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FC Aberdeen: Noch besser als mit Sir Alex – Das erfolgreichste Team Europas


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Fußballwunder an der Nordseeküste
Der derzeit beste Klub Europas


26.10.2024Lesedauer: 4 Min.
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Erfolgreichster schottischer Trainer überhaupt: Sir Alex Ferguson ist vor dem Pittodrie-Stadion in Aberdeen lebensecht nachgebildet. (Quelle: IMAGO/Jane Barlow/imago)
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Aberdeen ist auf dem Papier das erfolgreichste Team Europas – ein Fußballmärchen an der rauen schottischen Nordseeküste. Vieles erinnert an die Zeiten des großen Alex Ferguson.

Es gibt sie: diese vergessenen Klubs, die jeder Fußballinteressierte über 50 Jahren kennt, aber selten genau weiß, warum. Sie heißen Nottingham Forest, IFK Göteborg, Sampdoria Genua oder FC Aberdeen. Klubs, die vor der großen Kommerzialisierungswelle des Fußballs in den 1990er Jahren europaweit bekannte Namen hatten und Titel gewannen.

Während die erstgenannten ehemaligen Europapokalsieger von Titeln ähnlich weit entfernt sind, wie Max Kruse von einem Comeback in der deutschen Nationalmannschaft, haben viele Fans an der schottischen Nordseeküste seit einigen Monaten ein langes ungekanntes Gefühl: Hoffnung. Auf eine Wiederkehr der alten Zeiten.

So wie einst in den 1980er-Jahren

Denn: Der vor 121 Jahren gegründete Aberdeen Football Club (AFC) erlebt seit drei Monaten einen sportlichen Höhenflug wie zuletzt in den 1980er-Jahren. Bis zum 2:2 bei Celtic Glasgow vor genau einer Woche gewann das Team aus dem Nordosten Schottlands alle Pflichtspiele dieser Saison. So gut war der Klub aus der an der Mündung der Flüsse Dee und Don gelegenen 220.000-Einwohner-Stadt, der aufgrund des starken Einflusses der Öl- und Fischereiindustrie das Label "Arbeiterstadt" anhaftet, zuletzt unter dem größten aller schottischen Fußballtrainer: Sir Alex Ferguson.

Der damals gerade 40-Jährige dominierte mit dem Außenseiter aus dem Nordwesten Schottlands nicht nur die eigentlich übermächtigen Glasgower Rivalen Celtic und Rangers, sondern holte 1983 auch den Europapokal der Pokalsieger – im Finale gegen Real Madrid. Es war die letzte Niederlage der "Königlichen" in einem Europapokalendspiel.

So surreal wie das heute wirkt, erscheint auch ein Blick auf die ersten Spiele des aktuellen Aberdeen-Trainers Jimmy Thelin. Denn der Schwede, welcher im Sommer in Aberdeen anheuerte, trainiert derzeit die erfolgreichste Mannschaft Europas – zumindest, wenn es um die Top-20-Länder laut Uefa-Ranking geht.

Bis zum 2:2 bei Celtic gewann Aberdeen alle 13 Partien dieser Saison. So eine Statistik haben selbst Real (eine Niederlage, drei Remis) und Manchester City (drei Remis) nicht.

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Zugegeben: Aberdeen spielt nicht im Europapokal und natürlich hinkt die schottische Liga im Hinblick auf Qualität und Wettbewerb Lichtjahre hinter La Liga und der Premier League zurück – aber dennoch ist die Entwicklung in Aberdeen bemerkenswert. Denn wie bei so vielen Traditionsklubs war die Hoffnung auf die Anknüpfung an glanzvolle alte Zeiten rund ums Pittodrie-Stadium seit Jahrzehnten verschwunden.

