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U21-EM: Felix Uduokhai: "Einige von uns werden es nach ganz oben schaffen"


Felix Uduokhai vor U21-EM
"Einige von uns werden es nach ganz oben schaffen"

InterviewVon Tim Lüddecke, Sportbuzzer

Aktualisiert am 06.06.2019Lesedauer: 4 Min.
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Felix Uduokhai zeigt in einem Länderspiel Richtung Himmel: Der gläubige U21-Nationalspieler will es ganz nach oben schaffen.Vergrößern des Bildes
Felix Uduokhai zeigt in einem Länderspiel Richtung Himmel: Der gläubige U21-Nationalspieler will es ganz nach oben schaffen. (Quelle: PA Images/imago-images-bilder)

In zehn Tagen startet die U21-EM in Italien und San Marino. Vor dem Turnierstart spricht DFB-Verteidiger Felix Uduokhai über die Unterschiede zwischen Nationalteam und Verein sowie über Jungstars in 500-PS-Autos.

Herr Uduokhai, wer sammelt bei der U21 eigentlich die Bälle ein?

Felix Uduokhai (21): (lacht) Ach, da packen wirklich alle mit an. Egal ob Kapitän, ob Torjäger, oder ob zwei Jahre jünger – das ist völlig wurscht.

In manchen Klubs spiegelt sich darin die Hierarchie eines Teams wider.

Aber die ist bei der U21 ohnehin sehr flach. Bei uns geht es nicht darum: Das ist der Älteste, das ist der Jüngste. Wir sind alle mehr oder weniger in demselben Alter. Man befindet sich mit jedem auf Augenhöhe.

So ein Trainingslager samt EM darf man sich dann also vorstellen wie eine Klassenfahrt?

Ich war bislang noch nie bei einem Turnier dabei. Aber man braucht auf jeden Fall diesen Wechsel von Lockerheit und Anspannung. Und wenn man da die richtige Mischung hat, ist das schon eine geile Sache.

Gibt es eine Mannschaftskasse?

Es wird immer davon gesprochen und auch schon mal vom Kapitän damit gedroht, wenn man mal etwas zu spät zur Abfahrt oder zur Besprechung kommt, was natürlich nicht vorkommen sollte. Aber bislang habe ich noch keine Mannschaftskasse gesehen. Fraglich, ob die also wirklich existiert. (lacht)

Würden Sie sagen, es geht anders zu bei der U21 als bei einem Bundesligisten?

Ja, schon. Aber nur weil es noch "Junioren" heißt, sollte man diese Aufgabe nicht unterschätzen. Das Niveau ist trotzdem sehr hoch. Es steht aber vielleicht etwas mehr die Entwicklung im Vordergrund – weil eben nur junge Spieler da sind.

Inwiefern?

Es ist die klare Ansage vom Trainer, dass die U21 eine Durchlaufstation ist. Deswegen ist auch die individuelle Förderung ein entscheidender Punkt, einige von uns werden es nach ganz oben schaffen. Aber man weiß eben auch: Stand jetzt geht es nur mit dem Team. Davon profitieren am Ende alle.

Es können aber nicht alle spielen.

Obwohl wir das natürlich alle gern würden, das spürt man schon, wir sind hungrig. Alle wollen einfach nur kicken – und dabei gehen wir auch mal ein bisschen mehr Risiko ein, als man das in der Bundesliga machen würde.

Wie kommt's?

Einerseits durch das Alter und die Unbekümmertheit. Andererseits auch, weil das Trainerteam von jedem Einzelnen fordert, seine Stärken zu zeigen. Wir sollen was probieren, uns zeigen – das macht ja auch einfach Spaß. Ich persönlich schätze das ganz besonders an der U21. Und es tut uns jungen Kerlen auch sehr gut.

Werden Fehler somit auch eher mal verziehen?

Na ja, wenn man sagt "Trau dich!", dann geht man immer auch davon aus. Das heißt nicht, dass man so viele Fehler machen kann, wie man will. Aber überhaupt den Mut zu haben, in ein Eins-gegen-Eins zu gehen oder einen gefährlichen Pass zu spielen – das wird gern gesehen.

Wer sind diese Typen Straßenfußballer im deutschen Kader?

Ich denke da an Mo (Mahmoud Dahoud, d. Red.), aber auch Flo (Florian Neuhaus, d. Red.) spielt sehr instinktiv. Nadiem (Amiri, d. Red.) ist ebenfalls ein guter Zocker, der fein am Ball ist. Und in der Abwehr haben wir mit Benjamin Henrichs auch einen super Techniker! Aber eigentlich hat ja auch jeder von uns mal auf dem Bolzplatz angefangen.

Für welchen Tabellenplatz würde es mit dieser Truppe in der Bundesliga reichen?

Ich kann mir schon vorstellen, dass wir einen einstelligen Tabellenplatz belegen würden.

Kann man als U21-Nationalspieler eigentlich noch unerkannt durch die Stadt gehen?

Mit der gesamten Mannschaft? Da würden uns schon einige ansprechen. Aber ich persönlich kann mich noch sehr frei bewegen – was mir auch ganz recht ist.

Sie geben sich selbst ohnehin gern sehr "normal" und bescheiden. Haben Sie Tattoos?

Nee. Das habe ich auch nicht vor.

Schon mal ein goldenes Steak probiert?

(lacht) Natürlich denkt man sich da seinen Teil zu, aber so etwas ist mir eigentlich ganz egal. Wenn jemand sein eigenes Geld verdient, dann kann er damit tun und lassen, was er will. Klar fragt man sich heutzutage auch, wenn ein 20-Jähriger mit einem 500-PS-Auto herumfährt: In welcher Welt leben wir? Aber ich bin vorsichtig, darüber zu urteilen, ohne den Menschen persönlich zu kennen.

Wer hilft Ihnen, bodenständig zu bleiben?

Meine Familie natürlich, meine Freunde – und der Glaube an Jesus Christus. Wenn ich die Möglichkeit habe, versuche ich in die Kirche zu gehen und einen Gottesdienst zu besuchen. Oder ich lese in meiner stillen Zeit in der Bibel.

Was gibt Ihnen das?

Für mich ist das ein festes Fundament, auf dem ich stehe. Darauf baut für mich alles andere auf, ich schöpfe Kraft daraus, hole mir Ruhe – und auch Freude. Mit ein paar Spielern bei der U21 bin ich da auch im Austausch.

Neben Jordan Torunarigha und Lukas Nmecha sind Sie auch einer von drei Spielern im Kader, die nigerianische Wurzeln haben.

Beim letzten Lehrgang war auch noch Emma (Emmanuel Iyoha) dabei. Da ist uns aufgefallen, dass wir vier Naija Boyz – das ist eine Abkürzung für nigerianische Jungs – sind. Da mussten wir auch ein bisschen schmunzeln und meinten schon: Da können wir bald eine eigene Nationalmannschaft aufmachen. (lacht)


Apropos, hat Sie der nigerianische Verband bereits kontaktiert?

Ja, Kontakt gab es in den letzten Monaten öfter. Aber sie respektieren, dass ich da noch meine Zeit haben möchte und brauche. Daher ist das aktuell noch kein Thema.

t-online.de und das RedaktionsNetzwerk Deutschland der Madsack-Mediengruppe, zu der das Portal "Sportbuzzer" gehört, kooperieren im Sport. Der Autor dieses Textes ist Redakteur des "Sportbuzzer".

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