macht der Bundestrainer gerne Gebrauch. "Für Gegner ist es schwierig, ihn in den Griff zu bekommen", so Löw. im Spiel der deutschen Nationalmannschaft hat Draxler deshalb wenig Einschränkungen: "Egal, wie unsere Aufstellung aussieht. Julian wird immer viele Freiheiten bei mir haben", gibt der Bundestrainer zu.

Kein ewiges Talent

Dass Julian Draxler viel Potenzial besitzt, stand immer außer Frage. Schon als Jugendspieler glänzte der ehemalige Schalker durch seine Qualitäten am Ball. Doch die mangelnde Konstanz seiner Leistungen ließ Kritiker aufkommen, die ihm das Zeug zu einem Weltklasse-Spieler absprachen. Auch die Zeit in Wolfsburg war für Draxler mehr Fluch als Segen.

Der Wechsel nach Paris kam für den 23-Jährigen im richtigen Moment. Mit einer starken Rückrunde in Frankreich spielte sich Draxler zurück in den Fokus und war bereit für den Confed Cup. Für den Kapitän geht es bei dem "Perspektivturnier" um mehr, als nur Spielpraxis. Sein Potenzial deutet er nicht nur an, sondern zeigt es auch. In den letzten Wochen hat sich Draxler enorm entwickelt und seine Chance genutzt. Für den Kapitän war es ein Schritt in Richtung Weltklasse.