Mehr als Platz drei hinter den dominierenden Rangers (55 Meistertitel) und Celtic (54) erschien in der nationalen Liga aufgrund der großen Konkurrenz unrealistisch. Wie bei vielen traditionsreichen Teams kam in diesem Sommer einmal mehr ein neuer, unbekannter Trainer zum vierfachen schottischen Meister, der mit floskelhaften Aussagen wie "Der Verein hat so eine große Vergangenheit, hoffentlich wird er auch eine großartige Zukunft haben" seinen Dienst antrat.

Schwedischer Trainer auf den Spuren von Sir Alex

Ausgesprochen hatte dies der 46-jährige Schwede Thelin, der den Provinzklub IF Elfsborg in sechs Jahren zwar nah an die schwedische Meisterschaft heranführte, unter dem Strich aber ohne Titel oder größere internationale Reputation beim ehemaligen Europapokalsieger aufschlug.

Was ihm seitdem gelingt, lässt die Großklubs aus Glasgow (Aberdeen ist punktgleich mit Celtic an der Tabellenspitze und bereit sechs Zähler vor den Rangers) allerdings etwas ratlos zurück: Thelin hat aus Nobodys ein Team zusammengebaut, dass der "Old Firm" (Bezeichnung für die Rivalität und die Duelle zwischen Celtic und Rangers) erstmals seit Jahrzehnten die Stirn bietet.

Dabei setzt er auf internationale Einflüsse. Ganz vorn steht Pape Guèye. Der senegalesische Angreifer war in der vergangenen Saison noch an den norwegischen Erstligisten Kristiansund ausgeliehen und führt die interne Torschützenliste mit fünf Toren an. Ihm zur Seite steht der 21-jährige Finne Topi Keskinen, der vor der Saison für eine Million Euro von HJK Helsinki zu den "Dons" kam und zusammen mit dem Iren Jamie McGrath eine gefährliche Flügelzange bildet. Und dann wäre da noch der schottische Nationalspieler Kevin Nisbet, der ausgeliehen ist vom englischen Zweitligisten FC Millwall und als zentraler Angreifer vorangeht.

Mit diesen Protagonisten implementierte Coach Thelin ein Pressing-intensives, stets offensiv ausgerichtetes Spiel, das bisher im Schnitt fast drei eigene Tore pro Pflichtspiel einbrachte – wenn auch teilweise gegen unterklassige Gegner.

Ferguson gewann fünfmal, Thelin zehnmal

Das System ist derzeit so attraktiv und erfolgreich, dass selbst die größte Figur der Vereinshistorie sich wieder zu Spielen des AFC blicken lässt: Sir Alex Ferguson. Beim 2:2 am vergangenen Wochenende war er zu Gast im Glasgower Celtic Park. Möglicherweise auch, um seinen ersten legitimen Nachfolger seit vier Jahrzehnten zu sehen. Denn: Der Schwede Thelin ist sogar noch erfolgreicher gestartet als Ferguson im Jahr 1978. Damals gewann er fünf seiner ersten zehn Spiele beim AFC – Thelin siegte dagegen bei allen.

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Entsprechend hoch im Kurs stehen Vergleiche beider Trainer in der britischen Presse. Hat der schottische Underdog nach knapp 40 Jahren also erneut einen Welttrainer entdeckt, der ihn zurück in die europäische Spitze führt?

Thelin: "Wir fangen hier gerade erst an"

Während die Euphorie rund um das altehrwürdige Pittodrie-Stadium ob des aktuellen Laufs der "Dons" kaum zu stoppen ist, hält sich Jimmy Thelin äußerst bedeckt. Einen Vergleich mit Ferguson scheut er nicht nur, er hält ihn für komplett unangebracht.

Der 46-Jährige sagt lediglich: "Wir fangen hier gerade erst an, etwas aufzubauen. Das ist ein längerer Prozess." Mit seinem Team wolle er von Spiel zu Spiel besser werden und vor allem "demütig bleiben und jede Woche hart trainieren." Derartige Sätze kommen in der Arbeiterstadt Aberdeen gut an. Nicht nur, weil es Ferguson vor vier Jahrzehnten ähnlich gehandhabt hat – mit unerwartetem Erfolg.

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