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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Wirtz wechselt nach Liverpool Am Unantastbaren kann auch er nicht rütteln

Florian Wirtz läuft künftig für den FC Liverpool auf. Doch wo passt der Offensivkünstler in sein neues Team rein? Möglichkeiten gibt es einige.
Der Deal des Sommers ist unter Dach und Fach: Deutschlands Ausnahmespieler Florian Wirtz verlässt Bayer 04 Leverkusen und schließt sich dem FC Liverpool an. Von einer Ablösesumme von bis zu 150 Millionen Euro berichten mehrere Medien übereinstimmend. 125 Millionen Euro davon überweist der englische Meister laut "Bild" direkt an den Bundesligisten. Der Rest könnte noch über erfolgsabhängige Boni auf dem Leverkusener Konto landen.
Fest steht aber bereits jetzt: Wirtz ist der teuerste Transfer der Premier-League-Geschichte. Noch nie zahlte ein Verein aus Englands erster Liga mehr für einen Profi. Dementsprechend hoch dürften die Erwartungen an den 22-Jährigen sein – nicht nur beim FC Liverpool, sondern auf der gesamten Insel und womöglich auch in ganz Europa.
Im Starensemble der "Reds" wird Wirtz dementsprechend schnell seinen Platz finden müssen. Dabei dürfte Trainer Arne Slot diesen in der Startelf zunächst sogar für ihn reserviert haben – möglicherweise zum Leidwesen eines anderen ehemaligen Bundesligaspielers.
Ex-RB-Profi will seinen Platz für Wirtz nicht räumen
Der niederländische Coach praktizierte in der vergangenen Saison in der Premier League nämlich in erster Linie ein 4-2-3-1-System. Heißt: Im Mittelfeld agierte der FC Liverpool meist mit zwei defensiv und einem offensiv ausgerichteten Profi. Vor der Abwehr waren das vorwiegend der argentinische Weltmeister Alexis Mac Allister und Ex-Bayern-Profi Ryan Gravenberch. Den offensiven Part übernahm in aller Regel Dominik Szoboszlai, früher für RB Leipzig aktiv.
Den Ungarn könnte die Verpflichtung von Wirtz nun am härtesten treffen. Denn die Position hinter den Spitzen ist auch die favorisierte Rolle des DFB-Stars. In der vergangenen Spielzeit lief Wirtz in 40 seiner 45 absolvierten Partien im offensiven Mittelfeld auf, präsentierte sich dort mit 13 Toren und 12 Assists überaus gefährlich. Es ist die Position, auf der Wirtz als Denker und Lenker des Spielgeschehens agieren und Liverpool damit sportlich wohl am ehesten auf das nächste Level heben kann.
Szoboszlai wiederum machte zuletzt deutlich, dass er seinen Platz nicht so einfach an Wirtz herschenken will (mehr dazu lesen Sie hier). Die Verpflichtung birgt dementsprechend auch Konfliktpotenzial.
Wirtz spielte auch schon andere Positionen
Möglicherweise könnten Szoboszlai und Wirtz aber künftig auch zusammen die gegnerischen Abwehrreihen durcheinander wirbeln. In der Champions League setzte Slot beispielsweise vornehmlich auf ein offensives 4-3-3-System, in dem Gravenberch als alleiniger Sechser vor der Abwehr spielte, Mac Allister hingegen sich in der Offensive neben Szoboszlai einordnete. Heißt: Wirtz könnte im Zweifelsfall auch dem Argentinier seinen Platz streitig machen.
Möglich ist aber auch, dass beispielsweise Szoboszlai in die Angriffsreihe vorrückt und damit den Platz für Wirtz im Mittelfeld freimacht – oder umgekehrt. Denn in Leverkusen spielte der Deutsche in einigen wenigen Fällen auch mal auf der linken oder rechten Außenbahn. Zudem kam Wirtz auch schon als hängende Spitze und sogar als Mittelstürmer zum Einsatz. Letzteres war beispielsweise beim Sieg im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen FC Bayern im vergangenen Dezember (1:0) der Fall.
Kongeniales Duo mit Luis Díaz möglich
Dass Wirtz in Zukunft auf dem rechten Flügel gebraucht wird, ist indes eher unwahrscheinlich. Dort ist Liverpools Top-Star Mohamed Salah seit Jahren unantastbar. Daran wird auch Wirtz nicht rütteln können. Auf den beiden anderen Positionen in der offensiven Dreierreihe ist die Lage jedoch eine andere. Hier duellieren sich ohnehin mehrere Profis um die verfügbare Spielzeit.
Luis Díaz wurde von Slot in der vergangenen Saison vornehmlich auf Linksaußen, aber auch wiederholt als Mittelstürmer eingesetzt. Zwischen dem Kolumbianer und Wirtz könnte sich auf dem Platz dementsprechend eine kongeniale Beziehung entwickeln, die es beiden ermöglicht, selbst innerhalb eines Spieles die Positionen zu tauschen und für Unruhe in der gegnerischen Defensive zu sorgen.
Möglich wäre das für Wirtz aber womöglich auch mit Cody Gakpo oder Diogo Jota an seiner Seite. Beide kamen in der zurückliegenden Spielzeit wie Díaz sowohl auf links als auch im Sturmzentrum auf ihre Einsatzminuten, wobei der Niederländer eher den Flügel bearbeitete, der Portugiese wiederum mehr in vorderster Front agierte. Mit Darwin Núñez hat der FC Liverpool aktuell zudem noch einen echten Stoßstürmer unter Vertrag, den Wirtz von links aus mit Vorlagen füttern könnte. Der Uruguayer gilt aber auch als potenzieller Wechselkandidat, könnte den Klub zeitnah verlassen.
Wirtz wird sich auch mal auf der Bank wiederfinden
So oder so wird die Qualität des Liverpooler Offensivabteilung in der kommenden Saison außerordentlich hoch sein – auch oder vielleicht sogar gerade wegen Florian Wirtz. Womöglich wird dieser sich im Laufe der Saison aber auch mal auf der Bank wiederfinden. Satte 56 Partien absolvierte der FC Liverpool nämlich in der vergangenen Saison und damit noch einmal sechs mehr als Bayer Leverkusen.
2021/2022, damals noch unter Jürgen Klopp, traten die Engländer sogar einmal zu 63 Spielen innerhalb einer Runde an. Ein Rhythmus, der den Profis wenig Zeit zur Regeneration lässt, zumal viele von ihnen zwischenzeitlich auch noch für ihre Nationalteams auflaufen. Arne Slot wird seine Startelf dementsprechend immer mal wieder anpassen müssen – und auch Stareinkauf Florian Wirtz hin und wieder eine Pause gönnen.
- bild.de: "Wegen des Liverpool-Wechsels: Millionen-Zahlung an Wirtz-Eltern"
- transfermarkt.de: FC Liverpool
- Eigene Recherche