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Nationalmannschaft: Kompetenz-Loch beim DFB – wer folgt auf Bierhoff?


Bierhoff-Nachfolge
Ist es Verzweiflung?

  • Noah Platschko
Von Noah Platschko

11.01.2023Lesedauer: 3 Min.
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Rudi Völler: Der frühere DFB-Teamchef gilt als Kandidat für die Bierhoff-Nachfolge.Vergrößern des Bildes
Rudi Völler: Der frühere DFB-Teamchef gilt als Kandidat für die Bierhoff-Nachfolge. (Quelle: IMAGO/Eibner-Pressefoto)

Das Jahr 2023 ist beim DFB ein Übergangsjahr. Allerdings ein extrem wichtiges, denn ein großes Highlight steht vor der Tür. Und nicht nur Personalfragen machen Probleme.

Die Fastenzeit ist für Christen eine sehr elementare Zeit im Jahr. Buße und Besinnung sollen die Gläubigen auf das zentrale Ereignis ihres Glaubens vorbereiten: den Tod und die Auferstehung Jesu an Ostern. 40 Tage lang übt man sich in Verzicht, ehe das Leben wieder seinen gewohnten Gang gehen kann.

40 Tage können lange dauern, nicht nur beim Fasten. Bezogen auf die deutsche Nationalmannschaft fühlen sie sich wie eine halbe Ewigkeit an. Denn der Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft. Und seit die DFB-Elf vor 40 Tagen, am 1. Dezember 2022, trotz eines 4:2-Sieges gegen Costa Rica in der Vorrunde der WM in Katar gescheitert ist, dreht sich das Rad stetig weiter: Oliver Bierhoff, der einstige Heiland, ist weg – eine neue "Task Force" wurde geboren. Doch die entscheidenden Fragen sind gut 17 Monate vor der Heim-EM in Deutschland noch lange nicht geklärt.

Ergebnisse am 19. Januar?

Allen voran jene der Bierhoff-Nachfolge, oder, um beim österlichen Vergleich zu bleiben, der Suche nach dem Erlöser, die sich in die Länge zieht. DFB-Präsident Bernd Neuendorf hatte zwölf Tage nach dem Vorrunden-Aus betont, sich Zeit lassen zu wollen. "Bei allem Verständnis für Tempo geht es darum, die richtigen Entscheidungen zu treffen und nichts zu überstürzen", verkündete er am 13. Dezember.

Mit der Gründung eines Expertenrates sollte offenkundig ein vorhandenes Kompetenz-Loch im Verband gestopft werden – und die Frage geklärt werden, welche Voraussetzungen wiederum ein Nachfolger Oliver Bierhoffs mitbringen muss. Vor Weihnachten traf sich dieser Kreis ein erstes Mal, am 19. Januar soll ein zweites Treffen stattfinden. Dann mit einem zu kommunizierenden Ergebnis?

Herthas Fredi Bobic gilt weiterhin als aussichtsreicher Kandidat, er kennt den DFB-Standort Frankfurt noch gut aus seiner Zeit bei der Eintracht. Mit Rudi Völler tauchte am späten Dienstagabend aber ein weiterer Anwärter auf, der sich der Nachfolge Bierhoffs annehmen könnte.

"Grundsätzlich sieht meine Lebensplanung anders aus", sagte Völler der "Bild". Bis zum vergangenen Jahr hatte der 62-Jährige als Geschäftsführer bei Bayer Leverkusen gearbeitet, von 2000 bis 2004 betreute er die Nationalmannschaft als Teamchef und führte sie 2002 ins WM-Finale.

Zurück in die Vergangenheit

Diesen Erfolg konnte die Mannschaft zwei Jahre später in Portugal nicht bestätigen. Das EM-Aus in der Vorrunde zwang Völler zum Rücktritt – und läutete die Ära Löw/Bierhoff ein, die bis zum Jahr 2018 als eine durchaus erfolgreiche bezeichnet werden konnte. Dass Völler, Spitzname Tante Käthe, nun der Mann sein soll, der die Weichen für die Zukunft stellen soll, darf jedoch mit Argwohn betrachtet werden.

Zumal Völler, der sich in der Vergangenheit mit sexistischem Auftreten nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben soll, selbst Mitglied des neu gegründeten Expertenrats ist. Ein fünfköpfiger Rat, der die Lösung der Probleme in seinen eigenen Reihen findet? Sollte sich dies bewahrheiten, dürfte die Verzweiflung bei den handelnden Personen noch größer sein als angenommen.

Dabei ist das Jobprofil, das der Nachfolger Bierhoffs mitbringen muss, öffentlich noch gar nicht klar kommuniziert. Auch eine Zweiteilung der Aufgaben ist denkbar. Eine weitere DFB-interne Arbeitsgruppe, mit Generalsekretärin Heike Ullrich an der Spitze, soll den Arbeitsbereich des Nachfolgers oder der Nachfolger abstecken – wiederum in Abstimmung mit dem Expertenrat.

Jubiläumsspiel steht an

Aktuell wird also daran gearbeitet, jemanden zu finden, der die Arbeit machen soll. Und es liegen eine Menge Themen auf dem Tisch im Übergangsjahr 2023. Da Deutschland 2024 Gastgeber ist, wird das Team von Hansi Flick dieses Jahr nur Testspiele absolvieren.

Im März, Juni, September, Oktober und November stehen jeweils zwei Partien an, deren Gegner erst noch ermittelt werden müssen. Hinzu kommt im Sommer, in dem auch eine USA-Reise im Raum steht, das 1000. Länderspiel der DFB-Geschichte, das vom Zeitpunkt wohl unpassender nicht liegen könnte. Denn groß zum Feiern ist im Verband aktuell niemandem zumute.

Viel größer dürfte allerdings die Aufgabe sein, das Phlegma abzulegen, das dem DFB-Team hierzulande anhaftet. Bei den deutschen Fans eine vergleichbare Stimmung zur WM 2006 zu erzeugen, könnte angesichts der sportlichen Enttäuschungen sowie in der Vergangenheit auf Verbandsebene produzierten Skandale eine Mammutaufgabe werden.

Wer auch immer die Aufgabe übernimmt, ist nicht zu beneiden. Er muss, wie es Jürgen Klopp einst in Liverpool preiste, die Fans von "Zweiflern zu Glaubenden" machen. Eine schwierige Mission mit ungewissem Ausgang – und ohne Garantie, dass alle Sünden vergeben werden.

Verwendete Quellen
  • Pressekonferenz mit Bernd Neuendorf
  • Eigene Recherche
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